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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Januar 2024

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Januar um 21 Uhr MEZ erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. Die Andromedagalaxie M31 (als hellste Galaxie am nördlichen Himmel) wie auch der Orionnebel M42 (im "Schwertgehänge" des Sternbilds Orion) sind schöne Feldstecher-Objekte, aber auch nach guter Adaption an die Dunkelheit leicht mit bloßem Auge sichtbar. Bgzl. Jupiter vgl. den Text. Otto Pilzer
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Ein Feuerwerk wird wieder das neue Jahr begrüßen, das hoffentlich weniger kriegerisch geprägt sein möge, wie das letzte. Das ist neben den besten Wünschen an Sie mein sehnlicher Wunsch für uns alle.

Welche besonderen astronomischen Ereignisse hält das neue Jahr für uns bereit? Insgesamt kommt es zu vier Finsternissen, aber ich muss leider mitteilen, dass wir in Mitteleuropa nur eine davon sehen können. Zu Beginn der Halbschatten-Mondfinsternis am 25. März geht der Mond bereits unter, so dass sie in erster Linie auf dem amerikanischen Kontinent verfolgt werden kann. Zwei Wochen später, am 8. April, ereignet sich eine totale Sonnenfinsternis. In den Genuss der totalen Phase kommen Mexiko sowie der Süden und Osten der USA. Knapp ein halbes Jahr später, am 18. September, kommen dann auch wir bei einer partiellen Mondfinsternis zum Zuge. Sie ist gerade noch in voller Länge zu sehen, ehe der Mond kurz danach untergeht. Die letzte Finsternis des Jahres ereignet sich dann wieder zwei Wochen später, nämlich am 2. Oktober. Es kommt zu einer nicht so häufigen ringförmigen Sonnenfinsternis. Ihre Zentrallinie verläuft fast ausschließlich über dem pazifischen Ozean, lediglich mit Patagonien streift sie kurz Festland.

Die Astronomie bietet aber auch viele andere Leckerbissen - die für Januar möchte ich jetzt kurz vorstellen. Wie schon in den vergangenen Monaten begrüßt Venus den Frühaufsteher wieder als Morgenstern. An Neujahr geht sie kurz vor 5 Uhr im Südosten auf, zum Monatsende genau eine Stunde später. Durch ihr -4 mag helles Licht fällt sie bei klarem Wetter sofort auf. Am 8./9. zieht die schmale abnehmende Mondsichel an ihr vorüber.

Auch der innerste Planet Merkur kann im Januar unter günstigen Umständen aufgefunden werden. Am 12. erreicht er seinen größten westlichen Sonnenabstand und geht um 6:15 auf (ca. eine Stunde nach Venus). Da er nur wenige Grad über den Horizont steigt, ehe die Morgendämmerung einsetzt, kann ein Fernglas beim Aufsuchen des -0,3 mag hellen Götterboten hilfreich sein - einfach den SO-Horizont etwas links von Venus absuchen. Die Sichtbarkeitsperiode erstreckt sich vom 5. bis zum 18. Januar.

Der rote Planet Mars bleibt in diesem Monat weiterhin unsichtbar, da er immer noch zu nahe bei der Sonne steht. Dafür ist Jupiter nach wie vor eine Empfehlung. Bereits zum Ende der Abenddämmerung um ca. 18 Uhr kann er in größter Höhe beobachtet werden. Man muss also nicht spät in der Nacht raus, sondern kann die frühen Abendstunden nutzen, um seine Wolkenstreifen und -wirbel zu bestaunen sowie das Spiel seiner vier hellen Monde zu verfolgen. Mit -2,5 mag ist er das dominierende Gestirn, bevor am Morgen die Venus erscheint - aber zu diesem Zeitpunkt ist Jupiter bereits untergegangen.

Sogar der Ringplanet Saturn kann im Januar noch im Westen gefunden werden, wenn man sich gleich nach der Abenddämmerung auf die Suche macht. Zur Monatsmitte geht er um 20:10 unter, deshalb ist er auch auf unserer Sternkarte nicht mehr eingezeichnet. Am 14. schaut die nur drei Tage alte Mondsichel bei ihm vorbei.

Am Fixsternhimmel hat nun unzweifelhaft der Winter Einzug gehalten. Der Stier mit seinem rötlichen Hauptstern Aldebaran kulminiert gerade im Süden. Die anderen fünf Sterne, die zum Wintersechseck gezählt werden, finden sich auf unserer Sternkarte noch mehr oder weniger östlich des Südmeridians. Dazu gehören Rigel im Orion, Sirius im Großen Hund, Procyon im Kleinen Hund, Castor/Pollux in den Zwillingen und Kapella im Fuhrmann. Quer über das Firmament zieht sich die Wintermilchstraße vom Großen Hund im Südosten bis zu den Resten des Sommersternbilds Schwan im Nordwesten, dessen Hauptstern Deneb in unseren Breiten nie untergeht (zirkumpolar).

Am Winterhimmel finden wir besonders viele schöne Objekte für den Feldstecher, ja sogar für das freie Auge. Unmittelbar westlich von Aldebaran sind die Hyaden beheimatet, ein offener Sternhaufen, dessen Mitglieder locker verteilt sind und ein markantes V bilden, dessen Spitze nach Westen zeigt. Schon mit freiem Auge ist er unter dunklem Himmel gut zu erkennen, ein Fernglas sollte möglichst gering vergrößern, um das V noch komplett abbilden zu können.

Ein kurzer Schwenk von ca. 20° nach Nordosten führt uns zu den Plejaden (Siebengestirn), die auch mit bloßen Augen nicht zu übersehen sind. Da die Mitglieder dieses offenen Sternhaufens M45 näher beisammen stehen, kann hier auch ein großes Fernglas gewinnbringend eingesetzt werden.

Senkrecht über uns kulminiert gerade das markante Sternbild des Perseus mit dem 1,8 mag hellen Hauptstern Mirphak. Von Mirphak ausgehend zieht sich eine Sternenkette in südöstlicher Richtung bis zum 3 mag hellen Nachbarstern Delta Persei, die man sofort als S assoziiert. Diese gesamte zerstreut wirkende Sternengruppe trägt die Bezeichnung Melotte 20. Die hellsten Mitglieder sind dem bloßen Auge zugänglich, aber ein möglichst gering vergrößerndes Fernglas stellt das optimale Hilfsmittel dar.

Weitere besonders brilliante Feldstecherobjekte sind der Doppelsternhaufen h+chi zwischen Perseus und Kassiopeia sowie natürlich der Orionnebel, den Sie alle schon kennen und der den krönenden Abschluss einer Winterhimmelstour bilden kann.

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2024-01-01