- Astronomie im Berchtesgadener Land - Der Sternenhimmel im Juni 2020Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Juni um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. M31 stellt die Andromedagalaxie dar - die lichtstärkste Galaxie am nördlichen Himmel und die einzige ihrer Art, die bei uns mit bloßem Auge sichtbar ist; man muss allerdings warten, bis sie nach Mitternacht hoch genug über dem Horizont steht. Bzgl. Jupiter und M13 vgl. den Text. Otto Pilzer [Zum Vergrößern bitte Bild anklicken] Obwohl gefühlt der Winter gerade erst vorüber ist, findet im Juni bereits die Sommersonnenwende statt, ab der die Tage schon wieder kürzer werden. Dies ist in diesem Jahr am 20. Juni um 22:44 Uhr der Fall. An diesem Tag befindet sich die Sonne nahezu in der größten Entfernung zur Erde, erreicht in unseren Breiten zu Mittag den höchsten Stand über dem Horizont und es ist an diesem Tag so lange hell wie sonst an keinem Tag im Jahr. Dieser Tag markiert auch den kalendarischen Sommerbeginn. Der Sternenhimmel zeigt sich im Juni in einer Übergangsphase von den typischen Frühlings- zu den Sommer-Sternbildern. Während in der Abenddämmerung der Frühlingsbote Löwe noch am südwestlichen Himmel zu sehen ist, kommen in den weiteren Stunden mehr und mehr die sommertypischen Sternbilder zum Vorschein. Gut orientieren kann man sich dabei am sogenannten Sommerdreieck. Dieses wird aus den jeweils hellsten Sternen dreier Sternbilder gebildet: Vega in der Leier, Deneb im Sternbild Schwan und Atair im Adler. Hat man diese drei hellen Sterne gefunden, kann man relativ leicht die dazugehörigen Sternbilder ausfindig machen. Ausgehend von der Leier findet man etwas westlich das große Sternbild Herkules, das sich aber nur aus eher weniger hellen Sternen zusammensetzt. Dennoch lohnt es sich, dieses Sternbild etwas genauer anzuschauen, findet man darin doch den sehr markanten und gut zu beobachtenden Kugelsternhaufen M13. Dieser ist bereits mit einem Feldstecher zu erkennen, aber er wirkt am eindrucksvollsten in einem Fernrohr mit großer Öffnung und kleiner Vergrößerung, in dem sich ab ca. 10 cm Objektivdurchmesser in den Randbereichen bereits die ersten Sterne auflösen lassen. Mit seiner Helligkeit von 5,8mag liegt er in einer Entfernung von rund 25.000 Lichtjahren und wurde 1714 von Edmond Halley entdeckt. Tief im Süden ist das Sternbild Skorpion mit seinem hellen Stern Antares zu sehen. In unseren Breiten entfaltet der Skorpion aufgrund seiner horizontnahen Lage jedoch nicht seine volle Pracht. Seine Scheren ragen zwar ausgehend von Antares in den Nachthimmel, der lange Schwanz bleibt in Mitteleuropa jedoch unseren Beobachtungen verborgen. Gegenüber vom Skorpion, über dem Nordhorizont, ist die Kassiopeia zu bestaunen. In dieser Lage ist ihre typische Form des Buchstaben W auch deutlich zu sehen. Kein Wunder also, dass dieses Sternbild auch als Himmels-W bezeichnet wird. Im Juni sind auch viele der Planeten sehr gut zu beobachten. Dabei stört es kaum, dass in den Sommermonaten der Himmel nur relativ kurze Zeit absolut dunkel ist, denn Planeten können meist auch schon schön in der Dämmerung bewundert werden. Alle mit bloßem Auge sichtbaren Planeten können im Laufe des Monats aufgefunden werden. Für Merkur sollte man sich allerdings nicht zu viel Zeit lassen, denn der sonnennächste Planet ist nur gleich zu Beginn des Monats gut zu sehen. Am 4. Juni erreicht er seine größte östliche Elongation und ist dabei tief im Nordwesten in der Abenddämmerung zu erkennen. Ab der Mitte des Monats wird Venus zum Morgenstern. Dabei geht sie gegen halb 5 Uhr früh auf, verschwindet aber kurze Zeit später bereits in der Morgendämmerung. Gegen Ende des Monats ist die -4.7mag helle Venus dann bereits ab etwa halb 4 Uhr zu erkennen und dominiert dabei zunehmend den morgendlichen Himmel. Am 19. des Monats kommt es zu einer Venusbedeckung durch den Mond, die jedoch von uns aus nicht zu beobachten sein wird. Dennoch lohnt sich an diesem Tag der Blick zur Venus, denn um 5 Uhr morgens kommen sich Venus und Mond bis auf 2,6° nahe, das sind gut fünf Vollmonddurchmessser. Auch der Mars verbessert im Laufe des Monats seine Sichtbarkeit in der zweiten Nachthälfte. Mars geht gegen Mitternacht auf und hat am Ende des Monats eine Helligkeit von -0.5mag erreicht. Die beiden größten Planeten unseres Sonnensystems, Jupiter und Saturn, kommen beide im nächsten Monat in Oppositionsstellung zur Sonne. In Opposition stehen sie genau auf der gegenüberliegenden Seite der Erde wie die Sonne, erscheinen deshalb vollständig beleuchtet und sind der Erde auf ihrer Bahn ums Zentralgestirn zudem am nächsten. Das bedeutet auch, dass sich jetzt im Juni langsam ihre Aufgänge in die Abendstunden verlagern. So geht Jupiter Mitte des Monats gegen 23:20 Uhr und Saturn gegen 23:30 Uhr auf. Vor allem Jupiter erreicht dabei eine enorme Helligkeit, die nur von der Venus übertroffen wird. Jupiter ist dabei im Sternbild des Schützen und Saturn im Steinbock zu finden. Zuletzt noch die Mondphasen: Vollmond ist am 5., abnehmender Halbmond am 13., Neumond am 21. und zunehmender Halbmond schließlich am 28. Juni. Somit ergeben sich auch in den kurzen Frühsommernächten tolle Beobachtungsmöglichkeiten. Bei den Planeten hat man dabei gegen Ende des Monats immer noch die Auswahl zwischen Venus, Mars, Jupiter und Saturn. Da lohnt es sich doch, einmal länger wach zu bleiben oder den Wecker etwas früher zu stellen. Ralf Purschke
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