LOGO

- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Monatsthema Juni 2004: "Der Venusdurchgang am 8.6.2004"

[0406_monatsthema_kk.jpg]
Verlauf des Venustransits; Zeiten in UT = MESZ - 2 (Quelle: NASA)
[Zum Vergrößern bitte Bild anklicken]

Am 8. Juni diesen Jahres findet ein äußerst seltenes astronomisches Ereignis statt. Die Venus wird als kleiner dunkler Punkt vor der Sonnenscheibe innerhalb von sechs Stunden vorüberziehen. Man spricht dabei von einem Venusdurchgang bzw. -transit. Diese "Minisonnenfinsternis" ereignet sich wieder zum ersten Mal seit knapp 122 Jahren. Bei klarem Wetter wird dieses Himmelsschauspiel von Mitteleuropa aus in voller Länge beobachtbar sein. Venusdurchgänge gehören zu den seltensten Himmelsereignissen überhaupt. Sie können maximal zweimal in einem Jahrhundert auftreten - oder auch gar nicht, wie im letzten Jahrhundert. Sie finden dabei jeweils immer um den 7. Juni oder den 8. Dezember statt.

Wie entsteht nun so ein Venusdurchgang vor der Sonne?

Die Venus läuft auf ihrer Bahn in 225 Tagen einmal um die Sonne, ihr mittlerer Abstand beträgt dabei knapp 108 Millionen Kilometer. Der Abstand der Erde von der Sonne bemißt sich auf rund 150 Millionen Kilometer, ihre Umlaufzeit ist bekanntermaßen 365 Tage. Jeweils nach 584 Tagen überholt dann Venus die Erde auf der Innenbahn. Zu diesem Zeitpunkt könnte also immer ein Venusdurchgang vor der Sonne stattfinden, da sich Sonne, Venus und Erde in einer Linie befänden. Bei dieser Konstellation spricht man auch von "unterer Konjunktion". Dem ist aber nicht so, da Venus und Erde in unterschiedlichen Ebenen um die Sonne laufen. Die Venusbahn ist um 3,4° zur Erdbahnebene geneigt. Gewöhnlich zieht Venus in unterer Konjunktion nördlich oder südlich an der Sonne vorbei. Findet die Konjunktion aber statt, wenn sich Venus in der Nähe seines Knotens befindet, dann ist sie von der Erde aus als kleiner dunkler Punkt zu sehen, der sich von Osten nach Westen parallel zur Ekliptik über die Sonnenscheibe bewegt. Als Knoten bezeichnet man üblicherweise die Schnittpunkte der Venusbahn mit der Erdbahn (Ekliptik). Das heißt also, Sonne, Venus und Erde müssen nicht nur auf einer Linie sondern auch ungefähr in einer Ebene liegen.

Wie läuft ein Venustransit ab?

Es gibt insgesamt vier Phasen, in die man einen Venusdurchgang aufteilen kann. Diese sind: 1. Phase: erster äußerer Kontakt, wenn Venus den Sonnenrand von außen zu berühren scheint; 2. Phase: erster innerer Kontakt, wenn der Planet ganz auf der Sonnenscheibe ist, aber noch von innen den Rand berührt; 3. Phase: zweiter innerer Kontakt, wenn der Planet nach vollendetem Durchgang den entgegengesetzten Sonnenrand von innen berührt, und 4. Phase: zweiter äußerer Kontakt, wenn der Planet gerade eben verschwunden ist. Welchen Weg das dunkle Planetenscheibchen über die Sonnenscheibe nimmt, hängt vom Beobachtungsort ab. Das Gleiche gilt für die Kontaktzeiten. So erfolgt in unseren Breiten (Kontaktzeiten von Wien!) der erste Kontakt um 7:19:53 Uhr, der zweite Kontakt um 7:39:27 Uhr, der dritte Kontakt um 13:03:45 Uhr und der letzte Kontakt um 13:23:01 Uhr. Alle Zeitangaben sind in MESZ (Sommerzeit).

Wie läßt sich der Venusdurchgang beobachten?

Im Gegensatz zum Merkurdurchgang läßt sich Venus bei einem Transit mit bloßen Augen als dunkler Punkt vor der Sonne ausmachen. Das liegt daran, dass der scheinbare Durchmesser des Venusscheibchens am 8. Juni eine knappe Bogenminute beträgt und sich somit vom Auge ohne weiteres auflösen läßt. Mit einem guten Fernglas ist eine Beobachtung bereits problemlos möglich. Auch kleine, langbrennweitige Refraktoren (Linsenteleskope) sind dazu hervorragend geeignet. Die Objektivöffnung sollte sechs Zoll (=15cm) nicht überschreiten, wenn man mit der Projektionsmethode arbeitet. Dabei wird das Sonnenbild auf einen weißen Schirm (steife Pappe, Blech o.ä.) projiziert, der hinter dem Okular möglichst stabil angebracht wird (im rechten Winkel zur optischen Achse). Mehrere Beobachter können so gleichtzeitig den Venustransit verfolgen. Die Projektionsmethode ist auch eine weitgehend sichere Art, die Sonne zu beobachten. Es soll dabei noch einmal vor den Gefahren eines ungeschützten Blicks in die Sonne gewarnt werden. Dieser kann zu schweren Schädigungen des Augenlichts oder gar zur Erblindung führen. Deshalb muss beim Beobachten der Sonne mit einem Fernglas oder Teleskop immer eine Sonnenschutzfolie vor dem Objektiv angebracht werden. Beim Beobachten mit dem bloßen Auge wäre eine Sonnenfinsternisbrille empfehlenswert, wie sie bei der totalen Sonnenfinsternis von 1999 verwendet wurde. Man soll dabei auf die Qualtitätsgarantie achten (CE-Prüfzeichen muss vorhanden sein). Völlig ungeeignet zur Sonnenbeobachtung sind die oft angepriesenen "Hausmittel" wie doppelt oder dreifach getragene Sonnenbrillen, berußte Glasscheiben oder belichtete Filme. Davon soll man seine Finger lassen.

Man kann nur hoffen, dass am 8. Juni gute Wetterbedingungen sind, denn den nächsten von Mitteleuropa aus sichtbaren Venustransit wird wohl niemand der heutigen Generation noch erleben. Erst am 8. Dezember 2125 wird man von unseren Gegenden aus einen Venusdurchgang wieder verfolgen können.

Manfred Mayer


Zum Sternenhimmel Juni 2004

Zu den anderen Monatsthemen


[AAL] Zurück zur Home Page der AAL
Otto J. Pilzer, 2004-06-01