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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Mai 2003

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Zuerst geben wir einige Hinweise zur Handhabung von Sternkarten. Zur Benutzung drehen wir diese so, daß die Himmelsrichtung, in die wir blicken wollen, unten liegt. Der gesamte Himmelsbereich, der dann oberhalb der Horizontlinie bis etwa zur Kartenmitte (Zenit) zu sehen ist, steht in der betreffenden Himmelsrichtung. Die abgebildete Karte zeigt den Sternenhimmel am 15. Mai um 22 Uhr MEZ bzw. 23 Uhr MESZ (Sommerzeit) und gilt entsprechend am Monatsanfang eine Stunde später sowie am Monatsende eine Stunde früher. Durch die immer später einsetzende Dämmerung und die bereits erfolgte Umstellung auf die Sommerzeit kann man im Mai erst ab ca. 22 Uhr mit der Beobachtung des Sternenhimmels beginnen.

Am Abendhimmel sind nun die Frühlingssternbilder dominierend. Der Wintersternhimmel hat jetzt Abschied genommen: nur noch die Zwillinge und den kleinen Hund finden wir knapp über dem Horizont. Blickt man steil nach oben, so erkennt man den großen Wagen, der fast im Zenit (= Scheitelpunkt) steht. Der große Wagen ist übrigens kein selbständiges Sternbild, sondern es gehört zu dem viel umfangreicheren Sternbild Großer Bär. Die drei Deichselsterne markieren dabei den Schwanz und die vier Kastensterne den Schinken des Bären. Der Kopf und die Pranken des Bären werden von recht lichtschwachen Sternen angedeutet, die in unseren lichtüberfluteten Städten und Siedlungen kaum mehr zu sehen sind. Folgt man mit den Augen dem Schwung der Wagendeichsel, so trifft man hoch im Osten auf den orangeroten Arktur, den Hauptstern des Bootes (Ochsentreiber), oft auch als Bärenhüter bezeichnet. Das Sternbild des Bootes läßt sich recht leicht einprägen. Es hat die Form eines Papierdrachens, den man an windigen Tagen emporsteigen läßt. Rechts unterhalb des Bootes befindet sich die Jungfrau mit ihrem Hauptstern Spica und wiederum rechts darüber ist das beherrschende Frühlingssternbild des Löwen mit seinem Hauptstern Regulus. Regulus, Spica und Arktur bilden zusammen das sogenannte Frühlingsdreieck. Zwischen dem Löwen und dem großen Wagen liegt das weniger bekannte Sternbild des kleinen Löwen. Das unscheinbare Sternbild des Krebs, im Westen zwischen den Zwillingen und dem Löwen stehend, wird in diesem Jahr durch den Riesenplaneten Jupiter überstrahlt. Zwischen dem Löwen und der Jungfrau schlängelt sich die Wasserschlange (Hydra) dahin, während zwischen Löwe und Bootes ein Nest schwacher Sterne, das Haar der Berenike, liegt. Östlich des Bootes finden wir die Nördliche Krone mit Gemma als Hauptstern.

Von den Planeten sind vor allem Mars und Jupiter lohnenswerte Beobachtungsobjekte, während der Ringplanet Saturn sich immer mehr vom Abendhimmel verabschiedet. Der rote Planet Mars kann in der zweiten Nachthälfte gesehen werden. Er geht am 1.5. gegen 02.45 Uhr auf, am Monatsletzten überschreitet er bereits über eine Stunde früher, nämlich gegen 01.30 Uhr MESZ die Horizontlinie. Er wandert dabei rechtläufig durch den Steinbock, der tief im Osten steht. Die Marshelligkeit nimmt kräftig zu und erreicht -0,7m. Damit wird Mars zum dominierenden Gestirn der Nacht. Ende August kommt der rote Planet in Opposition zur Sonne, d.h. die Erde befindet sich zwischen Sonne und Mars. Die diesjährige Opposition ist eine der günstigsten überhaupt, denn so nahe waren sich Erde und Mars seit über 1000 Jahren nicht mehr. Die Entfernung beträgt nur 55,76 Millionen Kilometer. Mit -2,9m wird der Mars so hell wie selten. Im Gegensatz zu Mars beherrscht Jupiter noch die erste Nachthälfte, obwohl seine Helligkeit weiter leicht auf -1,9m zurückgeht.

