- Astronomie im Berchtesgadener Land - Der Sternenhimmel im März 2022Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. März um 21 Uhr MEZ erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher bzw. ab der Sommerzeit damit wieder gegen 21 Uhr MESZ. Bei M13 handelt es sich um den hellsten Kugelsternhaufen am nördlichen Himmel, bei M31 um die Andromedagalaxie, die auffälligste Galaxie am Nordhimmel, und bei M42 um den bekannten Orionnebel im "Schwertgehänge" des Sternbilds Orion. Wenn sie hoch genug über dem Horizont stehen, sind alle schöne Feldstecher-Objekte; M31 und M42 sind nach Adaption an die Dunkelheit leicht mit bloßem Auge sichtbar, bei M13 gelingt dies nur unter sehr guten Bedingungen. Mehr zu M31 im Text. Otto Pilzer [Zum Vergrößern bitte Bild anklicken] Wir erwarten sehnsüchtig den Frühling. Er beginnt astronomisch am 20. März um 16 Uhr 33 MEZ, wenn die Sonne den Himmelsäquator nach Norden hin überschreitet. Zwar ist das noch keine Garantie für wärmeres Wetter, denn der Winter verabschiedet sich bei uns nur langsam. Aber die Wintersternbilder sinken in den Abendstunden langsam an den Westhorizont, während im Osten die Frühjahrssternbilder aufsteigen. Der 20. März ist auch der Zeitpunkt der Tag-und-Nacht-Gleiche. Von da an werden die Tage länger als die Nächte. Paradoxerweise werden nach dem astronomischen Sommerbeginn am 21. Juni die Tage wieder kürzer. Am Sonntag, den 27. März, erfolgt wieder die Umstellung auf die Sommerzeit (MESZ). Der Sonnenaufgang verfrüht sich von 6:49 MEZ zu Beginn des Monats auf 6:49 MESZ am 31., während sich der Sonnenuntergang von 17:52 MEZ auf 19:37 MESZ verschiebt. In der ersten Woche sind auch die Abende für die Beobachtung günstig, weil am 2. März Neumond ist und der Mond nur eine schmale Sichel zeigt sowie früh untergeht. Am 18. März ist dann Vollmond und danach sind die Nächte nicht mehr so dunkel. Der Sternenhimmel im März zeigt den Übergang von den Winter- zu den Frühlingssternbildern. Abends kann man sich noch an den funkelnden Sternen des Wintersechsecks im Orion (Rigel), Stier (Aldebaran), Fuhrmann (Capella), Zwillingen (Pollux), Kleinen Hund (Prokyon) und Großen Hund (Sirius) erfreuen. Nach Mitternacht haben sie dann den Sternbildern des Frühlingsdreiecks rund um den Löwen (Regulus), der Jungfrau (Spica) und des Bootes (Arktur) Platz gemacht. Der Abendhimmel ist frei von Planeten, wir können uns an den ersten Tagen auf die langsam voller werdende Mondsichel konzentrieren. Dabei gilt das Augenmerk vor allem dem Terminator, wo man schon mit dem Fernglas am Schattenwurf die Höhe der Mondkrater erkennen kann. Nachdem der Mond untergegangen ist, geht der Blick auf die mit bloßem Auge oder unter Zuhilfenahme eines Fernglases sichtbaren Deep-Sky-Objekte. Die ersten Märztage ist der Himmel noch so dunkel, dass man im Sternbild Andromeda die bekannte Galaxie M 31 mit bloßem Auge finden kann. Dazu geht man vom markanten Pegasusquadrat, dessen oberster Stern Sirrah schon zu Andromeda gehört, zwei Sterne aufwärts und dann etwa einen Sternabstand nach rechts. Dort findet man ein schwaches Nebelfleckchen. Es hat eine Helligkeit von 3.5 mag, aber da es das Licht einer Fläche ist, kann man es mit bloßem Auge gerade noch sehen. Das ist die Andromeda-Galaxie, die Schwester unserer eigenen