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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im September 2021

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. September um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. M31 stellt die Andromedagalaxie dar - sie ist die hellste Galaxie der nördlichen Hemisphäre und die einzige ihrer Art, die bei uns mit bloßem Auge beobachtet werden kann. Bei M13 handelt es sich um den lichtstärksten Kugelsternhaufen am Nordhimmel, der als schönes Feldstecher-Objekt unter besten Bedingungen auch freisichtig ist (wichtig dabei: gute Adaption an die Dunkelheit). Bzgl. Jupiter und Saturn vgl. den Text. Otto Pilzer
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Die Nächte sind nun angenehm lang und laden zur ausgiebigen Erkundung unseres Sternenhimmels ein.

Dass der Sommer zu Ende ist, bemerken wir spätestens an der Tagundnachtgleiche am 22. September, dem sogenannten Äquinoktium. An diesem Datum steht die Sonne senkrecht über dem Erdäquator. Diesen Schnittpunkt von Ekliptik und Himmelsäquator nennt man auch Herbstpunkt, da er den astronomischen Herbstbeginn markiert. Erwähnenswert wäre noch, dass die Sonne an jenem Tag fast überall auf der Erde beinahe genau im Osten auf- und im Westen untergeht. Im September verspäten sich die Sonnenaufgänge von 06:26 auf 07:06 Uhr, die Sonnenuntergänge verfrühen sich von 19:49 auf 18:49 Uhr. Am 07. September ist Neumond, am 21. Vollmond.

Blicken wir nun zum Zenith empor, so sehen wir etwas südwestlich davon das markante Sternbild des Schwans (lat. Cygnus). Bei dunklem Himmel erkennen wir bereits freiäugig das helle Band der Milchstraße. Wenn wir mit dem Feldstecher ein wenig umherstreifen, finden wir neben der sternenreichen Milchstraße im Schwan in Richtung des Adlers Bereiche von unterschiedlicher Helligkeit. Diese sind ein Band aus mehreren Dunkelwolken, die im angelsächsischen Raum "Great Rift" (dt. Großer Riss) genannt werden. Sie bestehen aus interstellarem Gas und Staub, die das Licht der dahinter liegenden Sterne verdunkeln.

Aufgrund der Lage erwarten uns im Schwan etliche interessante Objekte. Zum einen wäre da M39, ein eindrucksvoller offener Sternhaufen, der ungefähr 80 Sterne umfasst und rund 800 Lichtjahre (LJ) von uns entfernt ist. Er lässt sich sehr gut in einem Feldstecher oder einem kleinen Teleskop bei schwacher Vergrößerung beobachten. Der zweite im Sternbild vorhandene offene Sternhaufen M29 liegt 1,7 Grad südlich von Gamma Cygni, erschwert sein Auffinden aber aufgrund der geringeren Helligkeit.

Auch aus geschichtlicher Sicht ist Cygnus ein faszinierendes Sternbild, so gelang es 1838 dem Astronomen Friedrich Wilhelm Bessel an dem Doppelstern 61 Cygni, die erste genaue Entfernungsmessung eines Sterns anhand der Parallaxe zu bewerkstelligen. Mit 11,4 LJ gehört dieses Sternsystem zu unserer kosmischen Nachbarschaft. Bereits ein Jahr später publizierte der Schotte Thomas James Henderson den Parallaxenwert für den uns nächsten Stern Alpha Centauri.

Interessant ist auch, dass sich in diesem Sternbild die 1972 von Tom Bolton entdeckte Röntgenquelle Cygnus X-1 befindet - das erste schwarze Loch, dessen Existenz zweifelsfrei nachgewiesen werden konnte. Genauer gesagt handelt es sich dabei um ein 7.200 LJ entferntes Doppelsternsystem, bestehend aus einem blauen Riesen und einem ca. 21 Sonnenmassen schweren schwarzen Loch, die einander umkreisen. Die emittierte Röntgenstrahlung kommt nun so zustande, dass aufgrund der immensen Gezeitenkräfte die Roche-Grenze überschritten und deshalb Materie in Richtung des schwarzen Loches gezogen wird. Allerdings fällt diese Materie nicht ohne Weiteres hinein, sondern bildet eine sogenannte Akkretionsscheibe aus. Aufgrund der Reibung innerhalb dieser Scheibe wird das Gas so stark aufgeheizt, dass es harte Röntgenstrahlung emittiert. Dies wird auch Todesschrei der Materie genannt, da es das Letzte ist, das man von ihr sieht.

Kommen wir nun zu den Planeten. Merkur und Mars bleiben auch diesen Monat verborgen. Die Venus ist ein Objekt des Abends, sie befindet sich in der Jungfrau und wandert im Laufe des Monats in das Sternbild der Waage, ihre Untergänge verfrühen sich von 21:03 auf 20:13 Uhr. Aufgrund der Horizontnähe leidet leider ihre Sichtbarkeit.

Auch diesen Monat beehren uns die Gasplaneten mit ihrer Pracht. Jupiter ist beinahe die ganze Nacht über mit einer Helligkeit von -2,8 mag zwischen Wassermann und Steinbock sichtbar, seine Untergänge verfrühen sich von 05:14 auf 03:05 Uhr. In der Nähe von Jupiter finden wir im Steinbock den Ringplaneten Saturn mit einer Helligkeit von 0,4 mag, seine Untergänge verlagern sich von 03:39 auf 01:39 Uhr. Erwähnenswert ist hierbei, dass sich der Mond am Abend des 17. Septembers südlich unterhalb der beiden Gasriesen befindet und uns damit einen schönen Anblick beschert.

Uranus (5,7 mag) ist den ganzen Monat beinahe die ganze Nacht über beobachtbar, seine Aufgänge verfrühen sich von 21:55 auf 20:00 Uhr. Ein Feldstecher mit Aufsuchkärtchen vereinfacht die Identifizierung. Neptun (7,7 mag) steht am 14. September in Opposition. Der bläuliche Gasplanet lässt sich zwischen den Sternbildern Wassermann und Fische am besten unter sehr dunklen Himmel mit einem größeren Teleskop und einer Aufsuchkarte erspähen.

Der Meteorstrom für diesen Monat sind die Alpha-Aurigiden, diese haben ihr Maximum in der Nacht auf den 1. September. Wir sehen dabei die in der oberen Atmosphäre verglühenden Fragmente des Kometen C/1911 N1 (Kiess), deren Radiant etwas südlich von Capella liegt. Mit einer Geschwindigkeit von 66 km/s handelt es sich hierbei um schnelle Meteore, leider schwankt die Fallrate beträchtlich und beträgt meist nur fünf Exemplare pro Stunde. Allerdings gab es auch schon Aktivitätsmaxima mit deutlich mehr Ereignissen - so zuletzt im Jahr 2007, als eine stündliche Fallrate von 120 beobachtet werden konnte.

Jakub Sefrhans


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Otto J. Pilzer, 2021-09-01