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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Monatsthema Mai 2003: "Ein Feuerring am Himmel"

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Aufnahme der partiellen Sonnenfinsternis vom 12.10.96 von einem Vereinsmitglied
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In den frühen Morgenstunden des 31. Mai wird sich wieder eine Sonnenfinsternis ereignen. Dieses Mal handelt es sich um eine sogenannte ringförmige Finsternis, welche von Mitteleuropa aus in ihrer partiellen Phase beobachtbar ist. Sicherlich wird es ein eindrucksvolles und spektakuläres Ereignis sein, wenn hierzulande die teilweise durch den Mond abgedeckte Sonnenscheibe hinter Bäumen oder Bergen aufsteigt.

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Karte zur Sichtbarkeit der ringförmigen Sonnenfinsternis am 31.05.2003 (Quelle: NASA 2003 Eclipse Bulletin)
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Die Phase der ringförmigen Erscheinung wird in einem großen Bereich von etwa tausend Kilometern Breite beobachtbar sein. Das ist außergewöhnlich, da die Zone der ringförmigen Phase meist viele Tausend Kilometer lang, jedoch normalerweise nur wenige Hundert Kilometer breit ist. Leider befindet sich dieses Gebiet im Nordatlantik und reicht von Grönland über gesamt Island bis hin zu den Shetland-Inseln und dem nördlichen Teil Schottlands. In diesem Bereich steht die Sonne in geringer Höhe über dem Horizont und der Beobachter wird dort einen imposanten Feuerring zu sehen bekommen. In unseren Breiten wird dabei lediglich ein Bedeckungsgrad von etwa 77 % erreicht, d. h. die Sonne ist nur teilweise, also partiell durch den Mond verdeckt.

Es ist einem Zufall zu verdanken, dass die Schattenzone bei einer Finsternis so schmal ist und die Dauer der ringförmigen oder totalen Phase nur wenige Minuten beträgt. Mond und Sonne erscheinen uns am Firmament mit knapp einem halben Winkelgrad Durchmesser etwa gleich groß. Der Erdmond hat zwar nur einen Durchmesser von zirka 3500 Kilometern, wohingegen unser Tagesgestirn mit 1.400.000 km etwa vierhundert Mal größer ist. Dennoch scheinen beide von gleicher Größe zu sein. Das rührt daher, weil die Sonne rund 400-mal weiter von uns entfernt ist als der Mond. Darum kann unser Trabant bei einer totalen Sonnenfinsternis die Sonnenscheibe maximal für etwa sieben Minuten bedecken. Außerhalb der schmalen Zone der Totalität oder der Ringförmigkeit wird die Sonne nur teilweise vom Neumond bedeckt. Dieser Bereich befindet sich dann im sogenannten Halbschatten des Mondes, welcher bis zu 7000 Kilometer breit sein kann.

Ob eine totale oder eine ringförmige Finsternis eintritt, hängt dabei von den scheinbaren Durchmessern der Sonnen- bzw. der Mondscheibe ab. Da unser Trabant in einer elliptischen Bahn um die Erde läuft und die Erdbahn um unser Zentralgestirn ebenfalls eine Ellipse beschreibt, variieren deren scheinbare Durchmesser. So erscheint der Mond unter einem Winkel von 33´32", wenn er sich mit 356 400 km in Erdnähe befindet - in 406 700 km Erdferne hat er nur noch 29´14" scheinbaren Durchmesser. Ist unser Erdball im Perihel der Umlaufbahn, also in Sonnennähe mit ca. 147,1 Millionen Kilometern, so erscheint uns das Tagesgestirn um etwa 32´32". Im Aphel (Sonnendistanz etwa 152 Millionen km) wirkt es mit 31´28" kleiner. Es kommt vor, dass der Mond in der Neumondphase in Erdnähe steht und die scheinbare Sonnenbahn kreuzt, dabei tritt eine totale Sonnfinsternis ein. Steht beispielsweise der Mond dabei in Erdferne, so erscheint die Neumondscheibe kleiner als die Sonnenscheibe - es kommt zu einer ringförmigen Sonnenfinsternis. Beide Faktoren bestimmen u. a. damit auch die zeitliche Länge einer Finsternis.

Wie schon oben angeschnitten, handelt es sich dieses Mal bezüglich der geometrischen Verhältnisse um eine ungewöhnliche Finsternis. Ende Mai ist die Nordhalbkugel der Erde der Sonne zugekehrt. Der Kernschatten des Mondes zieht über den Nordpol hinaus, bevor er die Erde berührt. Die Folge davon ist, dass der Mondschatten im Bereich der ringförmigen Phase diesmal von Ost nach West wandert und dabei über tausend Kilometer breit ist.

Die maximale Bedeckung im Salzburger Land und im angrenzenden Bayern wird gegen 5.22 Uhr erreicht. Nur wenige Minuten vorher wird das bereits partiell vom Mond bedeckte Tagesgestirn über den Horizont steigen. Für Frühaufsteher an diesem Samstag sicherlich ein Muss. Knapp eine Stunde später, gegen 6.16 Uhr, ist der Vorgang beendet und der Mond hat die Sonnenscheibe wieder gänzlich freigegeben.

Vor unvorsichtigen Sonnenbeobachtungen muss hierbei eindringlich gewarnt werden. Niemals darf mit einem Fernglas oder Teleskop ohne ausreichende Schutzmaßnahmen in die grelle Sonne geblickt werden! Irreparable Augenschäden oder gar Erblindung wären die Folge. Auch mit bloßem Auge sollte man nicht in die Sonne schauen, Sonnenbrillen sind ebenfalls kein ausreichender Schutz. Am besten sind die, von der 1999-er Finsternis bekannten, speziellen Folienfilterbrillen. So genannte Schweißergläser eignen sich nur, wenn man ohne Fernglas oder Teleskop beobachtet! Hat man solche Geräte zur Verfügung, müssen geeignete Sonnenfilter verwendet werden. Einschraubbare Okularfilter sind gefährlich - sie erhitzen sich und können platzen. Am besten geeignet ist die sogenannte Projektionsmethode. Dabei wird das Abbild der Sonne auf ein weißes Blatt Papier projiziert, welches in ausreichendem Abstand hinter das Okular in den Strahlengang gehalten wird. Weitere Tipps zur visuellen oder fotografischen Beobachtung geben gerne die örtlichen astronomischen Arbeitsgemeinschaften oder Institutionen.

N/N


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Otto J. Pilzer, 2003-04-28