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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Monatsthema Oktober 2003: "Himmlischer Drache verschlingt Erdtrabant"

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Mondfinsternis vom 09.01.2001, Aufnahme von einem monatlich/0305_monatsthema.html
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Am zweiten Novemberwochenende wird sich eine totale Mondfinsternis ereignen. Dies ist das vierte bei uns sichtbare Verfinsterungsgeschehen innerhalb von einem halben Jahr: Vor rund sechs Monaten konnte man eine partielle Sonnenfinsternis, einen Durchgang des Merkurs vor der Sonnenscheibe und eine totale Mondfinsternis beobachten. Der gesamte Verlauf der Mondfinsternis kann bei klarem Himmel von ganz Mitteleuropa aus in voller Länge betrachtet werden. Auch dieses Mal wird das astronomische Ereignis bestimmt wieder viele Beobachter anziehen.

Was geschieht bei einer Mondfinsternis?

Mondfinsternisse finden grundsätzlich nur bei Vollmond statt, da die Erde bei dieser Gelegenheit zwischen Sonne und Mond steht. Jedoch ist die Bahnebene des Mondes gegenüber der Erdbahnebene um etwa 5 Grad geneigt, so dass der Schattenkegel der Erde den Vollmond meist nicht trifft, sondern nördlich oder südlich der Mondscheibe vorbeiwandert. Lediglich wenn der Schattenkegel die Vollmondposition erreicht und gleichzeitig die Erdbahnebene kreuzt, taucht der Erdtrabant in diesen Schatten ein. Die Schnittpunkte der Mondbahn mit der Erdbahnebene werden Knoten genannt. Man spricht auch von Drachenpunkten, denn im alten China war man einst der Meinung, dass bei einer Finsternis ein himmlischer Drache den Mond verschlingt. In besonderen Fällen, wenn der Zeitpunkt des Vollmondes und der Durchgang durch einen seiner beiden Bahnknoten nicht genau übereinstimmen, kommt es zu einer teilweisen, also partiellen Verfinsterung.

Im aktuellen Fall findet in der Nacht von Samstag, den 08., auf Sonntag, den 09. November eine totale Mondfinsternis statt, weil die gerade genannten Zeitpunkte nahezu zusammenfallen. Gegen etwa 23.15 Uhr MEZ tritt der Trabant in den Halbschatten der Erde ein, ungefähr eineinviertel Stunden später bewegt er sich dann langsam in den Kernschatten. Etwa um 2 Uhr MEZ früh beginnt die totale Phase, welche gegen halb drei Uhr enden wird. Der Mond streift dieses Mal etwas südlich an der Erdbahnebene vorbei, so dass auch nur der südliche Bereich des Schattenkegels durchwandert wird. Hierbei kommt es nur zu einer kurzen totalen Phase von etwas weniger als einer halben Stunde Dauer. Ungefähr um 4 Uhr MEZ tritt der Mond aus dem Kernschatten heraus und verlässt gegen 5.20 Uhr MEZ gänzlich den Schattenkegel der Erde.

Zum Zeitpunkt der Finsternis wird sich unser Erdmond im Sternbild Widder befinden, einem Himmelsgebiet, in dem es weder außerordentlich helle Sterne gibt, noch auffallende Planeten stehen. Der Eintritt in den Halbschatten der Erdkugel ist visuell weniger ergreifend, da in dieser Phase noch ausreichend Sonnenlicht an unserem Heimatplaneten vorbeischeint. Erst der Eintritt in den Kernschatten wird deutlich sichtbar sein und leitet das farbenprächtige Himmelsschauspiel ein. Ist der Anblick nicht durch vulkanische Asche in der Luft oder andere atmosphärische Effekte beeinflusst, so sollte die Mondscheibe entlang des Südrandes verhältnismäßig hell bleiben.

Was kann man am Mond noch beobachten?

Bereits mit unbewaffnetem Auge sind bei Vollmond helle und dunkle Bereiche erkennbar. Viele Menschen sind der Meinung, einen Mann oder eine Frau im Mond, einen Hasen oder gar ein Gesicht erkennen zu können. Bereits mit einem handelsüblichen Feldstecher kommt man dem Mond einen Schritt näher. Jetzt werden schon die größeren Krater auf der Oberfläche erkennbar, manche davon mit Strahlen. Ist man in der Lage, mit einem Teleskop auf der Mondoberfläche "spazieren" zu gehen, erwarten einen eine Vielzahl großer und kleiner Krater, Ringwälle, Gebirgszüge und Tiefebenen, Täler, Rillen und Hochländer. Wird der Erdtrabant im astronomischen Teleskop bei Vollmond betrachtet, wirkt er eher langweilig und kontrastarm. Das liegt daran, dass das Sonnenlicht direkt senkrecht auf die Oberfläche trifft und keine Schatten werfen kann. Lediglich die so genannten Strahlenkrater zeigen ihr sternförmiges Erscheinungsbild an deutlichsten. Wartet man daher etwas und beobachtet in den Phasen des zu- oder abnehmenden Mondes, dann zeigen sich die Krater und Erhebungen, vor allem an der Schattengrenze (dem Terminator), deutlich plastisch und dreidimensional. Da der Mond keine Atmosphäre besitzt und somit keine Wolken den Blick trüben können, sind alle Details deutlich und gestochen scharf zu sehen. Selbst kleine Bodenwellen treten hervor, und der Schattenwurf einzelner Berggrate und Gipfel kann auf der Oberfläche beobachtet werden. Besonders interessant ist es, das Auftauchen eines Zentralberges oder Kraterrandes aus dem Schwarz der Mondnacht zu verfolgen: als erstes leuchtet die Bergspitze oder der obere schmale Rand eines Kraters auf, dann folgt gemächlich der Rest, bis hinab zum Boden. Einen Blick ist es allemal wert, oft beginnt man damit ein faszinierendes Hobby, das einen nicht mehr loslässt...

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Otto J. Pilzer, 2003-09-29