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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Dezember 2021

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Dezember um 21 Uhr MEZ erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. Der Orionnebel M42 im "Schwertgehänge" des Sternbilds Orion ist ein schönes Feldstecher-Objekt, aber auch nach guter Adaption an die Dunkelheit leicht mit bloßem Auge als "diffuser Fleck" sichtbar. Bzgl. M31 und Jupiter vgl. den Text. Otto Pilzer
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Ein außergewöhnliches Jahr neigt sich dem Ende zu. Viele von uns stecken schon in den Vorbereitungen für das schönste Fest des Jahres. Auch der Sternenhimmel zeigt sich immer mehr von seiner winterlichen Seite. Die östliche Hemisphäre wird schon von den Sternbildern Stier, Zwillinge und Orion dominiert. Auch der Kleine Hund ist bereits aufgegangen und der hellste Stern des Firmaments, Sirius, findet auf unserer Sternkarte im Großen Hund gerade eben seinen Weg über die Horizontlinie.

Westlich des Meridians zeigen sich natürlich noch die Herbststernbilder, zu denen Andromeda und Pegasus sowie Widder, Fische und Wassermann im Tierkreis zu den Bekanntesten gehören. Ganz tief im Nordwesten können wir sogar noch Reste des Sommerhimmels erkennen, Schwan und Leier.

Ich will heute einige Objekte aus dem Übergangsbereich vom Herbst- zum Winterhimmel herausstellen, also Objekte, die auf unserer Sternkarte momentan besonders hoch stehen und deshalb einfacher zu sehen sind als sonst. Zudem finden wir sie nahe dem Zenit, so dass die Grundbedingungen nicht besser sein könnten.

Unsere Nachbargalaxie M 31, der Große Andromedanebel, wurde hier bereits oft erwähnt und der eine oder andere hat sie sicher schon selbst am Nachthimmel gesucht und auch gefunden. Der einfachste Weg zu ihr beginnt beim linken oberen Stern des Pegasus-Quadrats. Man folgt dann der Andromeda-Sternenkette in östlicher Richtung und beim zweiten helleren Stern schwenkt man im rechten Winkel nach Norden. Nach zwei weiteren schwächeren Sternen trifft man direkt auf M 31 (3,4 mag).

Im Sternbild Dreieck, das sich unmittelbar südlich an Andromeda anlehnt, kann ein weiterer Nachbar unserer Milchstraße aufgefunden werden, die Dreiecks-Galaxie M 33. Der Weg dorthin ist fast der gleiche, man muss statt des Schwenks nach Norden an gleicher Stelle lediglich einen rechten Winkel nach Süden einschlagen. Leider fehlen hier die beiden schwächeren Wegweiser-Sterne nach unten, so dass wir M 33 allein durch Abschätzen der gleichen Weglänge auffinden können. Die größte Schwierigkeit besteht aber darin, die Galaxie überhaupt zu erfassen. Ihre Helligkeit von 5,7 mag verleitet dazu, sie für das freie Auge gerade noch sichtbar zu halten - aber das gelingt nur unter bestem Hochgebirgshimmel. Die angegebene Helligkeit verteilt sich nämlich auf den gesamten Durchmesser der Galaxie von ca. 0,5°, wodurch die Flächenhelligkeit extrem sinkt. Mit einem lichtstarken Feldstecher können Sie den Dreiecksnebel, wie er noch heißt, aber auch im Flachland entdecken. Trotzdem sind auch hier ein besonders dunkler Standort und eine sehr gute atmosphärische Durchsicht zwingend.

Etwas einfacher hat man es mit dem 5,2 mag hellen offenen Sternhaufen M 34. Mit dem freien Auge erfordert aber auch er einen sehr dunklen Himmel, weil seine Mitglieder über einen Durchmesser von 0,5° verstreut sind. Im Fernstecher zeigt sich sofort der Unterschied zu den vorherigen Galaxien; der Nebelfleck löst sich in ca. 15 einzelne Sterne auf (der hellste leuchtet mit 7,3 mag). In einem 70mm-Fernglas steigt die Anzahl der sichtbaren Sterne dann schon auf über 40 an. Zum Auffinden von M 34 nehmen wir wieder die Andromeda-Sternenkette zu Hilfe. Beim zweiten Stern machen wir jedoch keinen 90°-Knick nach oben oder unten, sondern bleiben auf geradem Weg nach Osten bis zum dritten Stern der Kette (Alamak) und sogar ein bisschen darüber hinaus (nämlich 1-2 Fernglasbildfelder bzw. die halbe Strecke zwischen 2. und 3. Stern).

Wer jetzt noch nicht genug hat, für den bietet sich der offene Sternhaufen NGC 752 an. Von Alamak ausgehend steht er etwa in gleichem Abstand wie M 34, allerdings in südlicher Richtung. Der nur etwas geringeren Gesamthelligkeit von 5,7 mag steht eine deutlich schwächere Helligkeit der einzelnen Mitglieder gegenüber; die hellsten erreichen gerade mal 9 mag.

Auch drei helle Planeten sorgen am frühen Abendhimmel noch für Kurzweil. Zunächst sind da die Stars der vergangenen Monate zu nennen, Jupiter (-2,2 mag) und Saturn (0,8 mag), die sich im Sternbild Steinbock aufhalten. Beide werden jedoch von Venus in den Schatten gestellt, die in der ersten Dezemberwoche mit -4,9 mag ihren größten Glanz erreicht. Die Venusuntergänge verfrühen sich im Laufe des Monats von 19 Uhr auf 17:45. Um die ganze Planeten-Parade zu bestaunen, muss man deutlich vor Untergang den Blick nach Südwesten werfen. Besitzer eines Fernrohrs sollten im Dezember unbedingt das Phasenspiel der Venus mitverfolgen. Zum Monatsende zeigt sie sich dann als extrem schmale Sichel.

Natürlich treten auch Sternschnuppen auf, von denen die Geminiden um den 13./14. am aktivsten sind. Aber auch die weniger bekannten Ursiden sind erwähnenswert, v.a. wegen ihres spitzen Maximums am 21./22. gegen Mitternacht. Leider haben wir am 19. Vollmond, so dass die Wahrnehmung schwacher Meteore in diesem Jahr generell beeinträchtigt wird. Ich wünsche trotzdem viel Erfolg und im Namen aller Sternenhimmel-Autoren eine schöne Weihnachtszeit.

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2021-12-01