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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Mai 2023

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Mai um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. Bei M13 handelt es sich um den hellsten Kugelsternhaufen am nördlichen Himmel, der ein schönes Feldstecher-Objekt darstellt und unter besten Bedingungen auch mit bloßem Auge sichtbar ist (wichtig dabei: gute Adaption der Augen an die Dunkelheit). Bzgl. Venus und Mars vgl. den Text. Otto Pilzer
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Sowohl in unserer Natur als auch am Sternenhimmel hat der Frühling Einzug gehalten. In den Abendstunden nehmen die drei bekanntesten Frühlingssternbilder Löwe, Jungfrau und Bärenhüter im Süden ihre höchste Stellung ein. Ihre hellsten Sterne Regulus, Spica und Arcturus bilden das sogenannte Frühlingsdreieck, eine Hilfskonstruktion von und für Sterngucker, um ein bisschen Orientierung in das Sternenmeer zu bringen. Bei guter Sicht zum Südhorizont kann man auch die schwächeren Sternbilder Becher, Rabe und Waage entdecken. Unmittelbar darunter erstreckt sich die Sternenkette der Wasserschlange bis nach Westen hin, wo wir beim Sternbild Krebs ihren Kopf finden.

Ein steiler Blick nach oben zeigt eine fast jedem bekannte Konstellation, den Großen Wagen. Er ist Teil des noch größeren Sternbilds Großer Bär bzw. Bärin, weil die lateinische Bezeichnung "Ursa Major" weiblich ist. Dazwischen befinden sich noch die unbekannteren Sternbilder Jagdhunde und Haar der Berenike. Ambitionierten Galaxien-Beobachtern sind diese jedoch überhaupt nicht unbekannt, sondern gehören zum Standard-Repertoire ihrer nächtlichen Aktivitäten. Zusammen mit dem Virgohaufen in der Jungfrau bilden sie nämlich die größten Ansammlungen dieser fernen Welteninseln, die man als Hobbyastronom unter die Lupe nehmen kann. Zur Monatsmitte um 11 Uhr Abends zieht sich dieser Galaxien-Reigen ziemlich genau entlang des Südmeridians von Süden bis zum Zenit.

Ich will aus diesem üppigen Angebot heute das Sternbild der Jungfrau herausgreifen und mich dabei v.a. auf den Virgo-Galaxienhaufen konzentrieren. Die relative Leuchtschwäche dieser Objekte führt oftmals zu einer gewissen Zurückhaltung bei Hobby-Sternguckern - "Da sieht man ja fast nichts". Diese Aussage ist nicht unbegründet, jedoch zeigt das Vorhandensein zahlreicher Messier-Objekte, dass diese Nebel bereits im 18. Jahrhundert entdeckt wurden. Um sie am Himmel zu finden, benötigt man aber genaueres Kartenmaterial als unsere Sternkarte hier; deshalb sind sie auch nicht eingezeichnet. Ohne eigenen Sternatlas kommt man aber meist auch im Internet weiter.

Zum Einstieg beginnen wir ganz im Süden mit dem Sombrero-Nebel M 104, der noch nicht zum Virgohaufen gehört. Er befindet sich unmittelbar an der Grenze zwischen den Sternbildern Jungfrau und Rabe, ist 8,0mag hell und wird somit bereits in einem 10x50-Feldstecher sichtbar, wenn man einen Standort ohne Lichtverschmutzung aufsucht. Berühmt ist die Galaxie wegen ihres dunklen Staubbandes, das sie in nahezu Kantenlage durchtrennt. Im 6-Zöller ist die dadurch hervorgerufene Hutform schon gut erkennbar.

Ein großer Schwenk von 20° nach Norden führt uns hoffentlich zu M 49, der hellsten Galaxie am südlichen Rand des Virgohaufens (8,4mag). Sie wurde am 19. Februar 1771 von Charles Messier als erstes Objekt dieses etwa 2.000 Galaxien umfassenden Haufens entdeckt. Die hellsten zehn Prozent davon sind in einem Teleskop mit 6 Zoll (= 150mm) Objektivöffnung zugänglich. M 49 wird aber bereits im 10x50-Feldstecher sichtbar und kann somit als Einstieg in den Virgohaufen dienen. Nur ein Grad links von ihr finden wir NGC 4526. Mit 9,7mag glimmt sie deutlich schwächer und kann zum Testen der sichtbaren Grenzgröße des verwendeten Instruments dienen (Feldstecher sehr schwierig, 4-Zöller gut).

Wenn dieser Test positiv verlaufen ist, kann man sich ins Innere des Galaxienhaufens vorwagen. Hierzu schwenken wir von M 49 ausgehend 4,5° nach Norden. Im Bildfeld taucht dann hoffentlich M 87 auf, die größte Sterneninsel im Zentrum (8,6mag). Sie beherbergt ein massereiches Schwarzes Loch, das auch Radio- und Röntgenstrahlung freisetzt.

Mit einem kleinen Schwenk von 2,5° nach Nordwesten treffen wir auf Markarians Galaxienkette, die im Südwesten bei M 84 und M 86 (ca. 9mag) beginnt und im Nordosten bei M 88 (9,5mag) endet. Dazwischen befinden sich mehrere NGC-Objekte mit Helligkeiten von 10 bis 11mag, für die dann aber doch ein 6-Zöller nötig wird. Bei geringer Vergrößerung tummeln sich hier mehrere Galaxien gleichzeitig im Bildfeld. Schwenks von wenigen Grad in jede Richtung zeigen zahlreiche weitere Haufenmitglieder - ein Juwel für Galaxienbeobachter.

Nach dieser doch etwas ausgiebigeren Reise durch die Welt der Galaxien bleibt diesmal nicht mehr viel Raum für die Planeten. Allerdings gibt es in diesem Monat auch fast nichts Außergewöhnliches über sie zu berichten. Merkur, Uranus und Neptun stehen der Sonne so nahe, dass sie im Mai nicht zu sehen sind. Gegen Ende des Monats tritt der Gasriese Jupiter wieder langsam in Erscheinung. Am 26. um exakt 4 Uhr früh hebt er sich ganz tief im Südosten über die Horizontlinie und vielleicht eine Viertelstunde später kann er in den Dunstschichten der Morgendämmerung erspäht werden (Sonnenaufgang 5:20 Uhr). Der fast 1mag helle Ringplanet Saturn eilt ihm gut zwei Stunden voraus und baut damit seine Morgensichtbarkeit deutlich aus.

Am Abendhimmel leuchten nach wie vor die mit -4,4mag alles überstrahlende Venus und auch Mars, dessen Helligkeit mittlerweile auf 1,5mag abgesunken ist. Am 23. und 24. kommt es zu einer netten Begegnung mit der zunehmenden Mondsichel und auch die beiden Zwillingssterne Castor und Pollux sind mit von der Partie. Etwas Außergewöhnliches kann ich aber doch noch berichten: Am 18. Mai geht Venus so spät unter, wie seit 50 Jahren nicht mehr - nämlich erst um 0:31 Uhr. Vielleicht halten Sie ja so lange durch?

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2023-05-01