- Astronomie im Berchtesgadener Land - Der Sternenhimmel im Oktober 2003[Zum Vergrößern bitte Bild anklicken] Oben sehen Sie wieder die Sternkarte für diesen Monat. Sie zeigt den Anblick des Himmels gegen Mitte Oktober, diesmal das letzte Mal für 23 Uhr MESZ. Da die Uhren in der Nacht vom 25. auf den 26. Oktober wieder auf Winterzeit zurückgestellt werden, wird die Sternkarte im nächsten Monat dann für einen früheren Zeitpunkt erstellt sein. Daß mittlerweile der Herbst Einzug gehalten hat, erkennt man nicht nur in der Natur. Auch am sichtbaren Sternenhimmel wird der Wechsel der Jahreszeiten deutlich. Die klassischen Sommersternbilder Leier, Schwan und Adler stehen nun schon in westlicher Richtung. Der Herkules zieht im Nordwesten seinem Untergang entgegen. Im Zenit senkrecht über uns erkennen wir das markante Himmels-W, die Kassiopeia. Unmittelbar westlich davon finden wir den Kepheus und das unscheinbare Sternbild der Eidechse. Alle drei Konstellationen sind in die Milchstraße eingebettet, die sich von Nordosten über den Zenit nach Westen erstreckt. Bei klarer Sicht, wie wir sie im Herbst doch relativ häufig antreffen können, bietet sie an dunklen Standorten einen imposanten Anblick. Etwas südlich des Zenits sehen wir Pegasus, das geflügelte Pferd. Es wurde der Fabel nach von den Göttern kopfüber an den Himmel gesetzt. Der Rumpf des Pferdes wird von vier Sternen gebildet, die fast genau ein Quadrat aufspannen. Man spricht hier auch vom sogenannten Herbstviereck. Hals und Kopf des Pferdes schließen am südwestlichen Stern des Vierecks (= Alpha Pegasus) an. Der nordöstliche Stern diagonal gegenüber trägt den Namen Sirrah oder Alpha Andromeda. Schon aus dieser Bezeichnung ist zu ersehen, daß dieser Stern eigentlich nicht mehr zu Pegasus gehört, sondern zum benachbarten Sternbild Andromeda, das sich unmittelbar östlich daran anschließt. Diese Konstellation besteht im wesentlichen aus einer prägnanten Reihe von vier hellen Sternen und enthält den berühmten Andromedanebel, von dem weiter unten noch die Rede sein wird. Südwestlich von Pegasus finden wir das Tierkreissternbild des Wassermanns. Es wird nach wie vor von unserem äußeren Nachbarplaneten, dem rötlichen Mars, dominiert, wenngleich dieser schon deutlich an Glanz verloren hat. Mit seiner momentanen Helligkeit von etwa -1,5 mag hat er mittlerweile über eine Größenklasse eingebüßt und auch sein Durchmesser ist gegenüber August um 30 % auf jetzt etwa 17 Bogensekunden zurückgegangen. Somit wird es auch mit größeren Teleskopen zunehmend schwierig, Einzelheiten auf seiner Oberfläche auszumachen. Östlich vom Wassermann können wir die Sternbilder Fische und Walfisch aufsuchen. Da beide Konstellationen trotz ihrer beträchtlichen Ausdehnung hauptsächlich nur lichtschwache Sterne enthalten, ist für diesen Zweck eine gute Horizontsicht notwendig. Wenden wir uns nun nochmal dem Band der Milchstraße zu. Östlich der Kassiopeia finden wir das Sternbild des Helden Perseus. Weiter schweifend in Richtung Osten treffen wir schließlich auf den Fuhrmann und unmittelbar über dem Horizont sehen wir gerade das Sternbild der Zwillinge aufgehen. Mitten in den Zwillingen finden wir den Planeten Saturn, der trotz seiner momentan noch relativ geringen Helligkeit von 0 mag das hellste Gestirn in den Zwillingen ist und somit leicht identifiziert werden kann. In der zweiten Nachthälfte wird er dann soweit emporgewandert sein, daß wir mit einem Fernrohr schön sein Ringsystem bewundern können. Jupiter, der größte Planet unseres Sonnensystems, geht gegen Mitte des Monats erst um etwa 03:30 Uhr MESZ auf und ist deshalb auf unserer Sternkarte noch nicht eingezeichnet.
Der Andromedanebel M31 - unser kosmischer Begleiter!
