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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im November 2024

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. November um 21 Uhr MEZ erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. M31 stellt die Andromeda-Galaxie dar, die hellste Galaxie am nördlichen Himmel und die einzige ihrer Art, die bei uns mit bloßem Auge beobachtet werden kann. Bei M13 handelt es sich um den lichtstärksten Kugelsternhaufen am Nordhimmel, bei M42 um den bekannten Orionnebel im "Schwertgehänge" des Sternbilds Orion. Wenn sie hoch genug über dem Horizont stehen (bei M13 nur in den frühen und bei M42 ab den späteren Abendstunden), sind alle schöne Feldstecher-Objekte; M31 und M42 sind nach Adaption an die Dunkelheit leicht ohne Hilfsmittel sichtbar, bei M13 gelingt dies nur unter exzellenten Bedingungen. Bzgl. Jupiter und Saturn vgl. den Text. Otto Pilzer
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Die länger werdenden Nächte im Herbst laden zur Beobachtung unseres Sternenhimmels ein, da auch die Temperaturen meist noch nicht ungemütlich tief sind. Nach einem kurzen Exkurs zu den Planeten wollen wir uns diesmal besonders der Orientierung am Himmel und den Sternbildern zuwenden.

Der innerste Planet Merkur bleibt unsichtbar und die helle Venus verbessert ihre Abendsichtbarkeit. Der sich seiner Opposition Anfang nächsten Jahres nähernde rote Nachbar Mars entwickelt sich zunehmend zum Planeten der ganzen Nacht, ähnliches gilt für den hellen Jupiter, der seiner Opposition im Dezember entgegenstrebt. Der Saturn (Opposition im September) mit seinem derzeit nur schmal erscheinenden Ringsystem ist noch in der ersten Nachthälfte sichtbar. Der Uranus erreicht seine Opposition in der Monatsmitte und ist mit einer Helligkeit von 5,6 mag dann ein schönes Feldstecherobjekt (theroretisch sogar mit bloßem Auge sichtbar). Den Neptun (Opposition ebenfalls im September) kann man hingegen nur bis gegen Mitternacht erspähen und es empfiehlt sich ein kleines Teleskop. Für Uranus und Neptun finden sich Aufsuchkarten im Internet. Noch eine Erkärung zur diesen Monat fast inflationär genannten Opposition: In dieser Position befindet sich ein Planet von der Erde aus gesehen genau auf der anderen Seite wie die Sonne. Der Vorteil ist, dass der Wandelstern dann in Erdnähe während der ganzen Nacht besonders groß und damit hell ist - ideal zur Beobachtung.

Selbst mit Hilfe einer Sternkarte wie der abgebildeten tut man sich ohne Erfahrung beim Aufsuchen der Objekte am Nachthimmel schwer. Daher haben sich die Astronomen ein paar Tricks überlegt. Einer davon ist, die jeweils hellsten bzw. auffälligsten Sterne der Jahreszeiten, die eine einfache geometrische Figur ergeben, zur Orientierung zu nutzen.

Im Sommer bilden Vega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler das Sommerdreieck, das noch über dem Westhorizont steht, aber jetzt im Laufe der Nacht bis auf den zirkumpolaren Deneb untergeht.

Im Herbst steht das Pegasus-Quadrat, auch als Herbstviereck bezeichnet, wie derzeit in Südrichtung hoch am Himmel. Der dem Zenit nächste Stern gehört dabei eigentlich schon zum Sternbild Andromeda. Geht man von diesem Stern zwei Sterne weiter nach Osten (also links) sowie dann zwei schwächere Sterne nach oben, kann man bei guter Adaption etwas rechts oberhalb die Andromedagalaxie M31 als diffusen Fleck erkennen. Dazu ein Tipp für die Beobachtung lichtschwacher Objekte - egal ob mit oder ohne optische Hilfsmittel: Aufgrund der Anatomie des Auges empfiehlt es sich, dabei nicht genau in Richtung z.B. unserer Nachbargalaxie M31 zu blicken, sondern absichtlich daneben zu sehen - die Astromomen nennen dies "indirektes Sehen". In der Mitte des Auges, also dem "Gelben Fleck" mit seinen Zapfen, sehen wir zwar Farben, diese Zellen sind aber relativ lichtunempfindlich. Außen herum sehen wir mittels der Stäbchen zwar nur schwarzweiß, dafür sind die Augen dort aber lichtempfindlicher!

Im Winter ergänzen sich am Osthorizont Pollux in den Zwillingen (leicht identifizierbar durch den fast gleich hellen Castor ganz in der Nähe), Capella im Fuhrmann, Aldebaran im Stier, Rigel im Orion, Sirius im Großen Hund sowie Prokyon im Kleinen Hund zum Wintersechseck. Die letzten beiden Sterne befinden sich auf der abgebildeten Karte noch unter dem Horizont. Beteigeuze, der rötliche hellste Stern innerhalb des Sechsecks, die linke Schulter des Helden Orion, bildet zusammen mit Sirius und Prokyon das Winterdreieck. Zum Sier gehört ein bekannter offener Sternhaufen, die Plejaden M45, die auch unter der Bezeichnung Siebengestirn bekannt sind. Dieser Name erklärt sich dadurch, dass man mit guten Augen typischerweise sieben der insgesamt einigen Hundert Sterne auflösen kann. Kinder mit ihren besseren Augen können teilweise viel mehr einzelne Sterne identifizieren, die sie entsprechend korrekt malen konnten.

Der Vollständigkeit halber sei hier auch noch das Frühlingsdreieck erwähnt, das sich aus Regulus im Löwen, Spica in der Jungfrau und Arktur im Bootes oder Bärenhüter zusammensetzt.

Wenn man sich damit am Himmel orientiert hat, lassen sich die Sternbilder drumherum meist leicht zuordnen. Zusätzlich kann die einprägsame Form von Sternbildern eine Hilfe sein, ein Paradebeispiel ist die Kassiopeia, die auch als Himmels-W bezeichnet wird - zu finden fast im Zenit zwischen Andromeda und dem Polarstern. Apropos Polaris, der in der Verlängerung der Erdachse am Himmel steht und die Nordrichtung anzeigt, diesen Stern findet man am einfachsten, wenn man die Hinterachse des momentan am Nordhorizont entlang fahrenden Großen Wagens um ca. den Faktor fünf nach oben verlängert.

Der Meteorstrom des Monats sind die Leoniden, die ab der Monatsmitte aus dem Sternbild Löwe zu kommen scheinen und sehr schnelle Objekte sind. Leider variieren die Fallraten stark, daher hoffen wir einfach auf ein gutes Jahr. Bedauerlicherweise wird der Mond die Beobachtung beeinträchtigen, da am 15. Vollmond ist.

Otto Pilzer


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Otto J. Pilzer, 2024-11-01