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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Monatsthema Mai 2004: "Die Venus"

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Halbkugelansicht der Venus zentriert auf 90 Grad östlicher Länge in Falschfarben, die die Höhe codieren. Die effektive Auflösung der Daten der Magellansonde (die 98 % der Oberfläche abdecken) beträgt 100 m, das Bild zeigt Details bis zu einer Größe von 3 km. Die an wenigen Stellen fehlenden Daten wurden ergänzt.
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Die Venus ist unser innerer Nachbarplanet und eines der bekanntesten Himmelsobjekte, zwei besondere Eigenschaften faszinierten die Menschen schon immer an ihr. Erstens ihre auffallende Schönheit und Leuchtkraft und zweitens das morgendliche und abendliche Erscheinen. Wann immer die Venus am Himmel zu sehen ist, ist sie neben der Sonne und dem Mond das hellste natürliche Objekt. Wegen seiner Schönheit wurde der Planet eher einer Göttin und nicht einem Gott zugeschrieben, diese Ausnahme gilt sonst nur noch für die Erde. Die Venus ist uns auch als Göttin der Liebe bekannt, das kommt von den Römern, für die Griechen ist Aphrodite die Göttin der Liebe.

Schon die Maya beobachteten die Venus genauer und erkannten einen Zyklus, der 584 Tage dauert. Dieser Zyklus war die Grundlage ihres Kalenders, der damals schon äußerst genau war und in 481 Jahren nur um zwei Stunden abwich.

Die Venus fällt besonders auf, weil sie viele Monate lang nur kurz am Westhimmel sichtbar ist, dafür aber als erster "Stern" leuchtet und so als Abendstern bezeichnet wird. Dann kommt sie aber der Sonne so nahe, dass sie nicht mehr zu sehen ist und taucht nach kurzer Pause wieder im Osten auf und wird für 9 Monate zum Morgenstern. Sieben Wochen später erscheint sie wieder als Abendstern. Viele Völker schrieben ihr durch diesen Zyklus zwei Identitäten zu, die alten Griechen und Römer gaben ihr sogar zwei Namen. Mythologisch werden oft Venus und Mond in Verbindung gebracht, die Astronomen entdeckten aber eher eine Ähnlichkeit zu unserer Erde.

Die Venus und Erde haben fast die gleiche Größe, die Venus ist nur um 5 % kleiner und ihre Masse beträgt 82 % der Erdmasse. Die mittlere Entfernung zur Sonne beträgt 108.200.000 Kilometer, ihr Durchmesser 12.103 km, allerdings besitzt sie keine Monde. Sie hat auch kein eigenes Magnetfeld und ist - was ihre Rotation betrifft - der langsamste Planet in unserem Sonnensystem. Eine Umdrehung, die bei uns einem Tag entspricht, dauert 243 Tage, für eine Umrundung der Sonne braucht sie 225 Tage. Im Gegensatz zur Erde dreht sich die Venus rückwärts, zu beobachten ist dies allerdings nicht, denn sie ist von dicken Wolkenschichten umgeben. Diese Wolken bestehen aus Tröpfchen verdünnter Schwefelsäure und möglicherweise auch aus Salzsäure. Diese Wolkenschichten lassen die Venus so hell leuchten, weil sie das Sonnenlicht besonders gut reflektieren.

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Dreidimensionale perspektivische Ansicht des "Maat Mons", der nach einer ägyptischen Göttin benannt ist. Man erkennt auf dem Bild, das auf Magellan-Daten beruht, gut die Lavaflüsse, die sich über hunderte von Kilometern über die gebrochenen Ebenen im Vordergrund erstrecken. Die Farben sind anhand von Aufnahmen der sowjetischen Raumsonden Venera 13 und 14 simuliert.
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Seit dem August 1990 umkreist die Magellansonde die Venus und schickt genaue Radarbilder von der Oberfläche zur Erde. Man erkennt darauf Gebirgsketten und tausende "pfannkuchenförmige" Erhebungen, die bis zu 60 km breit und 1 km hoch sind. Auf der Venus findet man nur wenige Meteoritenkrater, da die Meteoriten den freien Fall durch die dichte Atmosphäre nicht überstehen. Früher gab es mit Sicherheit große Vulkanausbrüche, ob es heute immer noch welche gibt, ist nicht geklärt.

Wer die Venus längere Zeit mit einem Fernrohr beobachtet, wird entdecken, dass sie Phasen wie unser Mond hat. Galilei entdeckte dieses Phänomen bereits 1610. Sie unterscheidet sich aber vom Mond, da ihre Entfernung zur Erde schwankt, d.h. als Sichel sieht sie sieben mal so groß aus, weil sie uns viel näher ist, als wenn sie rund zu sehen ist.

Bewohnbar wird die Venus so schnell nicht werden, zur Zeit herrschen überall auf der Oberfläche Temperaturen von ca. 475 °C und die Atmosphäre besteht zu 95 % aus Kohlendioxid. Entstanden ist dieses Gas vermutlich durch den Treibhauseffekt, was uns als Warnung gelten sollte. Und auch der Druck ist mörderisch: 90 mal so hoch wie auf der Erde!

Die Venus bietet uns in diesem Jahr ein besonderes Schauspiel, sie schiebt sich vor die Sonne, was als Venusdurchgang bezeichnet wird. Solche Venusdurchgänge sind extrem selten, in 243 Jahren gibt es nur vier davon. Dieses Ereignis findet am 8. Juni statt und wird in der Juni-Ausgabe genauer beschrieben.

Als "Aperitif" für dieses Naturschauspiel können wir am 21. Mai beobachten, wie sich der Mond vor die Venus schiebt. Etwas unglaubwürdig hört sich an, dass dieses Ereignis nicht in der Nacht, sondern in der Mittagszeit stattfindet und trotzdem beobachtet werden kann. Der Mond ist zu etwa 5 % beleuchtet (zwei Tage nach Neumond), wodurch die Sonne mit 49 ° Abstand schon genügend weit entfernt steht, damit dieses Schauspiel auch mit Ferngläsern oder Teleskopen beobachtet werden kann. Jedoch ist dabei große Vorsicht geboten, da mit diesen Hilfsmitteln auf keinen Fall ohne entsprechende Filter in die Sonne geblickt werden darf, weil sonst erhebliche Augenschäden bis zur völligen Erblindung drohen!

Gegen 13.10 Uhr MESZ schiebt sich der Mond von seiner unbeleuchteten Seite vor die Venus. Nach 2,5 Minuten ist die Venus völlig hinter dem Mond verschwunden und braucht 1 Stunde und 14 Minuten, bis sie auf der beleuchteten Seite des Mondes hervorspitzt. Nach weiteren 2,5 Minuten erscheint die Venus wieder vollständig am Taghimmel.

In diesem Jahr haben wir viele Gelegenheiten die Venus zu bewundern, im Frühjahr bis Anfang Juni ist sie unser Abendstern, Ende Juni tritt sie am Morgenhimmel in Erscheinung. Ab dem Sommer steht sie dann steil über der Sonne und überholt nach und nach Planeten und helle Sterne, z.B. Aldebaran am 4. Juli, Saturn am 1. September und den Mars am 5. Dezember.

Florian Kronawitter


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Otto J. Pilzer, 2004-05-01