- Astronomie im Berchtesgadener Land - Der Sternenhimmel im Mai 2022Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Mai um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. Bei M13 handelt es sich um den hellsten Kugelsternhaufen am nördlichen Himmel, der ein schönes Feldstecher-Objekt darstellt und unter besten Bedingungen auch mit bloßem Auge sichtbar ist (wichtig dabei: gute Adaption der Augen an die Dunkelheit). Otto Pilzer [Zum Vergrößern bitte Bild anklicken] Im Mai mögen die Nächte zwar kurz sein, dafür sind die Temperaturen bereits angenehm, und so kann man die späten Abende oder frühen Morgenstunden damit verbringen, die Schönheit des Nachthimmels zu bewundern. Beginnen wir gleich mit dem ergiebigsten Meteorstrom dieses Monats, den Eta-Aquariden. Sie stammen von den Fragmenten des allgemein bekannten Halleyschen Kometen, welcher zuletzt 1986 am Himmel zu sehen war. Seine Periode beträgt etwa 74 bis 79 Jahre, der nächste Periheldurchgang wird für 2061 erwartet. Die Umlaufzeit variiert, weil der Komet durch die Gravitation des Jupiters beeinflusst wird. Für die Beobachtung sind die frühen Morgenstunden des 6. Mai optimal; der Mond ist zu diesem Zeitpunkt glücklicherweise schon untergegangen. Die Geschwindigkeit der Sternschnuppen beträgt 66 km/s, damit handelt es sich um schnelle Meteore. Der Radiant liegt, wie der Name schon vermuten lässt, im Wassermann (Aquarius). Je nach Beobachtungsbedingungen lässt sich eine ZHR (Zenithal Hourly Rate) von 50 beobachten. Das heißt allerdings nicht, dass man in der Realität tatsächlich 50 Sternschnuppen pro Stunde erspähen kann. Die ZHR gibt lediglich das theoretische Maximum an, das sich ergeben würde, wenn der Radiant im Zenit und die Bedingungen optimal wären (keine Lichtverschmutzung). Was die Sonne anbelangt, so verfrühen sich ihre Aufgänge von 5:50 zu Monatsbeginn auf 5:15 Uhr zum Monatsende hin. Die Untergänge hingegen verspäten sich von 20:20 auf knapp 21 Uhr. Am 16. Mai ist Vollmond, am 30. Neumond. Von der Mondfinsternis am Morgen des 16. sehen wir nur die Phase bis zum Beginn der Totalität, unmittelbar danach um 5:30 geht der Mond leider schon unter. Wer die ganze Mondfinsternis sehen möchte, müsste sich auf den Azoren oder noch besser in Mittel- oder Südamerika aufhalten. Kommen wir nun zu den Planetensichtbarkeiten in diesem Monat. Was die beiden Eisriesen Uranus und Neptun angeht, so bleiben diese leider den gesamten Monat verborgen. Von den anderen Planeten finden wir die meisten am Morgenhimmel - das dürfte v.a. die Frühaufsteher unter uns freuen. Der Mars beehrt uns am Monatsanfang bereits um 4 Uhr früh mit seinem Erscheinen und wandert vom Wassermann in Richtung Steinbock. Sein Aufgang verfrüht sich auf 2:45 Uhr und auch die Helligkeit steigt zum Ende des Monats auf 0,7 mag an. Die alles überstrahlende Venus zeigt sich umrahmt von den Sternbildern Walfisch und Fische; ihre Aufgänge finden zwischen 4:30 und 3:50 Uhr statt. Auch die Gasriesen Jupiter und Saturn bereichern den Morgenhimmel. Ersterer befindet sich im Sternbild der Fische, geht zunächst fast zeitgleich mit Venus auf, lässt diese zum Monatsende hin aber weit hinter sich (Aufgang 2:40). Der Saturn präsentiert sich mit halb geöffnetem Ringsystem im Steinbock und eilt dem Jupiter um über eine Stunde voraus. Zwei interessante Planetenbegegnungen rahmen den Monat Mai ein. Gleich am 1. Mai-Feiertag finden die beiden hellsten Gestirne am Morgenhimmel zueinander - Venus mit -4 mag und Jupiter mit -2 mag. Mit dem Zusammentreffen von Jupiter und Mars wird der Monat schließlich abgeschlossen (am besten zu sehen zwischen dem 27. und 31. Mai). Ein weiteres Highlight Anfang Mai ist sicherlich die Abendsichtbarkeit des Merkurs. Am 2. gesellt sich die schmale Mondsichel hinzu - garantiert ein schöner Anblick. Der Merkur ist aufgrund seiner besonderen Lage als sonnennächster Planet unseres Sternsystems von großem Interesse für die Forschung. Seine Oberflächentemperatur beläuft sich am Tag auf ca. 430°C und in der Nacht auf -170°C. Damit ist er im Sonnensystem der Planet mit den größten Temperaturschwankungen. Bedauerlicherweise erschwert die sonnennahe Lage des Merkurs seine Erforschung beträchtlich. Um in eine Umlaufbahn zu gelangen, muss erst mal der durch die Erdbewegung verursachte Bahndrehimpuls der Sonde größtenteils (ca. 60%) überwunden werden. Ferner erhöht sich die Geschwindigkeit der Sonde durch die Verringerung der Orbitalhöhe um die Sonne, sodass die Sonde für den Eintritt in einen Merkurorbit abbremsen muss. Dies erfordert natürlich zusätzlichen Treibstoff, der das Startgewicht und somit auch die Kosten erhöht. Hinzu kommen noch die aufgrund der Sonnennähe hohe Strahlungsintensität und Temperatur, die zu einer beschleunigten Alterung der elektronischen Komponenten führen. Alle diese ungünstigen Faktoren haben dazu geführt, dass der Merkur bisher nur von den drei Raumsonden Mariner 10 (1973-1975), Messenger (2004-2015) und der am 20.10.2018 gestarteten BepiColombo angeflogen wurde. Letztere ist ein Gemeinschaftsprojekt der europäischen und japanischen Raumfahrtbehörden ESA und JAXA und soll am 5.12.2025 in eine stabile Umlaufbahn um den Merkur gebracht werden. Ziele sind unter anderem die Kartographierung der Oberfläche und Erforschung des Magnet- und Schwerefeldes. Ferner soll die chemische Zusammensetzung untersucht werden. Man darf also gespannt sein! Jakub Sefrhans
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