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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Oktober 2022

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Oktober um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher (nach dem Ende der Sommerzeit entspricht das dann 21 Uhr MEZ) ab. Bei M13 handelt es sich um den lichtstärksten Kugelsternhaufen am Nordhimmel, der - solange er hoch genug über dem Horizont steht - ein schönes Feldstecher-Objekt ist. Bzgl. M31 vgl. den Text. Otto Pilzer
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Der Herbst hat in der Natur endgültig Einzug gehalten und seit dem astronomischen Herbstanfang am 23. September mit seiner Tag- und Nachtgleiche nimmt zur Freude aller astronomisch Interessierten die Nachtlänge weiter zu, so dass man mit den Beobachtungen des Sternenhimmels früher beginnen und ihnen auch länger nachgehen kann.

Zunächst einige Worte zur Verwendung der abgebildeten Sternkarte. Ihren Mittelpubkt bildet der Zenit, das ist am Himmel immer der Punkt genau über uns. Der Kreis am Rand der Karte entspricht dem Horizont, der natürlich idealisiert ist und durch Hügel oder Gebäude eingeschränkt sein kann. In dessen Nähe wird die Beobachtung aufgrund der dicken Atmosphärenschicht, durch die wir dort blicken, zudem behindert. Zuletzt fehlt nur noch die Bestimmung der Himmelsrichtung - auf der Karte ist sie jeweils angegeben, am Himmel kann dies insbesondere in der Nacht schwieriger sein. Wenn man die Karte jeweils so dreht, dass die gewünschte Himmelsrichtung unten ist, tut man sich als weniger geübter Beobachter leichter.

Stellt man sie beispielsweise auf den Kopf, steht tief am Nordhorizont prominent der bekannte Große Wagen; dieser ist ein Teil des eigentlichen Sternbilds Großer Bär, das durch die gestrichelten Linien ergänzt wird. Denkt man sich nun die Hinterachse des Wagens um den Faktor fünf nach oben verlängert, kommt man beim Polarstern heraus, der wiederum zum Sternbild Kleiner Wagen bzw. Kleiner Bär gehört. Voila, damit haben wir auch gleich eine Methode, am Nachthimmel die Nordrichtung zu finden, denn der Polarstern steht immer ziemlich exakt im Norden bzw. genauer gesagt in Richtung des Himmelnordpols! Wenn man längere Zeit beobachtet, scheint sich der ganze Sternhimmel um diesen Punkt zu drehen, da er die Verlängerung der Erdachse an den Himmel anzeigt.

Bei dieser Gelegenheit bietet es sich an, kurz die sogenannten zirkumpolaren Sternbilder zu erwähnen, die das ganze Jahr über am Himmel prangen. Warum tun sie dies? Weil ihr Abstand vom Himmelsnordpol nicht größer ist als der des Horizonts, können sie nicht untergehen. Zu den bekanntesten derartigen Sternbildern gehören neben den genannten beispielsweise Drache, Kepheus, Kassiopeia ("Himmels-W" und so leicht zu identifizieren) sowie Giraffe.

Weil im letzen Monat der Schwerpunkt auf den Planeten lag, wollen wir dieses Mal bei den Sternbildern bleiben. Dass wir uns der kalten Jahreszeit nähern, kann man auch am Himmel ablesen: Die Sommersternbilder rücken immer mehr in Richtung des Westhorizonts und gehen unter, die Herbststernbilder finden wird im Süden und im Osten tauchen bereits die ersten Wintersternbilder auf.

Was auf der Karte mit den Linien einfach aussieht, ist am Firmament schwieriger. Um sich zu orientieren, benutzen Astronomen daher gerne Eselsbrücken - beispielsweise einfache geometrische Figuren, die auffällig helle Sterne der jeweiligen Jahreszeit bilden. So fügen sich die Sterne Atair im Adler, Deneb im Schwan und Vega in der Leier zum Sommerdreieck zusammen, das Pegasusquadrat wird auch als Herbstviereck bezeichnet und vom Wintersechseck sind auf der karte bereits Pollux in den Zwillingen, Capella im Fuhrmann und Aldebaran im Stier verzeichnet. Rigel im Orion sowie Sirius im Großen und Prokyon im Kleinen Hund steigen dann im Laufe der fortschreitenden Nacht über den Horizont. Der Vollständigkeit halber sei noch das Frühlingsdreieck (Regulus im Löwen, Spica in der Jungfrau und Arktur im Bootes) erwähnt, das aus leicht verständlichen Günden im Herbst nicht sichtbar ist.

Mit diesem Hilfsmittel zur Hand, sollte es nicht schwer fallen, die restlichen Sternbilder zu identifizieren. Probieren Sie es einfach in einer sternklaren Nacht aus und Sie werden bald bemerken, dass die Orientierung mit einer Sternkarte gar nicht so schwer ist.

Zuletzt noch ein Hinweis auf zwei für das bloße Auge sichtbare Objekte. Die Plejaden im Stier sind ein sogenannter offener Sternhaufen, von dem mit bloßem Augs typischerweise sieben Sterne sichtbar sind - daher auch der Name Siebengestirn.

M31 im Sternbild Andromeda ist eine unserer Nachbargalaxien und die einzige, die man in unserer geograpgischen Lage mit dem bloßen Auge beobachten kann. Wie lässt sie sich auffinden? Ausgehend vom östlichsten Stern des Herbstvierecks, an dem die beiden gestrichelten Linien enden, weil er auch zum Sternbild Andromeda gerechnet wird, muss man nur zwei Sterne nach links und zwei Sterne nach oben gehen, dann kann man bei klarem Himmel und nach entsprechender Adaption der Augen an die Dunkelheit rechts darüber einen diffusen Fleck erkennen. Wichtig dabei ist, dass man solche schwachen Objekte nicht direkt betrachtet, sondern ein klein wenig daneben blickt, weil sie die Anatomie des Auges dann heller abbildet - bekannt ist das als indirektes Sehen.

Hoffentlich spielt oft das Wertter mit, so dass der Nachthimmel für die abnehmenden Temperaturen entschädigt.

Otto Pilzer


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Otto J. Pilzer, 2022-10-01