Milchstraße, aber 2.5 Mio Lichtjahre entfernt. Wenn wir sie mit dem Fernrohr betrachten oder eine der vielen wunderbaren Aufnahmen, die von ihr schon gemacht wurden, dann können wir uns vorstellen, wie man unsere Milchstraße von außen sieht. Das Sternbild Andromeda weist nach oben direkt auf den Perseus und da auf seinen hellsten Stern Mirfak (1.80 mag) und links darunter auf Algol (ß per, 2.1 - 3.4 mag), den bekanntesten Bedeckungsveränderlichen. Algol ist ein Mehrfachsternsystem, bei dem sich zwei unterschiedliche Komponenten so umkreisen, dass sie sich von uns aus gesehen gegenseitig bedecken. Diese beiden Sterne sind nur rund 10 Mio km von einander entfernt und umkreisen sich in 2.87 Tagen. Das kann man noch mit bloßem Auge erkennen, wenn man ihn mit dem darunter liegenden Stern Gorgonea Tertia (rho Persei) vergleicht. Der ist zwar auch veränderlich, schwankt aber nur zwischen 3.3 und 4.1 mag, ist also meistens schwächer als Algol.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass Algol schon den Ägyptern vor über 3200 Jahren als Veränderlicher aufgefallen war und unter der Bezeichnung "Teufelsstern" in den "Kalender der glücklichen und unglücklichen Tage" Eingang fand. Algol ist außerdem einer der ältesten Sterne mit einem arabischen Namen. Ptolemäus bezeichnete ihn noch als "Gorgonea Prima" und mit den Sternen Gorgonea Secunda (pi per, 4.68 mag), Gorgonea Tertia und Gorgonea Quarta (omega per, 4.61 mag) bildet er ein kleines Viereck (siehe Zeichnung). In der griechischen Mythologie waren die Gorgonen drei geflügelte Schreckgestalten (Stheno, Eurydale und Medusa), die jeden zu Stein erstarren ließen, der sie ansah. Merkwürdig ist, dass man am Himmel vier Gorgonen findet. Blicken wir weiter nach Osten, so fällt sofort im Stier das Siebengestirn, die Plejaden, ins Auge und darauf, zentraler bei Aldebaran, die unauffälligeren Hyaden. Beide bilden das goldene Tor der Ekliptik, durch das Sonne, Mond und alle Planeten hindurchmüssen. Noch können wir den Orion bequem betrachten und im Schwertgehänge den Orionnebel finden, der schon im Fernglas Details zeigt. Weiter im Osten können wir in den frühen Morgenstunden dann die wenigen Planeten, die uns dieser Monat bietet, aufsuchen. Venus (-4.6 mag) ist der Morgenstern. Sie geht Anfang des Monats gegen 5 Uhr MEZ im Südosten auf und verschwindet nach 6 Uhr im heller werdenden Himmel. Im Lauf des Monats geht sie etwa eine halbe Stunde früher auf. Am 20. erreicht sie ihre größte westliche Elongation von der Sonne und am 21. ist das Venusscheibchen genau halb beleuchtet. Ab Monatsmitte gesellen sich erst Mars (1.2 mag) und dann auch Saturn (0.8 mag) dazu, das Ganze spielt sich allerdings sehr nahe dem Südosthorizont und kurz vor Sonnenaufgang ab. An Sternschnuppenströmen ist diesen Monat nichts Nennenswertes zu erwarten, trotzdem kann man immer hoffen, bei der Beobachtung eine der sporadischen Sternschnuppen zu sehen. Die Richtung, aus der sie kommen kann, lässt sich allerdings nicht vorhersagen. Günstig sind dazu die frühen Morgenstunden, da wir dann in die Bewegungsrichtung der Erde blicken. Nun bleibt nur noch auf gutes Wetter zu hoffen und eine möglichst freie Sicht auf den morgendlichen Südosthorizont. Gerardo Inhester
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