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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im August 2021

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. August um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. Bei M13 handelt es sich um den hellsten Kugelsternhaufen des bei uns sichtbaren Nachthimmels, der ein schönes Feldstecher-Objekt darstellt und unter sehr guten Bedingungen auch ohne optische Hilfsmittel erkennbar ist (wichtig dabei: gute Adaption an die Dunkelheit). Die Andromedagalaxie M31, die lichtstärkste Galaxie am nördlichen Himmel, kann als einzige ihrer Art bei uns mit bloßem Auge gesehen werden. Bzgl. Jupiter und Saturn vgl. den Text. Otto Pilzer
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Die Nächte werden wieder deutlich länger. Im Vergleich zum Juli gewinnen wir ungefähr zwei Stunden, so dass es zur Monatsmitte nun gut fünf Stunden "astronomisch dunkel" ist (Sonne 18° unter Horizont). Für die Beobachtung der Planeten kann man jedoch auch schon die Dämmerung nutzen. Im Falle unseres inneren Nachbarn - der Venus - ist das sogar unbedingt nötig, da sie bereits zeitig untergeht (am 15. um 21:35 Uhr). Am besten suchen wir sie etwa eine Dreiviertelstunde nach Sonnenuntergang knapp über dem Westhorizont. Ein Feldstecher kann dabei hilfreich sein und eine gute Horizontsicht ist natürlich Voraussetzung.

Der sonnennahe Merkur bleibt uns im August gänzlich verborgen. Das Gleiche gilt auch für Mars, unseren äußeren Nachbarn im Sonnensystem.

Diese "relativ schwachen Auftritte" werden aber von den Gasplaneten Jupiter und Saturn mehr als wettgemacht. Beide gelangen in diesem Monat in Opposition, das bedeutet, sie stehen von der Erde aus gesehen der Sonne genau gegenüber. Sie gehen also auf, wenn die Sonne untergeht - und umgekehrt. Somit finden wir sie die ganze Nacht hindurch über dem Horizont.

Saturn erreicht seine Oppositionsstellung als erster, nämlich am 2. August. Er hält sich momentan im Sternbild Steinbock auf, d.h. tief im Süden und deutlich links der Sommermilchstraße. Mit seinen 0,2 mag ist er heller als alle Sterne in dieser Region und auch sein ruhiges Licht unterscheidet sich vom Flackern der umliegenden Sterne. Herausragendes Merkmal ist sein in dieser Ausprägung einzigartiges Ringsystem, das trotz des Durchmessers von 270.000 Kilometern nur ca. 100 Meter dick ist. Bei gleichem Größenverhältnis müsste eine Rasierklinge die Fläche von mehreren Fußballfeldern aufweisen. Der Ring zeigt sich bereits in einem kleinen Fernrohr ab 20-facher Vergrößerung.

Heute weiß man, dass es sich um hunderttausend einzelne Ringe handelt, die durch Lücken scharf voneinander getrennt sind. Die ausgeprägteste Lücke, die Cassini-Teilung, kann man bei ruhiger Luft sogar in einem mittleren Amateur-Fernrohr erkennen. Die Ringe selbst bestehen aus unzähligen kleinen Brocken und gravitative Kräfte halten das filigrane System aufrecht.

Saturn wird auch von Monden umkreist. Titan, den mit 8,5 mag hellsten von ihnen, kann man bereits in einem kleinen 2-Zöller erkennen. Oh - was ist ein 2-Zöller? Darunter versteht man ein Teleskop mit einer Objektivöffnung von 2 Zoll (= 50,8 mm). Mit einem 3-Zöller wird auch Rhea (9,8 mag) sichtbar und für die beiden innersten Begleiter Tethys und Dione (jeweils 10,5 mag) ist schließlich mindestens ein 4-Zöller notwendig. Da sich Saturn aber nur max. 23° über den Horizont erhebt, sollte man 1 bis 2 Zoll Reserve einplanen, weil ein Teil des Lichts in der dichten Atmosphäre "verloren" gehen kann. Zudem gelten die Helligkeiten nur um die Opposition herum, wenn uns Saturn besonders nahe steht.

Der Gasriese Jupiter erreicht seine Opposition knapp drei Wochen später, nämlich am 20. August. Wir finden ihn etwas östlich von Saturn im Übergangsbereich der Sternbilder Steinbock und Wassermann. Mit seinen -3 mag übertrifft er Saturns Helligkeit um Längen und ist das dominierende Gestirn am gesamten Nachthimmel. Schon im kleinen Fernrohr kann man Wolkenbänder auf seiner Oberfläche erkennen. Der Eindruck, dass er abgeplattet ist, täuscht nicht. Mit knapp 10 Stunden rotiert er so schnell, dass sein Durchmesser am Pol um 6,5 % geringer ausfällt als am Äquator.

Auch Jupiter wird von Monden umkreist und die mit Abstand hellsten von ihnen hat schon Galileo Galilei entdeckt. Von innen nach außen tragen sie die Namen Io (1,8), Europa (3,6), Ganymed (7,2) und Kallisto (16,7). In Klammern sind die Umlaufzeiten in Erdtagen angegeben. Io benötigt also nicht einmal zwei Tage für eine Umrundung, d.h. wenn er sich heute links des Planeten aufhält, finden wir ihn in der folgenden Nacht rechts davon. Dass sich bei dieser Geschwindigkeit bereits innerhalb von Stunden deutliche Positionsveränderungen zeigen, wird somit klar. Aber sogar innerhalb von Minuten kann sich etwas tun, nämlich einer der Monde hinter dem Planeten oder in seinem Schatten verschwinden. Natürlich kann der Mond auch vor Jupiter vorbei wandern und seinen Schatten auf dessen Oberfläche werfen. Für solcherlei Beobachtungen benötigt man wieder ein mittleres Amateur-Fernrohr. Um den "Tanz der Monde" um Jupiter zu verfolgen, reicht ein optisch guter Feldstecher mit tendenziell höherer Vergrößerung (z.B. 10-fach).

Zum Schluss will ich noch unbedingt an die jährliche Wiederkehr der Perseiden erinnern. Das Maximum des Meteorstroms fällt in die zweite Nachthälfte des 12. August, aber schon zwei Wochen davor werden immer wieder Sternschnuppen über das Firmament huschen. Auch der Mond steht diesmal günstig, so dass man auch schwächere Exemplare erfassen kann. Unter richtig dunklem Himmel könnten wir der üblichen max. Fallrate von 100 Meteoren pro Stunde nahe kommen. Viel Erfolg dabei.

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2021-08-01