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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Juli 2003

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Ein Blick auf die Sternenkarte vom 15. Juli um 23 Uhr zeigt, dass sich nun endlich auch am Firmament die "Wachablösung" vom Frühlings- hin zum Sommersternhimmel vollzogen hat. Das typische Frühlingssternbild des Löwen steht ganz im Westen und ist im Untergang begriffen; es kann bereits als vollständiges Sternbild nicht mehr beobachtet werden, sein "Herzstern" Regulus ist schon unter den Horizont gesunken. Damit ist auch das Frühlingsdreieck, bestehend aus der tief im Südwesten stehenden, bläulich-weiß schimmernden Spica im Sternbild Jungfrau, den ebenfalls im Südwesten, aber deutlich höher stehenden orange-rot leuchtenden Arcturus im Sternbild des Bärenhüters und dem bereits untergegangenen Regulus nicht mehr komplett am Nachthimmel vertreten.

An dessen Stelle ist das Sommerdreieck getreten. Es besteht aus den Alpha-Sternen der Sternbilder Schwan, Leier und Adler. Deneb im Schwan ist ungefähr 1800 Lichtjahre von unserer Sonne entfernt und erscheint uns trotz dieser riesigen Entfernung am Sternenhimmel noch 1,2m (m steht für lateinisch magnitudo) hell. Um diese Leuchtkraft zu erreichen, muss Deneb 75.000 mal heller als unsere Sonne scheinen, an der Oberfläche ist er 11.000 Grad Celsius heiß (zum Vergleich: die Sonne hat eine Oberflächentemperatur von "nur" ca. 6.000 Grad Celsius). Der Hauptstern im Sternbild Leier heißt Wega (von arabisch: "Der herabstürzende Adler") und ist mit 0,0m einer der hellsten Sterne des gesamten Nachthimmels. Auch er ist mit 11.600 Grad Oberflächentemperatur deutlich heißer als unsere Sonne und befindet sich mit lediglich 26 Lichtjahren sogar noch in unserer unmittelbaren Nachbarschaft. Der gelblich-weiß scheinende Hauptstern Atair des Sternbilds Adler ist uns mit 16 Lichtjahren noch einmal deutlich näher und seine Helligkeit erreicht immerhin beachtliche 0,8m.

Die Griechen benannten die Sterne nach ihrer scheinbaren Helligkeit innerhalb eines Sternbildes. Der hellste Stern eines Sternbildes ist der Alphastern, der Zweithellste der Betastern usw. Diese Einteilung wurde zwar weitestgehend beibehalten, doch erlaubt sie keinen Vergleich zwischen den Sternen verschiedener Sternbilder. Daher ging man dazu über, die Sterne in Größenklassen einzuteilen. Die hellsten Sterne werden dabei als Sterne erster Größe bezeichnet; Sterne sechster Größe sind gerade noch als kleines Pünktchen mit bloßem Auge am Himmel zu erkennen. Ein Stern erster Größe ist dabei hundertmal heller als ein Stern sechster Größe. Daraus folgt, dass ein Stern zweiter Größe 2,512mal lichtschwächer sein muss als ein Stern erster Größe, da 2,512 hoch 5 (dieser Wert ergibt sich aus den fünf Größenklassen zwischen den Sternen erster und sechster Größe) genau 100 beträgt. Die Größenklassenskala ist daher ein logarithmisches Maß. Die Einheit für die (scheinbare) Helligkeit eines Sternes ist magnitudo (lat.: Größe), abgekürzt mit einem kleinen "m". Sterne erster Größe werden daher als 1m bezeichnet, noch hellere Himmelskörper bezeichnet man mit 0m, -1m, -2m usw.

Allerdings sagt die Helligkeit eines Sterns am Nachthimmel (auch als "scheinbare Helligkeit" bezeichnet) für sich genommen noch nichts über seine wahre Leuchtkraft aus. Erst wenn auch die Entfernung eines Sternes bekannt ist, kann aus der scheinbaren Helligkeit auf seine absolute Helligkeit oder wahre Leuchtkraft geschlossen werden. Unter der absoluten Helligkeit eines Sterns versteht man dabei die scheinbare Helligkeit eines Sterns, die sich ergeben würde, wenn er sich in einer Entfernung von 10 Parsec (etwa 33 Lichtjahre) von unserer Sonne befinden würde. Um die absolute nicht mit der scheinbaren Helligkeit zu verwechseln, wird die absolute Helligkeit mit einem großen "M" ("Magnitudo") abgekürzt. Unsere Sonne hätte demnach eine absolute Helligkeit von +4,8M. Würde die Sonne also in einer Distanz von 33 Lichtjahren zu uns stehen, wäre sie als ein Stern 5. Größe gerade noch mit bloßem Auge sichtbar. Zum Vergleich: Deneb hat eine absolute Helligkeit von -7,2M, Wega ist +0,5M hell und Atair +2,4M.

Auch die Planeten sind in diesem Monat von Interesse: Jupiter im Löwen ist mit -1,7m sehr hell, doch verabschiedet er sich bis zum 20. Juli vom Nachthimmel. Saturn erscheint gegen Monatsende mit einer Helligkeit von 0,1m langsam wieder am Morgenhimmel; am 20. Juli geht er um 3 Uhr 53 auf. Zum beherrschenden Planeten des Nachthimmels wird allerdings Mars, der seine volle Pracht jedoch erst im August entfaltet. Bereits im Juli steigert sich seine Helligkeit aber schon um fast eine Größenklasse: mit -2,3m übertrifft er sogar Jupiter an Glanz. Mars wird damit zum hellsten Objekt am ganzen Sternenhimmel (natürlich neben dem Mond) und ist zugleich die gesamte Nacht über zu beobachten (ausführlich dazu im nächsten Sternenhimmel).

Auch erste Vorboten periodischer Sternschnuppenströme erreichen uns im Juli: ab dem 3. Juli treten die Alpha-Capricorniden scheinbar aus dem Sternbild Steinbock kommend auf; ab dem 12. Juli erreichen uns zudem die Delta-Aquariden, die augenscheinlich vom Sternbild Wassermann ausgehen. Deren Maximum mit etwa 30 Sternschnuppen pro Stunde wird voraussichtlich in den ersten Stunden nach Mitternacht des 28. Juli zu erwarten sein.

Stefan Poller


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Otto J. Pilzer, 2003-07-02