- Astronomie im Berchtesgadener Land - Der Sternenhimmel im August 2023Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. August um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. Bei M13 handelt es sich um den hellsten Kugelsternhaufen des bei uns sichtbaren Nachthimmels, der ein schönes Feldstecher-Objekt darstellt und unter sehr guten Bedingungen auch ohne optische Hilfsmittel erkennbar ist (wichtig dabei: gute Adaption an die Dunkelheit). Die Andromedagalaxie M31, die lichtstärkste Galaxie am nördlichen Himmel, kann als einzige ihrer Art bei uns mit bloßem Auge gesehen werden. Bzgl. Saturn vgl. den Text. Otto Pilzer [Zum Vergrößern bitte Bild anklicken] Im August werden die Nächte wieder spürbar länger. Die Sonnenuntergänge verfrühen sich von 20:44 Uhr zu Monatsanfang auf 19:52 zum Monatsende - das ist fast eine Stunde. Bei der Länge der astronomisch nutzbaren Nacht wirkt sich das noch deutlicher aus, weil die Sonne auch tiefer unter den Horizont sinkt. Sie setzt eineinhalb Stunden früher ein und verlängert sich somit um etwa drei Stunden. Am 1. ist Vollmond, sodass sich vor allem die zweite und dritte Augustwoche zum Sterneschauen anbietet. Und so haben wir diesmal Glück, denn der bekannteste Sternschnuppenstrom, die Perseiden, fallen in diesen Zeitraum. Zum Maximum in der Nacht vom 12. auf den 13. Aug. bleiben wir vom Mond fast ungestört. Er geht erst um 2:20 auf und zeigt auch nur eine schmale Sichel, weil bereits drei Tage später Neumond herrscht. Daher können wir darauf hoffen, mehr Sternschnuppen zu sehen als im letzten Jahr. Das oft genannte langjährige Mittel von ca. 100 Meteoren pro Stunde gilt nur für allerbeste Beobachtungsbedingungen (z.B. keinerlei Himmelsaufhellung, Radiant im Zenit). Auf einem Berggipfel in 2.000 m Höhe mag man diesem Ideal schon näher kommen, wir im Alpenvorland müssen uns aber mit ca. 20 Meteoren pro Stunde bescheiden. Zum Trost können wir aber sicher sein, dass diese zu den hellsten Exemplaren gehören. Zudem werden uns auch einige Schnuppen durch die Lappen gehen, weil wir nicht in alle Richtungen gleichzeitig schauen können. Venus, der helle dominierende "Abendstern" der letzten Monate, hat sich zurückgezogen. In der letzten Augustwoche taucht sie aber wieder auf, diesmal jedoch in der Frühe als "Morgenstern". Während der bereits hellen Dämmerung kann man versuchen, sie an jener Stelle aufzuspüren, wo etwas später die Sonne aufgeht. Der sonnennahe Merkur und auch Mars bleiben im August gänzlich unsichtbar. Der Gasriese Jupiter baut seine Sichtbarkeit deutlich aus und kann nun auch schon in der ersten Nachthälfte tief im Nordosten aufgefunden werden. Er steht im Tierkreissternbild des Widders, ist auf unserer Karte aber nicht eingezeichnet, weil er sich zu diesem Zeitpunkt noch knapp unter dem Horizont befindet. Etwa eine halbe Stunde später geht er auf. Am 8. bekommt er Besuch vom abnehmenden Halbmond, der in etwa 3 Grad Abstand nördlich an ihm vorbeizieht. Zum Planeten der Nacht wird in diesem Monat jedoch Saturn, der am 27. August seine Oppositionsstellung erreicht. Von der Erde aus gesehen steht er der Sonne dann genau gegenüber, was bedeutet: Er geht auf, wenn die Sonne untergeht und umgekehrt. Wir finden ihn somit während der gesamten Nacht - aber auch schon in der Dämmerung - über dem Horizont. Am besten lässt er sich aber in den Stunden um die "astronomische Mitternacht" (d.h. 0 Uhr MEZ = 1 Uhr MESZ) beobachten, weil er sich relativ weit südlich im Wassermann aufhält und eine maximale Höhe von nur 30 Grad erreicht. Jedes Mal aufs Neue beeindruckend präsentiert sich sein Ring, den wir in dieser Ausprägung bei keinem anderen Planeten finden. Die Ebene des Ringsystems ist gegen die Ekliptik deutlich geneigt, was dazu führt, dass uns der Ring bei jeder Opposition unter einem etwas anderen Winkel erscheint. Momentan blicken wir unter einem Winkel von 9 Grad auf dessen Nordseite. Eifrige Beobachter werden sich erinnern, dass sich der Ring in den vergangenen Jahren breiter zeigte (Öffnungswinkel größer als jetzt). In zwei Jahren wird die Erde die Ringebene des Saturn durchqueren und wir werden den Ring dann zeitweise gar nicht mehr sehen können, weil wir genau von der Seite draufschauen (Öffnungswinkel 0 Grad). Das liegt daran, dass der Ring im Vergleich zu seiner Flächenausdehnung extrem dünn ist (ca. 100 Meter, viel schärfer als eine Rasierklinge!) und wir ihn deshalb aus dieser großen Entfernung von ca. 1.300 Mio. Kilometer nicht mehr wahrnehmen können. In den Folgejahren zeigt er uns dann seine Südseite, immer unter einem etwas größeren Winkel. Auf unserer Sternkarte sehen Sie, wie das Sommerdreieck gerade den Zenit überschreitet. Es bildet sich aus den Sternen Vega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler. Alle drei Sternbilder sind in die Milchstraße eingebettet, die sich momentan quer über das Firmament vom Nord- bis zum Südhorizont zieht. Ihr schwaches Glimmen resultiert aus dem Leuchten aller ca. 100 Mrd. Sterne unserer Heimatgalaxie. Die meisten von ihnen sind sehr weit entfernt und erzeugen so diese nebelhafte Erscheinung. Nur diejenigen in unserer nächsten Nachbarschaft können wir als Einzelsterne erkennen. Wenn man die Entfernungen von Vega (25 Lichtjahre), Deneb (1.550 LJ) und Atair (17 LJ) mit dem Durchmesser unserer Galaxis vergleicht (ca. 100.000 LJ), werden die Größenverhältnisse sofort ersichtlich. Leider schreitet die künstliche Beleuchtung immer weiter voran, so dass die Milchstraße sogar in ländlichen Regionen nur noch wenige sehen können. Viele beleuchten ihren Garten, weil es angeblich schön aussieht oder Angst vor Einbrechern besteht. In Wirklichkeit belastet das die Umwelt (das unnütze Zeug muss ja irgendwo produziert werden), beeinträchtigt den Lebensraum von Nachtinsekten und den ungestörten Blick in den Sternenhimmel. Um wie viel besser wäre es doch, auf nächtliche Beleuchtung komplett zu verzichten und sich stattdessen einzig am Blick auf unsere natürlichen Lichtquellen - die Sterne - zu erfreuen. Ich wünsche Ihnen ein dunkles Fleckchen, an dem Sie die Milchstrasse noch erkennen können. Bernhard Kindermann
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