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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Dezember 2020

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Dezember um 21 Uhr MEZ erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. Der Orionnebel M42 im "Schwertgehänge" des Sternbilds Orion ist ein schönes Feldstecher-Objekt, aber auch nach guter Adaption an die Dunkelheit leicht mit bloßem Auge als "diffuser Fleck" sichtbar. Bzgl. M31 und Mars vgl. den Text. Otto Pilzer
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Eine außergewöhnliche Weihnachtszeit steht bevor. Die gegenwärtige Pandemie beeinträchtigt viele Aktivitäten, die sonst unsere Freizeit forderten. Nützen wir diese geschenkte Zeit, um uns dem Sinn von Weihnachten zu nähern - dem Fest der Familie. Ein bisschen dieser Zeit bleibt vielleicht sogar für einen stillen Blick zum Sternenhimmel. Im Gegensatz zu den "Umwälzungen" hier unten vermittelt er uns Beständigkeit. Ein Beispiel dafür ist z.B. die jährlich wiederkehrende Wintersonnenwende am 21. Dezember. Die Sonne erreicht an diesem Tag den südlichsten Punkt ihrer Bahn auf der Ekliptik und beginnt langsam ihre Wanderung nach Norden. Die Tage werden danach wieder länger.

Auch die Planeten zeigen Beständigkeit, wenngleich deren Jahreslauf immer etwas variiert und sich im Laufe eines Menschenlebens nie exakt wiederholt. Trotzdem können wir damit rechnen, dass sich die Venus einige Zeit als Morgenstern und dann wieder als Abendstern präsentiert. Die Morgensichtbarkeit des momentan -4mag hellen Gestirns neigt sich langsam dem Ende zu. Ganz tief im Südosten geht sie im Laufe des Monats immer später auf (Anfang 5:15 Uhr, Ende 6:30). Am Morgen des 13. wandert die extrem schmale Mondsichel ganz knapp an ihr vorbei. Nur einen Tag später ist Neumond.

Der Star der letzten Monate, unser äußerer Nachbarplanet Mars, ist nach wie vor schön zu beobachten. Seine Opposition liegt zwar schon zwei Monate zurück, aber mit einem Durchmesser von 14" (Anfang Dez.) hat er seit der Opposition erst ein Drittel seines scheinbaren Durchmessers eingebüßt. Durch das Ansteigen der Ekliptik gewinnt er sogar noch etwas an Höhe und kulminiert am frühen Abend im Sternbild der Fische. Seine Helligkeit verringert sich im Lauf des Monats um fast eine Größenklasse auf -0.3mag zu Silvester. Einen Tag vor Hl. Abend zieht der zunehmende Halbmond in 5° Abstand südlich an ihm vorbei.

Große Weihnachts-Konjunktion

Die Gasplaneten Jupiter und Saturn verabschieden sich im Januar vom Abendhimmel, geben uns zuvor aber noch eine spektakuläre Abschiedsvorstellung - es kommt zu einer sogenannten "großen Konjunktion", wie sie sich nur alle 20 Jahre ereignet. Am 21. zieht der -2mag helle Jupiter in nur sechs Bogenminuten Abstand (11 Jupiter-Durchmesser) südlich am mit 0.6mag deutlich lichtschwächeren Ringplaneten vorbei. Wer auch einige Tage zuvor und danach beobachtet, kann die Wanderung schön mitverfolgen. Mit bloßen Augen erscheinen beide wie ein heller Doppelstern, doch bereits ein Fernglas zeigt ihre wahre Natur. Im Fernrohr hat man die seltene Chance, beide Gestirne in höchster Vergrößerung gleichzeitig im Bildfeld bestaunen zu können, da der Abstand diesmal äußerst gering ausfällt. Erst in 60 Jahren werden sie sich wieder so nahekommen.

Am besten hält man schon während der Abenddämmerung ab 17 Uhr Ausschau, bevor das Planeten-Duo im Horizontdunst verschwinden kann. Generell benötigt man eine freie Sicht nach Südwesten ohne Einschränkung durch Berge etc. oder einen erhöhten Standort. Anfang des Monats sinkt Saturn gegen 19:45 unter den Horizont, Jupiter ist bereits 10 Minuten früher untergegangen. An Silvester verabschieden sich beide noch vor 18:15 Uhr. Am 17. gesellt sich die erst drei Tage alte zunehmende Mondsichel hinzu.

Um Mitternacht hat der Winterhimmel nun endgültig Einzug gehalten. Da unsere Sternkarte jedoch für 21 Uhr gilt, finden wir die Wintersternbilder eher im Osten und die westliche Hemisphäre wird noch von den Herbstkonstellationen dominiert. Andromeda mit unserer großen Nachbargalaxie M31 hat gerade den Zenit überschritten und steht fast senkrecht über uns. Beim Blick durch ein lichtstarkes Fernglas unter richtig dunklem Himmel können wir die scheinbare Ausdehnung von ca. 3 Grad (lange Achse) erahnen. Dazu empfiehlt sich ein Liegestuhl, damit wir entspannt beobachten können. Für die äußeren Ausläufer der Spiralgalaxie muss man außerdem die Technik des indirekten Sehens anwenden.

Einen ästhetischen Anblick im Fernglas bietet auch der Doppelsternhaufen h+chi zwischen den Sternbildern Perseus und Kassiopeia. Er gehört zu den Glanzlichtern des Nordhimmels und kulminiert um 21 Uhr 8° nördlich des Zenits. Bei guter Durchsicht ist das Pärchen auch mit freiem Auge als diffuser Fleck erkennbar. Im Teleskop darf man nur schwach vergrößern, um beide Komponenten gleichzeitig im Bildfeld zu haben.

Erwähnt werden sollen auch die Sternschnuppen der Geminiden, die in der zweiten Dezemberwoche aktiv sind und am 13. ihr Maximum erreichen. Der lateinische Name ist ein Hinweis darauf, dass sie dem Sternbild der Zwillinge entspringen. Da kein Mondlicht stört (Neumond am 14.), besteht die Chance, einen größeren Anteil der ca. 100 Meteore pro Stunde selbst über den Himmel huschen zu sehen. Viel Erfolg dabei und eine gesegnete Weihnachtszeit.

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2020-12-01