- Astronomie im Berchtesgadener Land - Der Sternenhimmel im Juli 2021Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Juli um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. M31 stellt die Andromedagalaxie dar - die hellste Galaxie am nördlichen Himmel und die einzige ihrer Art, die bei uns mit bloßem Auge zu erkennen ist. Bei M13 handelt es sich um den leuchtstärksten Kugelsternhaufen am Nordhimmel, der ein schönes Feldstecher-Objekt darstellt und unter besten Bedingungen auch freisichtig ist. Wichtig bei beiden Objekten: gute Adaption an die Dunkelheit. Bzgl. Jupiter und Saturn vgl. den Text. Otto Pilzer [Zum Vergrößern bitte Bild anklicken] Bevor wir uns dem aktuellen Sternhimmel zuwenden, werfen wir einen Blick auf einige wichtige Erscheinungen des zweiten Halbjahres. Im August ist der Sternschnuppenstrom der Perseiden wieder ein sehenswertes Ereignis. Sein Maximum ist dieses Jahr in den Morgenstunden des 12. August zu erwarten. Es wird damit gerechnet, dass diesmal sein Durchschnitt von hundert Ereignissen pro Stunde übertroffen wird. Die partielle Mondfinsternis am 19. November ist dagegen nur im Pazifikraum zu beobachten und für die totale Sonnenfinsternis vom 4. Dezember muss man in den antarktischen Raum vor Südamerika. Immerhin ist dort dann Sommer, sodass sicher einige Kreuzfahrtschiffe die Gelegenheit nutzen werden. Vormerken sollte man sich die Planeten Jupiter und Saturn, die auch in den nächsten Monaten den Abend- und Nachthimmel beherrschen werden. Juli ist die Zeit der kurzen Nächte. Die Sonne geht erst um 21 Uhr (alles MESZ) unter und die astronomische Dämmerung dauert bis kurz vor Mitternacht. Bereits gegen 3 Uhr beginnt der Himmel sich wieder aufzuhellen. Immerhin verlängert sich die Nacht im Lauf des Monats fast um zweieinhalb Stunden. Außerdem stört der Mond in der ersten Monatshälfte die nächtliche Beobachtung nicht (Neumond ist am 10. und Vollmond am 24. Juli). Das ist die beste Gelegenheit, um die südlichen Sternbilder Schütze und Skorpion zu beobachten. Sie sind sonst zu nah am Horizont oder liegen sogar darunter. Im Sternbild Schütze liegt auch das 26.000 Lichtjahre (LJ) entfernte Zentrum unserer Galaxie, der Milchstraße, welches uns aber wegen der dazwischen liegenden Gas- und Staubwolken verborgen bleibt. In diesem Zentrum befindet sich - wie in den meisten anderen Galaxien - ein supermassives Schwarzes Loch von etwa 4,3 Millionen Sonnenmassen. Nur mit Radioteleskopen und Röntgensatelliten konnten Informationen über seine Umgebung erlangt werden. Von der Richtung her befindet es sich ca. 5° rechts unterhalb des Lagunennebels M 8, der in dieser Region zu den flächenmäßig größten Objekten zählt. Dieser 6,0 mag helle Nebel ist eine Struktur aus Emissions- und Reflexionsnebeln und etwa 5.200 LJ entfernt. Im Fernglas ist er leicht aufzufinden. Etwas über M 8 liegt M 20, der Trifidnebel. Er ist etwas schwächer, hat aber eine ähnliche Struktur wie M 8. Eine dunkle Staubwolke teilt ihn in drei Teile, was zu seinem Namen geführt hat. Außerdem sind dort noch weitere Gasnebel, Offene Sternhaufen und Kugelsternhaufen. Westlich des Schützen erscheint das markante Sternbild Skorpion, von dem wir nur den nördlichen Teil sehen. Sein Hauptstern Antares (1,09 mag) ist ein Roter Riese mit dem 700-fachen Durchmesser der Sonne. Er hat eine Entfernung von ca. 600 LJ und eine Oberflächentemperatur von 3.400°. Nahe Antares liegt auch der Kugelsternhaufen M 4 (ca. 6 mag), der mit einer Entfernung von 7.000 LJ der uns nächstgelegene Kugelsternhaufen ist. Das Sternbild Skorpion wurde schon bei den Griechen und den Maya als Skorpion gesehen. Die Chinesen erkannten darin - wie nicht anders zu erwarten - einen Drachen. Wenden wir uns nun den Planeten zu. Merkur ist in diesem Monat unsichtbar. Die helle Venus (-3,9 mag) ist im Westen am Abendhimmel bald nach Sonnenuntergang zu finden, geht aber schon gegen 22 Uhr unter. Am 13. Juli überholt sie den weitaus lichtschwächeren Mars und ist um 21 Uhr 0,5° oberhalb von Mars. Ein freier Horizont und ein Fernglas sind Voraussetzungen für diese Beobachtung. Jupiter und Saturn können den ganzen Monat beobachtet werden. Zu Beginn geht Saturn (0,2 mag) um 23 Uhr im Steinbock auf, Jupiter (-2,6 mag) im Wassermann folgt eine Stunde später. Beide nähern sich ihrer Opposition zur Sonne und sind deswegen besonders hell und gut zu sehen. Wer ein Fernglas benutzt, kann die Bewegung der Galileischen Monde Jupiters verfolgen, die fast genau in einer Reihe stehen. Bei den Saturnmonden ist es leider schwieriger, da die Äquatorialebene der Saturnbahn nicht auf die Erde zeigt. Hier braucht man schon eine gute Sternkarte, um sie von den nahe liegenden Hintergrundsternen zu unterscheiden. Dafür entschädigt uns der Anblick des prachtvollen Saturnrings, der schon im Fernglas erkennbar wird. Uranus (5,8 mag) im Widder taucht jetzt wieder in der zweiten Nachthälfte auf, Beobachtungen sind zum Ende der dunklen Nacht sinnvoll. Neptun (7,8 mag) im Wassermann sucht man am besten in der Stunde nach Mitternacht auf. Beide sind erst mit einem guten Fernglas und mit Hilfe einer Aufsuchkarte beispielsweise aus dem Internet zu finden. Trotz des aufgehellten Himmels kann man in diesem Monat nach Sternschnuppen Ausschau halten. Den ganzen Monat können Alpha-Capricorniden auftreten, die ihren Radianten im Steinbock haben. Zum Maximum am 30. Juli sind allerdings nur fünf pro Stunde zu erwarten. Vom 13. Juli an kann man auf Delta-Aquariden hoffen, deren Radiant im Wassermann liegt. Ihr Maximum wird dieses Jahr am 28. Juli erwartet und die übliche Rate beträgt 20 bis 25 Sternschnuppen pro Stunde. Ab dem 16. Juli ist auch schon mit einzelnen Perseiden zu rechnen. Gerardo Inhester
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