Im Mai 2003 gibt es einige interessante astronomische Ereignisse. Es beginnt am 7. Mai mit einem Merkurdurchgang vor der Sonne. Der sonnennächste Planet wandert dabei abhängig vom Beobachtungsort zwischen ca. 07.00 Uhr und ca. 12.15 Uhr MESZ vor der Sonnenscheibe vorbei. Damit ist der Merkurdurchgang von Mitteleuropa aus in seiner vollen Länge zu beobachten. Hier sei auch noch einmal vor den Gefahren der ungeschützten Sonnenbeobachtung gewarnt. Bitte niemals durch ein Fernglas oder Fernrohr ungeschützt in die Sonne schauen. Eine sofortige Erblindung wäre die Folge!

Das nächste astronomische Highlight ist die totale Mondfinsternis am 16. Mai, die in den frühen Morgenstunden von Mitteleuropa aus beobachtbar ist. Dabei ist die Mondfinsternis in unserer Gegend allerdings nicht in seiner vollen Länge zu sehen. Erst mit Eintritt des Mondes in den Kernschatten der Erde wird die Finsternis deutlich sichtbar. Das ist gegen 03.45 Uhr MESZ. Der Beginn der totalen Verfinsterung ist dann gegen 05.00 Uhr MESZ. Das sichtbare Ende des Himmelspektakels ist dann allerdings schon gegen Mitte der Finsternis gegen 05.30 Uhr MESZ, da der Mond zu diesem Zeitpunkt untergeht.

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Aufnahme der totalen Mondfinsternis vom 09.01.01 von einem Vereinsmitglied
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Was geschieht nun bei einer totalen Mondfinsternis? Es muß sich folgende Konstellation ergeben: Sonne, Erde und Mond sind wie an einer Perlenschnur hintereinander aufgereiht. Somit müßte eigentlich bei jedem Vollmond eine Mondfinsternis stattfinden. Das ist aber nicht der Fall, da die Bahn des Mondes gegen die Erdbahn (Ekliptik) um etwa 5° geneigt ist. Zu den meisten Zeiten steht der Vollmond also oberhalb oder unterhalb dieser gedachten Gerade Sonne, Erde und Mond. Nur wenn sich die Schnittpunkte der Erdbahn- und der Mondbahnebene (Mondknoten) auf der Verbindungslinie Erde-Sonne befinden, entsteht eine Mond- oder Sonnenfinsternis. Bei einer Mondfinsternis läuft der Mond durch den Erdschatten. Der Erdschatten besteht aus zwei Komponenten: dem inneren Kernschatten (Umbra) und dem äußeren Halbschatten (Penumbra). Der dunkle Kernschatten bildet hinter der Erde einen Kegel, in den von der irdischen Atmosphäre gebrochenes und so abgelenktes, aber kein direktes Sonnenlicht eintreten kann. Dadurch wird der Mond während der totalen Verfinsterung auch nicht vollständig verdunkelt, er leuchtet noch ganz schwach in rötlich-braunem Licht. Im weniger dunklen Halbschatten nimmt die Helligkeit gegen seine äußere Begrenzung immer mehr zu. Eine totale Mondfinsternis läuft immer nach folgendem Schema ab: es beginnt mit dem Eintritt des Mondes in den Halbschatten, danach folgt der Eintritt des Mondes in den Kernschatten und schließlich der Beginn der totalen Verfinsterung. Nach dem Ende der totalen Verfinsterung folgt wieder der Austritt des Mondes aus dem Kernschatten und letztlich der Austritt des Mondes aus dem Halbschatten.

Den Abschluß bildet am 31. Mai eine ringförmige Sonnenfinsternis, die über Island, großen Bereichen Grönlands und dem nördlichen Teil Schottlands maximal zu sehen ist. Bei einer ringförmigen Sonnenfinsternis deckt im Gegensatz zu einer totalen Sonnenfinsternis die Mondscheibe die Sonne nicht komplett ab, so daß rings um die Mondscheibe noch ein heller Sonnenring verbleibt. Da der Schattenkegel die Erde nicht erreicht, wird es bei einer ringförmigen Sonnenfinsternis auch nicht dunkel, es erstrahlt somit auch keine Sonnenkorona. Bei uns ist diese ringförmige Sonnenfinsternis nur partiell zu beobachten. Doch ist der Bedeckungsgrad mit 77% in unserer Gegend schon recht beachtlich. Die Sonnenfinsternis ist in den Morgenstunden zu beobachten, dabei geht die Sonne bereits verfinstert auf.

Der Mai ist dieses Jahr also auch aus astronomischer Sicht ein Wonnemonat. Kann man nur hoffen, daß das Wetter mitspielt und uns klare Nächte und sonnige Tage beschert.

Manfred Mayer


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Otto J. Pilzer, 2003-04-28