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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Februar 2003

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Mittlerweile merkt man schon sehr deutlich, daß die Tage wieder länger werden. Zur Mitte des Monats geht die Sonne um 07:08 Uhr auf, das ist beinahe 40 Minuten früher als im Dezember zur Zeit der Wintersonnenwende. Diese Zeitangabe gilt für eine geografische Länge von 15° und eine Breite von 48°. An Orten, die weiter westlich liegen, geht die Sonne natürlich später auf. So sind für jedes Grad Längendifferenz vier Minuten hinzu zu addieren. Für Salzburg mit seiner geografischen Länge von etwa 13° ergeben sich damit acht Minuten Differenz, wodurch die Sonne hier erst um 07:16 Uhr aufgehen wird.

Was ist von den Planeten in diesem Monat zu erwarten? Die Venus ist nach wie vor Morgenstern und daher im Osten schon vor aber auch während der Dämmerung zu sehen. Mit ihrer großen Helligkeit von -4,2mag wird sie nur noch von Sonne und Mond in den Schatten gestellt.

Der Planet Jupiter erreicht Anfang des Monats seine Oppositionsstellung. Das bedeutet, daß er von der Erde aus gesehen genau der Sonne gegenüber steht. Er geht also auf, wenn die Sonne untergeht (und umgekehrt) und ist damit die ganze Nacht über sichtbar. Sie finden ihn auch in unserer Sternkarte eingezeichnet. Da er während der Opposition der Erde näher steht als sonst, erreicht er zum einen seine größte Helligkeit als auch den größten scheinbaren Durchmesser dieser Beobachtungsperiode. Besitzer von Fernrohren sollten die Gunst der Stunde nutzen und einen Blick auf Jupiters Wolkenbänder oder sogar den "Großen Roten Fleck", einen gigantischen Wolkenwirbel, werfen. Schon mit einem kleinen Feldstecher können Sie dagegen seine vier hellsten Monde beobachten. Sie sind entlang einer Linie in der Äquatorebene Jupiters aufgereiht und erscheinen wie kleine Sterne. Da sich ihre Umlaufzeiten im Bereich von 1,8 bis 16,7 Tagen bewegen, kann man schon innerhalb von wenigen Stunden gegenseitige Positionsveränderungen feststellen. Dabei kommt es häufig vor, daß sich ein Mond vor den Jupiter schiebt oder sich hinter dem Planeten "versteckt". In beiden Fällen wird der Mond dann für uns Beobachter auf der Erde unsichtbar und es bleiben nur noch drei Monde übrig. Durch Abweichungen in den beobachteten und errechneten Zeitpunkten dieser Bedeckungen kam der Astronom Olaf Römer zu der Erkenntnis, daß die Geschwindigkeit des Lichts endlich sein muß. Im Jahre 1675 konnte er auf diese Weise einen Wert für die Lichtgeschwindigkeit ermitteln, der nur um 25% vom heutigen abweicht.

Auch Saturn steht noch in optimaler Beobachtungsposition am Himmel. Sie finden den Ringplaneten im östlichen Teil des Sternbildes Stier. Zur Beobachtung seines beeindruckenden Ringes benötigen Sie jedoch ein Fernrohr, wobei Sie hierfür mindestens 30-fach vergrößern müssen.

Unsere Sternkarte zeigt wieder den Anblick des Himmels zur Mitte des Monats gegen 21 Uhr. Sie ist auch gültig, wenn Sie zu Monatsanfang eine Stunde später (22 Uhr) oder am Monatsende eine Stunde früher (20 Uhr) beobachten. Der Sternenhimmel im Februar bietet noch den klassischen Anblick des Winterhimmels. Von Norden ausgehend zieht sich das Band der Milchstraße quer über das ganze Firmament bis zum Südhorizont. Im Süden bis hinauf in den Zenit finden wir das sogenannte Wintersechseck, das sich aus sechs hellen Sternen in ebenso vielen Sternbildern zusammensetzt. Es wurde bereits im Januar ausführlich vorgestellt. Ein Vertreter ist beispielsweise der Stern Rigel im Sternbild des Orion, dem Himmelsjäger.

