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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im August 2022

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. August um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. Bei M13 handelt es sich um den hellsten Kugelsternhaufen des bei uns sichtbaren Nachthimmels, der ein schönes Feldstecher-Objekt darstellt und unter sehr guten Bedingungen auch ohne optische Hilfsmittel erkennbar ist (wichtig dabei: gute Adaption an die Dunkelheit). Die Andromedagalaxie M31, die lichtstärkste Galaxie am nördlichen Himmel, kann als einzige ihrer Art bei uns mit bloßem Auge gesehen werden. Bzgl. Jupiter und Saturn vgl. den Text. Otto Pilzer
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Nach der astronomischen Sommerpause, verursacht durch die sog. hellen Nächte um die Sonnenwende herum, können wir uns nun wieder auf längere und dunklere Nächte freuen. Verbunden mit der Urlaubszeit bleiben dem Sterngucker im August also mehr Gelegenheiten, seinem Hobby nachzugehen.

Für die hellsten Objekte, z.B. die Planeten, muss es aber gar nicht richtig dunkel sein. Bei der mit -3,9 mag alles überstrahlenden Venus bleibt uns gar nichts anderes übrig, als sie in der Morgendämmerung aufzusuchen, weil sie Anfang August erst um 3:50 im NO aufgeht. Zum Monatsende hin verzögert sich ihr Aufgang sogar bis 5:05 Uhr.

Wie in vielen anderen Monaten bleibt uns der sonnennahe Merkur auch im August verborgen. Dafür wird von den äußeren Planeten einiges geboten. Unser rötlicher Nachbar Mars zeigt sich bald auch schon in der ersten Nachthälfte. Anfang August steigt er um 0:15 im Sternbild Widder über die Horizontlinie, Ende August bereits um 23:10 im Stier. Während sich seine Helligkeit in dieser Zeit von +0,4 auf -0,2 mag deutlich steigert, bleibt sein Durchmesser mit etwa 9" noch bescheiden.

Der Gasriese Jupiter ist ihm knapp eineinhalb Stunden voraus und wird im Laufe des Monats zum Planeten der ganzen Nacht. Am Monatsletzten geht er um 20:45 auf, also noch im Laufe der helleren Dämmerung (Sonnenuntergang 19:50). Seine Oppositionsstellung erreicht er zwar erst im nächsten Monat, jedoch kommen Helligkeit und Durchmesser bereits Ende August ihren Maximalwerten sehr nahe (-2,9 mag, 49" am Äquator). Wenn er zu später Stunde hoch genug steht, herrschen also optimale Beobachtungsbedingungen, um seine Wolkenstrukturen und das Bewegungsspiel seiner vier hellen Monde mit dem Teleskop zu bestaunen. Deren Positionsveränderungen kann man sogar in einem guten Feldstecher bei zehnfacher Vergrößerung verfolgen. Der innerste Mond Io umrundet Jupiter in nur 1,8 Tagen.

Die Auszeichnung "Objekt des Monats" sollte man aber dem Ringplaneten Saturn verleihen, denn er erreicht am 14. seine Oppositionsstellung. An diesem Tag steht er der Sonne genau gegenüber und geht auf, wenn diese untergeht (und umgekehrt). Folglich können wir ihn die ganze Nacht hindurch beobachten. Wir finden ihn im Steinbock, wo er mit 0,3 mag das hellste Gestirn stellt und sich auch durch sein ruhiges Licht vom Flackern der umliegenden Sterne unterscheidet. Seine südliche Position bewirkt, dass er auch in diesem Jahr noch keine großen Horizonthöhen erklimmen wird (max. 26,4°).

Das wird uns aber nicht davon abhalten, seinen einzigartigen Ring zu bestaunen. Aufmerksame Beobachter können bei ruhiger Luft in einem mittelgroßen Fernrohr auch die Cassini-Teilung erkennen - die ausgeprägteste "Lücke" im Ring. In Wirklichkeit handelt es sich bei dem Ring nämlich nicht um ein in sich geschlossenes Gebilde, sondern um hunderttausend einzelne voneinander getrennte Ringe. Die Ringe selbst bestehen aus unzählig vielen kleinen Partikeln und Brocken, wobei gravitative Kräfte dafür sorgen, dass sich dieses filigrane System nicht selbst auflöst.

Wir blicken auf die Nordseite des momentan 14° weit geöffneten Rings, dessen scheinbarer Durchmesser demjenigen des Jupiters recht nahe kommt. Im Gegensatz dazu ist der Äquatordurchmesser des Saturnglobus mit 18,8" viel geringer. Das liegt aber weniger am absoluten Durchmesser beider Gestirne, sondern viel mehr an der doppelt so großen Entfernung des Saturns von der Erde. Die schnelle Rotation (10,5 Stunden für eine Umdrehung) führt auch beim Ringplaneten zu einer Abplattung (Poldurchmesser 16,9"), die mit über 10 % sogar den größten Wert in unserem Sonnensystem stellt (Jupiter knapp 7 %). Wir sehen das eindeutig im Fernrohr. Vielleicht fällt auch das eine oder andere schwache "Sternchen" in Saturnnähe auf. Dabei könnte es sich aber um einen seiner Monde handeln, deren hellste Titan (8,5 mag), Rhea (9,8 mag) und Tethys bzw. Dione (jeweils 10,5 mag) heißen.

In der ersten Nachthälfte bietet sich in diesem Monat noch ein guter (und für dieses Jahr letzter) Blick auf die südlichsten von uns aus sichtbaren Abschnitte der Milchstraße. Das Sternbild des Steinbocks haben wir über Saturn bereits gefunden. Es liegt östlich des Milchstraßenbandes, das sich momentan von Nord nach Süd zieht. Wenn man seinen Blick gut 30° (ca. vier Hand breit) nach Westen wendet, trifft man auf das Tierkreissternbild des Schützen. Ein weiterer Schwenk führt schließlich zum Skorpion mit dem roten Hauptstern Antares und seinen Scherensternen, die bereits am Untergehen sind. Schütze und Skorpion markieren das helle Zentrum unserer Heimatgalaxie, dessen Licht in unseren Breiten freilich unter dem horizontnahen Dunst stark leidet. Trotzdem kann man dort schon mit einem kleinen Fernglas zahlreiche Sternhaufen und Gasnebel entdecken (vor allem nördlich des Schützen).

Die Perseiden fallen in diesem Jahr leider dem Vollmond zum Opfer. Nur die hellsten Sternschnuppen werden zum Maximumzeitpunkt in der Nacht vom 12. auf den 13. das Mondlicht überstrahlen. Aber auch schon eine Woche davor huschen immer wieder mal einzelne Meteore dieses bekannten Stroms über das Firmament.

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2022-08-01