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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Juli 2020

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Juli um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. M31 stellt die Andromedagalaxie dar - die hellste Galaxie am nördlichen Himmel und die einzige ihrer Art, die bei uns mit bloßem Auge zu erkennen ist. Bei M13 handelt es sich um den leuchtstärksten Kugelsternhaufen am Nordhimmel, der ein schönes Feldstecher-Objekt darstellt und unter besten Bedingungen auch mit bloßem Auge sichtbar ist. Wichtig bei beiden Objekten: gute Adaption an die Dunkelheit. Bzgl. Jupiter und Saturn vgl. den Text. Otto Pilzer
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Im Juli spricht man von den sogenannten hellen Nächten im Jahreslauf. Richtig dunkel wird es nur für etwa drei Stunden um die astronomische Mitternacht herum, d.h. von 23:30 bis 2:30 MESZ. Der Preis, um auch schwache Sterne sehen zu können, geht also einher mit einem mehr oder weniger deutlichen Verzicht auf Schlafstunden. Die Belohnung dafür ist ein Blick auf die Sommermilchstraße, die sich von Norden über den Zenit bis zum Südhorizont erstreckt. Die Milchstraße kann man aber auch zu anderen Jahreszeiten sehen, wie wir wissen. Dennoch bietet der Hochsommer etwas Besonderes: Jetzt haben wir Gelegenheit, auch einen Blick auf die südlichsten von uns aus sichtbaren Areale nahe dem Zentrum unserer Heimatgalaxie zu werfen.

Dazu gehört das Sternbild des Skorpion, das um Mitternacht den Südmeridian schon deutlich überschritten hat und bald wieder unter den Horizont sinkt. Mit seinem rotfarbenen Hauptstern Antares und den markanten Scherensternen ist es nicht zu übersehen. Nur 1.5 Grad westlich von Antares befindet sich der Kugelsternhaufen M4. Mit seinen 5.8mag ist er gleich hell wie der bekannte M13 am Nordhimmel, wegen seiner horizontnahen Position kommt aber weniger Licht bei uns an. Bei klarer Horizontsicht und ohne störendes Fremdlicht ist er mit einem Fernglas aber leicht aufzufinden. Eine Besonderheit zeigt sich im Fernrohr. M4 ist der am leichtesten aufzulösende Kugelsternhaufen, sogar das kleine Fernrohr von Messier zeigte Einzelsterne. Mittlere Instrumente lösen ihn bis ins Zentrum auf, weil er nur eine geringe Konzentration aufweist.

Das zweite von uns aus sichtbare und zum Milchstraßenzentrum gehörende Sternbild ist der Schütze. Wenngleich die Ausmaße des Sternbilds am Himmel deutlich größer sind, wird er in Sternkarten durch zwei Trapeze, die über einen weiteren Stern (Lambda) miteinander verbunden sind, abgebildet. Das ist auch völlig in Ordnung, denn vor allem in diesem Bereich finden wir eine Dichte an hellen Deep-Sky-Objekten, die einzigartig ist (z.B. 15 Messier-Objekte) und von keinem anderen Sternbild erreicht wird. Ich will an dieser Stelle eine kurze Tour aufzeigen, die jeder mit einem mittleren Fernglas (z.B. 10x50) selbst machen kann.

Nehmen wir zunächst den Stern Lambda, der die zwei Trapeze verbindet, ins Visier. Nur ein Grad rechts (westlich) von ihm ist ein relativ schwacher kleiner Nebelfleck zu erkennen, der Kugelsternhaufen M28 (7mag). Wandern wir nun um 5° (im Fernglas etwa ein Bildfelddurchmesser) weiter nach Westen, so treffen wir auf den gigantischen Lagunennebel (4.5mag, Durchmesser 1°). In diesen galaktischen Nebel ist der offene Sternhaufen M8 eingebettet und hier werden neue Sterne geboren. Ohne Lichtverschmutzung und bei klarer Luft sehen wir auch mit bloßem Auge einen deutlichen Fleck.

Nun machen wir einen kleinen Schwenk nach oben. Zusammen mit dem Lagunennebel sehen wir 2° nördlich den kleinen offenen Sternhaufen M21 (6.5mag) mit im Fernglas. Unmittelbar darunter ist vielleicht auch der Trifidnebel M20 (7mag) noch zu erkennen (indirektes Sehen versuchen). Wandern wir nun mit 5° etwa ein Fernglasbildfeld nach Norden, so treffen wir auf ein größeres helles Milchstraßenfeld, die Kleine Sagittariuswolke M24 (4mag, Durchmesser 1.5°). Auch diese Wolke ist mit bloßem Auge zu erkennen.

Weitere 3° nördlich treffen wir auf den Omega- oder Schwanennebel M17 (6mag, steht im Fernglas auf dem Kopf). Mit diesem visuellen Highlight will ich unsere heutige Reise beenden. Es soll aber erwähnt werden, dass abseits dieser Tour viele weitere sehenswerte Nebel und Sternhaufen auf unsere Entdeckung warten. Diese Reise ist vielleicht etwas ambitionierter als sonst, bei guter Horizontsicht aber von jedem Interessierten nachvollziehbar.

Oppositions-Duett

Bei den Planeten jagt in diesem Monat ein Ereignis das nächste. Venus wurde vor einem Monat zum Morgenstern und strahlt bereits am 10. Juli mit -4.7mag im größten Glanz. Im Fernrohr zeigt sich momentan eine ausgeprägte Sichelgestalt. Nur vier Tage später nimmt der Gasriese Jupiter seine Oppositionsstellung ein und weitere sechs Tage danach erreicht am 20. auch der Ringplanet Saturn seine Opposition. Damit finden wir beide großen Gasplaneten die ganze Nacht hindurch über dem Horizont und können die Streifen und Wirbel in Jupiters Atmosphäre, seine vier hellen Monde und natürlich auch den fulminanten Ring um Saturn bewundern.

In der zweiten Nachthälfte kommt der rötliche Mars hinzu, der in den Fischen seine Helligkeit auf -1.1mag steigert. Gegen Ende des Monats zeigt sich im Nordosten auch noch Merkur kurz am Morgenhimmel. Die optimale Aufsuchzeit dürfte zwischen 4:45 und 5 Uhr liegen, danach wird die Morgendämmerung zu hell. Ich wünsche uns viele klare Nächte.

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2020-07-01