- Astronomie im Berchtesgadener Land - Der Sternenhimmel im Mai 2004[Zum Vergrößern bitte Bild anklicken] Die abgebildete Karte zeigt den Sternenhimmel am 15. Mai um 23 Uhr MESZ (= Sommerzeit bzw. 22 Uhr MEZ) und gilt entsprechend am Monatsanfang eine Stunde später sowie am Monatsende eine Stunde früher. Durch die immer später einsetzende Dämmerung und die bereits erfolgte Umstellung auf die Sommerzeit kann im Mai erst ab ca. 22 Uhr MESZ mit der Beobachtung des Sternenhimmels begonnen werden. Im Wonnemonat Mai sind nun wieder die Frühlingssternbilder dominierend. Sie sind zwar nicht so reich an hellen Sternen wie die des Winters, doch kann man sich dabei auch mal auf schwächere, weniger auffallende Sternbilder konzentrieren. Der große Wagen steht hoch über unseren Köpfen, fast im Zenit. Er passiert gerade den Meridian. Der Meridian, auch Mittagskreis genannt, ist in der Astronomie der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir (dem Zenit an der Himmelssphäre gegenüberliegender Punkt) als auch durch die beiden Himmelspole verläuft. Bei der Himmelssphäre spricht man von einem scheinbar riesigen, alles überspannenden Gewölbe am Himmel in der alle Objekte projiziert werden - so, als befände man sich in einem gigantischen Planetarium. Dabei ist die scheinbare tägliche Bewegung der Gestirne abhängig vom Beobachtungsort. Am Nord- und Südpol der Erde gehen die Sterne nicht auf und nicht unter. Am Äquator gehen alle Sterne auf und unter und stehen alle Sterne gleich lang über wie unter dem Horizont. Für einen Ort mittlerer geographischer Breite gibt es bestimmte Sterne, die ständig über dem Horizont bleiben (Zirkumpolarsterne). Dazu zählen für unsere Breiten u.a. der große Wagen und die Cassiopeia (Himmels-W) sowie der Polarstern. Mit Hilfe dieser Sternbilder findet man auch ziemlich genau den nördlichen Himmelspol. Zieht man zwischen dem Großen Wagen und der Cassiopeia eine gedachte Verbindungslinie, so trifft man auf halben Wege auf den Polarstern im Sternbild Kleiner Wagen. Der Polarstern weicht nur ca 1° vom nördlichen Himmelspol ab und ersetzt somit jeden Kompass. Aber nun wieder zurück zu den Frühlingssternbildern. Auch die Jungfrau mit ihrem hellen Stern Spica geht eben durch den Meridian. Das Sternbild des Löwen mit seinem Hauptstern Regulus im Südwesten ist dieses Jahr besonders auffallend, da in ihm der Riesenplanet Jupiter hell leuchtet. Jupiter kommt am 5. Mai im Löwen zum Stillstand und wandert von da an wieder von West nach Ost durch den Tierkreis. Er entfernt sich dabei wieder langsam aus dem Sternbild des Löwen und beendet damit auch seine Oppositionsperiode. Von Opposition eines Planeten spricht man dann, wenn sich folgende Konstellation ergibt: Sonne - Erde - Planet stehen räumlich gesehen auf einer Linie. In Oppositionsstellung hat der Planet nicht nur den geringsten Abstand zur Erde, sondern auch die beste Sichtbarkeit, da er die ganze Nacht über am Sternenhimmel vertreten ist. Venus übertrifft Jupiter noch an Glanz, sie ist tief im Nordwesten am Abendhimmel kurz vor ihrem Untergang noch zu erkennen. Im Wintersternbild Zwillinge, das nur wenig über dem Horizont steht, finden wir ebenfalls noch die Planeten Mars und Saturn. Sie sind allerdings nur noch äußerst lichtschwach über dem Westhorizont auszumachen. Südlich der Jungfrau entdecken wir ein kleines, markantes Sternenviereck: der Rabe. Bilden wir nun ein Viereck, vom Großen Wagen ausgehend über den Löwen und die Jungfrau, dann kommen wir zum Bootes (Bärenhüter) mit dem hellen Stern Arktur. Das Sternbild des Bootes läßt sich recht leicht einprägen, es hat die Form eines Papierdrachens. Somit können wir nun auch das Frühlingsdreieck bilden. Es besteht aus den Sternen Regulus im Löwen, Spica in der Jungfrau und Arktur im Bootes. Der Eindruck des Frühlingsdreiecks wird dieses Jahr gestört durch den hellen Jupiter, da dieser sich auf der Basislinie Regulus - Spica befindet. Lassen wir unseren Blick von Bootes aus nun weiter nach Osten schweifen, so finden wir die Nördliche Krone, Herkules und die horizontnahe Wega im Sternbild der Leier. Der Südosthimmel macht einen eher sternarmen Eindruck, sein heller, roter Hauptstern Antares passiert gerade die Horizontlinie. Zwischen der Jungfrau und dem großen Wagen ist außer dem kleinen Sternbild Jagdhunde auch das Haar der Berenike zu erkennen. Dieses Sternbild ist recht lichtschwach, es setzt sich aber aus zahlreichen Sternen zusammen. Mit einem lichtstarken Fernglas ist diese Gegend durchaus beeindruckend, allerdings nur bei möglichst dunklem Himmelshintergrund. Störendes Mondlicht sowie irdische Lichtquellen sollten dabei vermieden werden. Von den zwei totalen Mondfinsternissen im Jahre 2004 fällt eine davon auf den Monat Mai. Die erste Mondfinsternis findet dabei am Dienstag, den 4. Mai, zur "Prime-Time" statt. Sie ist in ihrem gesamten Verlauf von Mitteleuropa aus zu beobachten, wenn man berücksichtigt, dass der Eintritt des Mondes in den Halbschatten der Erde mit bloßem Auge grundsätzlich unbeobachtbar ist. Die Mondfinsternis beginnt somit "richtig" mit dem Eintritt des Mondes in den Kernschatten der Erde gegen 20.45 Uhr MESZ. Der Beginn der totalen Verfinsterung ist um ca. 21.45 Uhr MESZ. Das Ende der totalen Verfinsterung ereignet sich gegen 23.15 MESZ. Der sichtbare Teil der Mondfinsternis endet schließlich mit dem Austritt des Mondes aus dem Kernschatten um ca. 00.15 Uhr MESZ. Da diese Finsternis sich zur bequemen Abendstunde abspielt, kann es bei schönem Wetter ein von vielen Millionen Menschen verfolgtes herrliches Naturschauspiel werden. Manfred Mayer
Zu den anderen Sternenhimmel-Artikeln
Zurück zur Home Page der AAL Otto J. Pilzer, 2004-05-01 |