- Astronomie im Berchtesgadener Land - Der Sternenhimmel im April 2021Die Sternkarte ist für den 15. April um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. Bei M13 handelt es sich um den hellsten Kugelsternhaufen am nördlichen Himmel, der ein schönes Feldstecher-Objekt darstellt und unter sehr guten Bedingungen bei entsprechender Dunkeladaption auch mit bloßem Auge sichtbar ist. Bzgl. Mars vgl. den Text. Otto Pilzer [Zum Vergrößern bitte Bild anklicken] Die Sichtbarkeit der hellen Planeten verbessert sich auch im April noch nicht wesentlich. Merkur und Venus bleiben uns ohne optische Hilfsmittel verborgen, da ihr Winkelabstand zur Sonne zu gering ist. Unser äußerer Nachbar Mars ist aber nach wie vor in der ersten Nachthälfte zu sehen. Er bewegt sich rechtläufig durch den Stier, der auf unserer Sternkarte bereits am Untergehen ist. Am besten nutzt man also die frühen Abendstunden, um den roten Planeten noch in größerer Höhe beobachten zu können. Mit ca. 1.5 mag ist Mars gut eine halbe Größenklasse leuchtschwächer als Aldebaran, der rote Hauptstern im Stier. Die beiden Gasplaneten Jupiter und Saturn sind am Morgenhimmel zu sehen. Zur Monatsmitte kann der Frühaufsteher den knapp 1 mag hellen Ringplaneten ab etwa 4 Uhr MESZ am SO-Horizont begrüßen; der um drei Größenklassen deutlich hellere Jupiter folgt eine halbe Stunde später. Wegen ihrer südlichen Position im Sternbild Schütze dauert es, bis sie etwas an Höhe gewinnen. Höhere Vergrößerungen im Fernrohr machen wahrscheinlich erst in der ausgehenden Morgendämmerung Sinn. Am 6. und 7. April gesellt sich auch die abnehmende Mondsichel hinzu. Am Sternenhimmel ist der Wechsel zum Frühjahr nun endgültig vollzogen. Die bekannten Wintersternbilder Stier und Orion sind am Untergehen, die Zwillinge folgen ihnen mit etwa zwei Stunden Abstand. Im Süden kulminiert gerade der Löwe und auch die Jungfrau berührt in Kürze den Südmeridian. Etwas höher findet sich der Bärenhüter, auch Bootes oder Rinderhirte genannt. Die hellsten Sterne dieser drei Konstellationen, Regulus, Spica und Arcturus, bilden das sogenannte Frühlingsdreieck - eine Eselsbrücke für Sterngucker, um sich das alles besser merken zu können. Zwischen Löwe und Bärenhüter finden wir das Haar der Berenike, darüber die Jagdhunde und senkrecht über uns steht der Große Wagen im Zenit. Zum Haar der Berenike (lat. Coma Berenices) gibt es eine schöne Sage. Berenike war die Gattin des griechisch-ägyptischen Herrschers Ptolemäus. Sie hatte Angst um ihren Mann und versprach, ihre Locken zu opfern, wenn dieser wieder gesund aus dem Krieg heimkehren würde. Ihr Wunsch wurde erfüllt und sie opferte ihre Haare, die dann von den Göttern am Sternenhimmel verewigt wurden. Durch das Fehlen heller Gestirne fällt das Sternbild zunächst nicht auf. Die drei hellsten leuchten alle nur mit 4.3 mag und werden in Karten mit zwei Linien unter einem 90°-Winkel verbunden. Der unterste Stern heißt Diadem und trägt den griechischen Buchstaben Alpha, der mittlere Beta und der westliche Gamma. Unmittelbar südlich von Gamma können wir mit freiem Auge Berenikes Locken erspähen. Es handelt sich um einen Schwarm schwacher Sterne, der mit der Nummer 111 im Melotte-Katalog geführt wird. Mit knapp 300 Lichtjahren (LJ) Entfernung ist er der zweitnächste Sternhaufen, nur die Hyaden (= Melotte 25) im Stier stehen uns noch näher (150 LJ). Die etwa zehn hellsten Sterne verfehlen knapp die 5 mag, was als Grenzgröße für das freie Auge in unseren allgemein aufgehellten Nächten gilt. Unter günstigen Bedingungen (dunkler Standort) kann man sie also gerade noch als Einzelsterne erfassen - als aufgehellten Fleck auf jeden Fall. Mit einem kleinen Opernglas verdoppelt sich die Zahl der Sterne, weil dann auch die schwächeren "6 mag"-Mitglieder sichtbar werden. Ein normaler Feldstecher ist eher schon hinderlich, weil durch das engere Gesichtsfeld der Haufeneindruck der fast 4 Grad durchmessenden Haarlocken verloren geht. Am schönsten wäre der Blick mit freiem Auge, aber das funktioniert selbst auf dem Land nur noch unbefriedigend, weil die ausufernde Lichtverschmutzung neben dem Insektensterben auch das Kulturgut "Sternenhimmel" langsam aber sicher zerstört. Wer auf ein sog. Jäger-Fernglas (8x56, 9x63) oder ein mittleres Teleskop zurückgreifen kann und ambitioniert genug ist, kann auch ins Reich der Galaxien eintauchen. Gleich am östlichen Rand des Coma-Sternhaufens (Berenikes Haarlocken!) finden wir NGC 4565, das Musterbeispiel einer Sterneninsel in Kantenlage. Eine hauchfeine ca. 0.2° lange Lichtnadel mit einer zentralen Verdichtung bei 9.5 mag Gesamthelligkeit - das können unsere Augen von dieser Galaxie noch wahrnehmen, deren Licht 60 Mio. Jahre lang zu uns unterwegs war. Wir schauen also in die Vergangenheit. Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, kann mit einem schnellen 10°-Schwenk nach Süden in den Virgo-Galaxienhaufen eintauchen. Er beheimatet ca. 2000 Sternenwelten und einige davon sind sogar mit dem oben genannten Instrumentarium zu erkennen. Selbst wenn man nicht genau weiß, um welche Galaxie es sich handelt, macht es trotzdem unheimlich Spaß, immer wieder neue schwache Lichtfleckchen zu entdecken. Bernhard Kindermann
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