Eigentlich ist die Bezeichnung Andromedanebel etwas irreführend, da es sich hier im eigentlichen Sinne nicht um ein nebliges Objekt, z.B. eine Gaswolke, handelt. Vielmehr haben wir hier eine Galaxie, bestehend aus Milliarden von Sternen, vor uns, die nur aufgrund ihrer riesigen Entfernung von 2 Millionen Lichtjahren zu einem nebligen Objekt verschwimmt. M31 ist in Größe und Gestalt in etwa mit unserer eigenen Heimatgalaxie, der Milchstraße, vergleichbar. Ein fiktiv angenommener Beobachter irgendwo auf M31 hätte somit einen ähnlichen Anblick von unserer Milchstraße wie wir ihn von der Andromedagalaxie haben. Zusammen mit M33, einer weiteren jedoch etwas kleineren Galaxie im benachbarten Sternbild Dreieck, bilden die Andromedagalaxie und unsere Milchstraße den Kern der Lokalen Gruppe. Diese sogenannte Lokale Gruppe stellt damit unsere unmittelbare kosmische Nachbarschaft dar und ihr gehören etwa 20 weitere kleine Sternsysteme, wie z.B. die beiden Magellanschen Wolken am Südhimmel, an. Wie und wo kann man M31 nun beoachten? Werfen wir dazu nochmal einen Blick auf unsere Sternkarte, denn dort ist die Galaxie mit eingezeichnet. Nehmen wir als Startpunkt Sirrah, den nordöstlichen Stern des Pegasusquadrats. Von diesem aus lassen wir unseren Blick in östlicher Richtung zu Delta And und anschließend weiter nach Nordosten zu Beta And schweifen. Hier schlagen wir einen rechten Winkel in Richtung Zenit und werden hoffentlich nach etwa der gleichen Strecke, wie Alpha und Beta And auseinander liegen, fündig. Diese Methode des Herantastens an ein Objekt über mehrere Zwischenschritte nennt man Starhopping (zu deutsch: Sternehüpfen). Es stellt eine sehr effektive Methode zum Aufsuchen lichtschwacher und deshalb nicht sofort sichtbarer Objekte dar und funktioniert sowohl mit dem freien Auge als auch mit Feldstecher und Fernrohr. Was benötigen wir noch, um den Andromedanebel zu sehen? Eigentlich nur noch eine klare Nacht und einen dunklen Himmel, der frei ist von Lichtverschmutzung und Streulicht durch den Mond. Da am 10. Oktober Vollmond ist, werden wir erst in der 2. Oktoberhälfte dunkle, zur Beobachtung von M31 geeignete Nächte antreffen. Schon mit dem freien Auge wird die Andromedagalaxie in einer guten Nacht als länglicher Nebelfleck sichtbar. Unterstützend kann hierbei die Methode des indirekten Sehens angewandt werden. Darunter versteht man, daß man das Objekt nicht direkt anschaut, sondern etwas daneben vorbei blickt. Da das Auge außerhalb der Bildmitte lichtempfindlicher ist, erscheint das Objekt dabei heller und größer. Mit dem Wissen um die gigantische Entfernung dieses Sternsystems kann man dann die Leistungsfähigkeit unserer Augen nur bewundern. Wenn man ein Fernglas zu Hilfe nimmt, wird der Anblick zu einer Offenbarung. Schon ein kleines Glas zeigt eine helle Ellipse hinter vielen Vordergrundsternen unserer eigenen Milchstraße. Ein größerer lichtstarker Feldstecher (Objektivdurchmesser 50..70mm), wie er gern von Jägern verwendet wird, ist für die Beobachtung optimal. Die etwa 3 Grad lange Ellipse füllt dann das Bildfeld gut aus. Der aufmerksame Beobachter kann damit unter sehr guten Bedingungen sogar die zwei Begleitgalaxien des Andromedanebels entdecken. Etwas unterhalb des Zentrums leuchtet in Form eines kleinen runden diffusen Nebelflecks die Zwerggalaxie M32. Sie liegt noch innerhalb des Halos der Muttergalaxie, hebt sich durch ihre größere Flächenhelligkeit jedoch deutlich ab. Nordwestlich des Zentrums von M31 ist das zweite Sternsystem M110 zu erkennen. Es steht schon deutlich abgesetzt von der Muttergalaxie und hat im Gegensatz zu M32 ein ovales Aussehen, wobei seine Flächenhelligkeit geringer ist. Alle drei Galaxien passen gemeinsam ins Gesichtsfeld eines auch großen Fernglases, was eine echte Augenweide ist. Auf unserer Fotografie sind alle drei Sternsysteme schön zu erkennen. Wenn Sie ein Fernrohr zur Beobachtung verwenden, so sollten Sie nicht zu hoch vergrößern, weil sonst das Gesichtsfeld zu klein wird und der Gesamteindruck verloren geht. Mit einem 6-Zöller (darunter versteht man ein Fernrohr, dessen Objektivöffnung 6 Zoll = 15 cm beträgt) kann der geübte Beobachter schon einen dunklen Staubstreifen an der Nordwestseite erkennen. Dieser trennt das Zentrum vom ersten Spiralarm der Muttergalaxie. Je ausgiebiger Sie beobachten, desto mehr Einzelheiten und Helligkeitsabstufungen werden Sie erkennen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Beobachtung Ihres vielleicht ersten extragalaktischen Objektes. Bernhard Kindermann
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