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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Juni 2022

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Juni um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. M31 stellt die Andromedagalaxie dar - die lichtstärkste Galaxie am nördlichen Himmel und die einzige ihrer Art, die bei uns mit bloßem Auge sichtbar ist; man muss allerdings warten, bis sie nach Mitternacht hoch genug über dem Horizont steht. Bzgl. M13 vgl. den Text. Otto Pilzer, www.sternwarte-laufen.de
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Gefühlt ist der Winter gerade erst zu Ende gegangen, auf den Bergen liegt sogar noch ein bisschen Schnee und schon müssen wir feststellen, dass ab dem 21. Juni die Tage schon wieder kürzer werden. Denn an diesem Tag beginnt der astronomische Sommer und das bedeutet, dass die Sonne so früh auf und so spät untergeht wie sonst im ganzen Jahr nicht. Somit beschert uns der 21. Juni den längsten Tag und die kürzeste Nacht des Jahres.

Aber wenn man den abendlichen Sternhimmel betrachtet, wird man schnell merken, dass die sommerlichen Sternbilder gerade erst beginnen, ihre ganze Pracht zu entfalten. Markant im Süden steht das Sternbild Bootes mit seinem hellen Hauptstern Arktur. Mit einer Helligkeit von -0,3 mag ist er nicht nur der hellste Stern des Nordhimmels, sondern sogar der dritthellste des gesamten Sternhimmels. Nur Sirius und der von unseren Breiten nicht sichtbare Canopus sind noch heller, gehören aber zum Südhimmel.

Westlich von Bootes kann man nochmal typische Sternbilder des Frühlings wie den Löwen bestaunen, welcher aber bald in der Abenddämmerung verschwinden wird. Ganz im Süden tritt immer mehr das Sternbild Skorpion in Erscheinung mit seinem hellen Stern Antares. Bei guter Sicht zum Horizont ist der Skorpion durch seine große geschwungene Form ein sehr imposantes Sternbild.

Östlich von Bootes machen sich dann immer mehr die weiteren Sommersternbilder bemerkbar. Zunächst direkt angrenzend an Herkules finden wir Leier, Schwan und Adler, deren jeweilige Hauptsterne das bekannte Sommerdreieck bilden. Dazu gehört im Sternbild Leier der Stern Vega, welcher mit einer Helligkeit von 0,0 mag der zweithellste Stern am Nordhimmel ist. Das Dreieck vervollständigen dann Deneb im Schwan, sowie Atair im Adler.

Der Große Wagen kann hoch am westlichen Himmel beobachtet werden und der Kleine Wagen zeigt vom Polarstern aus direkt in Richtung Zenit. Das Himmels-W, die Kassiopeia, ist tief im Norden zu finden, knapp über dem Horizont.

Von den mit bloßem Auge sichtbaren Planeten kann man alle bis auf den Merkur im Juni beobachten. Dabei ist die Venus das beherrschende Objekt am Morgenhimmel. Sie geht zu Monatsbeginn gegen 3:55 Uhr (alle angegebenen Zeiten sind Sommerzeit) auf und am Monatsende dann bereits um 3:26 Uhr. Dabei wandert sie im Laufe des Monats vom Sternbild Widder in den Stier. Eine schöne Begegnung der Venus mit der abnehmenden Mondsichel ist in den Morgenstunden des 26. Juni zu beobachten. Dabei beträgt der scheinbare Abstand der beiden Gestirne gerade einmal gut 2°.

Unser roter Nachbarplanet Mars wird mehr und mehr zum Objekt für die zweite Nachthälfte. Dabei ist Mars meist im Sternbild Fische zu finden. Nur vom 3. bis 9. des Monats hält er sich im Sternbild Walfisch auf. Seine Helligkeit liegt bei etwa 0,3 mag. Zu Beginn des Monats geht Mars gegen 2:58 Uhr auf und verfrüht seine Aufgänge zum Monatsende hin schon auf 1:44 Uhr. In den frühen Morgenstunden des 23. kommt der Halbmond dem roten Planeten bis auf 3,6° nahe. Wie Mars ist auch Jupiter nur in der zweiten Nachthälfte zu beobachten. Am 22. des Monats bietet sich uns ein schöner Anblick. Denn gegen drei Uhr früh steht am Osthimmel der abnehmende Halbmond zwischen Mars und Jupiter.

Letzterer erreicht im Laufe des Monats eine Helligkeit von -2,4 mag und verlagert seinen Aufgang von 2:52 auf 1:05 Uhr. Ebenfalls ab Mitternacht ist der Ringplanet Saturn zu beobachten. Er geht etwa eine Stunde früher auf als Jupiter und ist im Sternbild Steinbock zu finden. Somit lohnt es sich für Planetenbeobachter im Juni allemal, bis in die zweite Nachthälfte wach zu bleiben. Schließlich ist da innerhalb weniger Stunden tatsächlich das halbe Sonnensystem beobachtbar.

Wer die Zeit bis zum Aufgang der Planeten mit der Beobachtung von Deep-Sky Objekten überbrücken will, hat im Juni eine reichliche Auswahl zur Verfügung. Immer wieder beeindruckend ist dabei der Kugelsternhaufen M13 im Sternbild Herkules. Er ist mit einer Helligkeit von 5,8 mag der hellste Kugelsternhaufen am Nordhimmel und kann bei idealen Beobachtungsbedingungen bereits mit bloßem Auge erkannt werden. Seine ganze Pracht entfaltet er aber erst im Feldstecher oder im Teleskop mit geringer Vergrößerung.

Ein kleines Teleskop benötigt man definitiv für die Beobachtung eines anderen bekannten Deep-Sky Objektes am Sommerhimmel. Im Sternbild Leier, das wie schon beschrieben Teil des Sommerdreiecks ist, findet sich der Ringnebel M57. Das Aufsuchen selbst ist dabei tatsächlich gar nicht so schwierig. Denn M57 liegt ziemlich mittig zwischen den beiden hinteren Sternen des Sternbildes.

Ein schönes Objekt für den Feldstecher ist der offene Coma-Berenices-Sternhaufen, auch Melotte 111 genannt. Er gehört zum eher unauffälligen Sternbild Haar der Berenike, welches sich zwischen Bootes und Löwe befindet.

Bei den periodischen Sternschnuppenströmen kann man gegen Ende des Monats nach den Juni-Bootiden Ausschau halten. Der Radiant befindet sich, wie der Name schon vermuten lässt, im nördlichen Bereich des Sternbildes Bootes. Dieser Sternschnuppenstrom ist immer mal wieder für Überraschungen mit bis zu hundert Sternschnuppen pro Stunde gut.

Unser Mond erstrahlt am 14. des Monats in seiner vollen Pracht als Vollmond. Dementsprechend wird am 29. Juni Neumond sein. Interessante Begegnungen des Mondes mit den sichtbaren Planten wurden ja schon beschrieben.

Ralf Purschke


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Otto J. Pilzer, 2022-06-01