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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Juni 2024

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Juni um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. M13, der hellste Kugelsternhaufen am Nordhimmel, ist nach Adaption der Augen an die Dunkelheit bei klarem dunklem Himmel gerade noch freisichtig zu beobachten, es empfiehlt sich aber die Verwendung eines Feldstechers. M31 stellt die Andromedagalaxie dar - die lichtstärkste Galaxie am nördlichen Himmel und die einzige ihrer Art, die bei uns mit bloßem Auge sichtbar ist; man muss allerdings warten, bis sie nach Mitternacht hoch genug über dem Horizont steht. Otto Pilzer
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Schon sind wir wieder in der Mitte des Jahres! Die Sommersonnenwende tritt am 20. Juni um 22:51 (alles MESZ) ein und die Sonne erreicht am Mittag den höchsten Stand des Jahres über dem Horizont (65,5°). Mitte des Monats geht die Sonne um 5:08 auf und um 21:09 unter. Die Länge des Tages ist so groß wie sonst nie im Jahr. Zieht man die Dämmerungszeiten ab, so bleiben für die zur Beobachtung nutzbare Nacht kaum zwei Stunden - für Nachtbeobachtung eine kurze Zeit. Allerdings werden wir entschädigt durch die oft lauen bzw. sogar tropischen Nächte, die das Beobachten bei angenehmen Temperaturen zulassen.

Die Ekliptik liegt bei Nacht in Horizontnähe, was die Beobachtung von Planeten schwieriger macht. In diesem Juni ist das aber nicht so tragisch, da sich der Abendhimmel planetenfrei zeigt. Erst am frühen Morgen tauchen Saturn, Mars und Jupiter nacheinander auf.

Doch zunächst zum Abendhimmel. Die erste Monatshälfte eignet sich für die Abendbeobachtung besonders. Der Mond nimmt ab, am 6. Juni ist Neumond und erst am 22. Vollmond. Am westlichen Abendhimmel blicken wir voll auf das Sternbild des Löwen, dessen Hauptstern Regulus (1,3 mag) genau auf der Ekliptik liegt, während rechts oben der Große Wagen noch sehr hoch am Himmel steht. Verlängert man die hintere Kante des Kastens nach rechts, so kommen wir auf den Polarstern (1,94 mag) als einzigen in einem Feld schwacher Sterne. Er zeigt uns bekanntermaßen die Nordrichtung an. Wenden wir uns in Richtung Süden, so sehen wir die Jungfrau über der Ekliptik mit ihrem Hauptstern Spica (0,95 mag) und weiter östlich unterhalb der Ekliptik den roten Riesenstern Antares (1,05 mag), den Hauptstern des Skorpions.

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Über der Jungfrau kommen wir auf das Sternbild Bootes (oder Bärenhüter) mit dem nahen (36,5 LJ) roten Riesenstern Arktur (-0,0 mag), der trotz seines 25-fachen Sonnendurchmessers nur etwas mehr Masse hat wie unsere Sonne. Er ist der hellste Stern am Nordhimmel und der vierthellste am gesamten Himmel. Etwas links oberhalb des Arktur im Bootes fällt ein kleines Halbrund von Sternen auf: Die Nördliche Krone mit ihrem Hauptstern Gemma (2,3 mag), dem Edelstein. In Richtung Horizont erstreckt sich der Schlangenträger zusammen mit der zweigeteilten Schlange; beide Sternbilder sind recht lichtschwach. Attraktiver wird der Sternenhimmel wieder in Ostrichtung. Dort ist bereits das Sommerdreieck aus den drei hellen Sternen Wega (0,03 mag) in der Leier, Deneb im Schwan und Atair (0,7 mag) im Adler aufgegangen.

Am Osthimmel können wir den ganzen Monat über das markante Sternbild Schwan bewundern. Der Hauptstern Deneb (1,2 mag in 1.400 LJ Entfernung) ist variabel. Sein Name kommt aus dem Arabischen und bedeutet Schwanz (der Henne), was ja gut passt. Sein Gegenstück Albireo (3,1 mag in ca. 340 LJ) stellt den Kopf dar. Der Name kommt auch aus dem Arabischen und bedeutet der Schnabel der Henne. Albireo wurde bisher als einer der schönsten Doppelsterne betrachtet und kann schon mit kleinen Teleskopen getrennt werden.

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Der orangerote Hauptstern ß¹ ist ein Überriese und hat eine Leuchtkraft 100-mal so hoch wie die der Sonne, sein Durchmesser entspricht dem 19,2-fachen der Sonne. Er ist ein physischer Doppelstern mit zwei sehr engen Komponenten, deren Eigenschaften sich deswegen nur schwer bestimmen lassen. Der blaue Begleiter ß² weist eine Helligkeit von 5,1 mag auf und hat eine Temperatur um 13.200°.

Man ging davon aus, dass zwischen zwei nahen, hellen Sternen ein physischer Zusammenhang bestehen müsse. Neuere Messungen durch die Raumsonde GAIA haben diese Vorstellung ins Wanken gebracht. Die Eigenbewegung der beiden ist demnach zu unterschiedlich, so dass man davon ausgehen muss, dass sie nur optische (also scheinbare) Doppelsterne sind.

Kommen wir nun zu den Planeten am Morgenhimmel. Als erster geht Saturn (1,3 mag) im Wassermann auf. Seine Aufgänge verfrühen sich im Lauf des Monats von 2:20 auf 0:30, während er um 4:30 in der Morgendämmerung verschwindet. Am 27. Juni zieht der Mond nah an ihm vorbei, allerdings während des Tages und unter unserem Horizont. Es folgt Mars (1,2 mag) in den Fischen, der anfangs um 3:30 aufgeht, aber auch er verblasst um 4:30. Bis zum Ende des Monats geht er schon eine Stunde eher auf. Jupiter (-1,5 mag) im Stier beginnt ab Mitte Juni mit seiner Rückkehr an den dunklen Himmel. Er geht zunächst kurz nach 4 Uhr auf, ist aber Ende des Monats schon vor 3:30 über dem Osthorizont.

An Sternschnuppenströmen sind die Juni-Bootiden zu nennen, die vom kurzperiodischen Kometen 7P/Pons-Winnecke stammen. Sie sind vom 22. Juni bis 2. Juli zu erwarten, mit einem Maximum um den 27. Juni. Der Meteorschauer Juni-Bootiden ist leider unberechenbar. Er zeigte ungewöhnliche Aktivität in den Jahren 1998 (50 bis 100 Meteore pro Stunde) und 2004 (20 bis 50 Meteore pro Stunde). Ein weiterer Ausbruch wurde für 2010 erwartet, aber der Schauer produzierte weniger als zehn Meteore pro Stunde. Von Vorteil ist, dass Bootes hoch am Westhimmel steht und der Mond diesmal nur gering stört.

Gerardo Inhester


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Otto J. Pilzer, 2024-06-01