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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Dezember 2003

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Am 22. Dezember ist Winteranfang und wir haben mit 8 Stunden und 22 Minuten den kürzesten Tag des Jahres. Für die Beobachtung des Nachthimmels bleibt uns damit soviel Zeit wie sonst nie. Die Venus, unser innerer Nachbarplanet, ist am Abendhimmel tief im Südwesten zu sehen. Bevor sie Anfang des Monats um etwa 18 Uhr untergeht, erscheint sie mit einer Helligkeit von -4mag als hellstes Gestirn am Himmel und wird deshalb auch schon im Laufe der Dämmerung sichtbar sein. Gegen Monatsende verschiebt sich ihr Untergang auf 19 Uhr, wodurch eine längere Beobachtung möglich wird. In unsere Sternkarte konnte Venus noch nicht eingezeichnet werden, da die Karte für 21 Uhr (Monatsmitte) gilt, Venus zu diesem Zeitpunkt aber schon untergegangen ist.

In die Karte eingezeichnet sehen Sie dagegen Mars, unseren äußeren Nachbarplaneten. Er hat zu diesem Zeitpunkt den Südmeridian jedoch schon deutlich überschritten, weshalb Sie ihn in südwestlicher Richtung zwischen den Sternbildern Wassermann und Walfisch finden. Seine Sichtbarkeitsperiode neigt sich dem Ende zu. Im Vergleich zum August hat er schon fast drei Größenklassen an Helligkeit eingebüßt und auch sein scheinbarer Durchmesser ist so weit zusammengeschrumpft, daß ihm selbst größere Teleskope nur schwer Einzelheiten zu entlocken vermögen.

Dagegen verbessert sich die Sichtbarkeit des nächstäußeren Planeten Jupiter zusehends. Zur Monatsmitte geht er um 23:30 Uhr auf, Ende des Monats schon eine Stunde früher. In der zweiten Nachthälfte oder vor der Morgendämmerung kann er damit gut beobachtet werden. Er befindet sich im südöstlichsten Teil des Sternbilds Löwe und ist dann mit -2mag das hellste Gestirn am Himmel, da die noch hellere Venus schon lange untergegangen ist.

Der Planet Saturn ist momentan der Star am Nachthimmel. Er erreicht an Sylvester seine Oppositionsstellung, steht der Sonne damit genau gegenüber. Infolgedessen kann er sowohl im Dezember als auch im Januar fast während der ganzen Nacht optimal beobachtet werden. Durch seine hohe Position am Firmament im Sternbild Zwillinge wird der störende Einfluß der Erdatmosphäre geringer ausfallen als bei der Beobachtung des Mars während der vergangenen Monate. Deshalb könnten viele Beobachtungen ein großartiges Erlebnis werden. Besuchen Sie doch einfach mal eine Sternwarte in Ihrer Nähe und lassen Sie sich begeistern von Saturns Ringen mit der Cassini-Teilung und wie sie ihren Schatten auf den Planetenkörper werfen. Die Sternwarte in Laufen ist beispielsweise i.d.R. jeden ersten Samstag im Monat für Besucher geöffnet, so auch am 3. Januar ab 19:30 Uhr. Generell gilt für alle hier angesprochenen Planeten: Man kann sie mit freiem Auge sehr gut sehen, die meisten sind viel heller als die hellsten Sterne. Wenn man jedoch Einzelheiten erkennen will, so ist unbedingt ein Teleskop nötig. Auch ein sehr guter Feldstecher reicht nicht aus, da recht hoch vergrößert werden muß.

Aber nicht nur die Planeten haben momentan Einiges zu bieten, auch der Sternenhimmel gibt Vieles her. Die Milchstraße zieht sich von Osten durch den Zenit bis Nordwesten quer über das Firmament. Im Zenit senkrecht über Ihnen finden Sie das Sternbild Perseus. Östlich davon den Fuhrmann und noch weiter in Richtung Horizont das Sternbild der Zwillinge. Im Südosten hat das Wintersternbild des Himmelsjägers Orion schon eine beträchtliche Höhe erreicht und nordwestlich von ihm leuchtet der helle Stern Aldebaran, das "Rote Auge des Stiers".