Das Sternbild Orion enthält zahlreiche Gasnebel, von denen hier nun einer näher unter die Lupe, oder besser, unter das Fernglas genommen werden soll. Es handelt sich dabei um den Großen Orionnebel. In Messiers berühmter Liste von nebelartigen Himmelsobjekten trägt er die Nummer 42, weshalb er üblicherweise mit M42 bezeichnet wird. Mit einer Helligkeit von 3,5mag ist er der hellste Gasnebel des gesamten Firmaments und damit ein Paradeobjekt für den Himmelsbeobachter. Viele halten ihn auch für das schönste Himmelsobjekt schlechthin. Zu finden ist er unterhalb der drei Gürtelsterne im sogenannten Schwertgehänge des Orion. In einer sternklaren Nacht kann er bereits mit bloßem Auge gesichtet werden. Man erkennt dann einen hellen Fleck, der sich durch sein diffuses Aussehen deutlich von einem Stern unterscheidet. Übrigens, man kann an M42 auch die Technik des "indirekten Sehens" optimal ausprobieren. Was versteht man darunter? Wenn Sie M42 mit Ihren Augen nicht direkt anpeilen, sondern etwas daneben schauen, werden Sie feststellen, daß das Objekt plötzlich heller erscheint. Probieren Sie es einfach mal aus, Sie werden überrascht sein. Den Grund für diese Erscheinung werde ich ein andermal erläutern.

Die ganze Pracht des Orionnebels erschließt sich dem Beobachter jedoch erst mit einem Feldstecher oder Fernrohr. Dabei ist schon ein Fernglas mit relativ kleiner Objektivöffnung hilfreich, ein größeres zeigt natürlich mehr Einzelheiten und ist zu bevorzugen, falls vorhanden. Wenn Sie Ihren Blick nun damit auf M42 werfen, wird sich der vorher mit bloßem Auge gesehene diffuse Fleck in einen großen Nebelkomplex verwandeln. Er ähnelt dem Aussehen eines Schmetterlings, der seine Flügel zum Flug auseinander gebreitet hat. Man darf natürlich nicht erwarten, den "Schmetterling" so deutlich zu erkennen, wie er auf Langzeitfotografien hervortritt. Schließlich liegen die Belichtungszeiten solcher Aufnahmen oft im Stundenbereich und sind entsprechend aufwändig. Uns hingegen sollte es Genugtuung verschaffen, die vor etwa 1500 Jahren direkt von ihm ausgesandten Lichtteilchen jetzt und heute mit eigenen Augen zu sehen. Mit großen Ferngläsern kann man deutlich hellere und dunklere Nebelpartien unterscheiden. Schon mit einem kleinen Fernglas können Sie zwei Sterne im Nebel entdecken. Der nord-westliche davon markiert den hellen Zentralbereich von M42, die sogenannte Huygensregion. Sie ist nach dem im 17. Jahrhundert lebenden Mathematiker, Physiker und Astronomen Christiaan Huygens benannt. In diesem Zentrum findet man zahlreiche Hell- und Dunkelstrukturen, die sich dem Beobachter jedoch erst bei etwas höheren Vergrößerungen, wie es sie uns ein Fernrohr bietet, erschließen. Wenn man dann mindestens 50-fach vergrößert, so erlebt man eine Überraschung. Der helle Stern von vorhin teilt sich nun in vier Einzelsterne, das berühmte "Trapez", auf. Wie der Name schon erkennen läßt, sind hier vier Sterne trapezförmig und in engem Abstand zueinander angeordnet. Sie sind erst vor etwa einer Million Jahren entstanden und regen mit ihrer starken UV-Strahlung die umgebenden Gasmassen zum Leuchten an. Auch heute werden in M42 noch immer neue Sterne geboren, wie Beobachtungen im Infraroten vom Weltraum aus beweisen.

Zum Schluß will ich Ihnen noch folgenden Tip geben. Neben irdischen Beleuchtungsquellen (Straßenlampen, Hofbeleuchtung, Autoscheinwerfer usw.) verringert auch der Lichtschein unseres Erdmondes die Wahrnehmung schwacher Himmelsobjekte erheblich. Da wir Mitte des Monats Vollmond haben, ist es ratsam, die Beobachtung des Orionnebels in die erste oder letzte Februarwoche zu legen. Hoffen wir, daß dann auch das Wetter mitspielt. Ich wünsche Ihnen eine genußreiche Beobachtung des vielleicht schönsten Gasnebels, den das Weltall für uns bereit hält.

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2003-02-03