Mittlerweile sind wir von unserer kleinen Reise über den östlichen Sternenhimmel fast wieder zu Perseus im Zenit zurückgekommen. Nordwestlich von ihm erkennen Sie sicher die "Prinzessin" Kassiopeia, eine Konstellation, die aufgrund des von fünf Sternen gebildeten Buchstaben w, des sogenannten Himmels-w, recht markant ist. Genau zwischen den beiden Figuren befindet sich der Doppelsternhaufen h und chi Persei. Unter guten Bedingungen wird er schon mit freiem Auge als schwache neblige Wolke erkennbar. Im Feldstecher oder kleinen Fernrohr tut sich hier dem Betrachter ein imposanter Anblick auf. Wie zahlreiche Diamanten funkeln die Sterne des Haufens vor dem diffusen nicht aufgelösten Sternengewimmel des Milchstraßenhintergrunds. Mit dem Fernrohr sollten Sie nicht zu hoch vergrößern, damit beide Sternhaufen gleichzeitig im Okular sichtbar sind. Der aufmerksame Beobachter wird im Teleskop bemerken, daß einer der beiden Haufen im Zentrum dichter gepackt ist (d.h. die Sterne stehen näher beisammen) als der andere. Beide Sternhaufen sind in praktisch jedem Instrument, vom kleinen Feldstecher bis zum mittleren Teleskop, eine Wucht. Kleiner Tip: Wenn Sie zenitnahe Objekte mit dem Feldstecher beobachten, leistet eine Liege wertvolle Dienste. Neben einer entspannteren Haltung haben Sie hierdurch die Gewissheit, am nächsten Tag nicht mit einem steifen Genick aufzuwachen.

Zum Schluß will ich noch auf ein weihnachtliches Objekt hinweisen. Sollten Sie sich dieses Jahr keinen Weihnachtsbaum ins heimische Wohnzimmer stellen, so brauchen Sie vielleicht doch nicht ganz darauf verzichten. Suchen Sie doch stattdessen einfach den Weihnachtsbaum-Sternhaufen NGC2264 im Sternbild Einhorn auf. Sie benötigen dazu jedoch zumindest einen kleinen Feldstecher, für das unbewaffnete Auge bleibt er nämlich unsichtbar. Er befindet sich ziemlich genau 7 Grad südlich des Sterns Gamma in den Zwillingen - versuchen Sie also zuerst diesen Stern zu finden. Gamma Zwillinge ist 2mag hell, kann also auch mit dem freien Auge sehr leicht aufgefunden werden. Zusätzlich befindet er sich momentan recht nahe bei Saturn, so daß Sie ihn kaum verfehlen können (siehe Sternkarte). Nachdem Sie Gamma Zwillinge im Fernglas haben, müssen Sie noch die besagten 7 Grad nach Süden schwenken. Wenn Sie nicht wissen, wie weit das ist - hier ein Anhaltspunkt: Ein Feldstecher mit 6-facher Vergrößerung wird etwa 7 Grad Bildfelddurchmesser aufweisen, ein solcher mit 12-facher Vergrößerung hat etwa 4 Grad). Abhängig von Ihrem Fernglas müssen Sie also von Gamma Zwillinge aus ein bis zwei Bildfelddurchmesser nach Süden schwenken. Nun können Sie vielleicht den auf dem Kopf stehenen Weihnachtsbaum erkennen. Der hellste zugehörige Stern stellt den Fußpunkt des Stammes dar und befindet sich am nördlichen, d.h. oberen Ende der Sterngruppe. Nach Süden ziehen sich zwei Sternketten, die unten spitz zulaufen und die Umrisse eines mit Kerzen besetzten Tannenbaumes an den Himmel projezieren. Mit seiner Ausdehnung von 0.4° wird der Baum in Ihrem Feldstecher relativ klein erscheinen. Trotzdem viel Erfolg beim Aufsuchen dieses wahrlich weihnachtlichen Objektes. Da dies der letzte "Sternenhimmel" im alten Jahr ist, wünsche ich Ihnen schon jetzt in Namen aller Autoren der AAL-Zeitungsgruppe ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein glückliches sternreiches Neues Jahr.

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2003-12-02