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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Juni 2004

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In der Nacht vom 20. auf den 21. Juni erreicht die Sonne um 2.57 Uhr (Mitteleuropäische Sommerzeit - MESZ) den Gipfel ihrer Jahresbahn und astronomisch gesehen beginnt damit der Sommer. Mit dem Jahreshöchststand der Sonne sind auch der längste Tag und die kürzeste Nacht verbunden. Die Sonne geht um 5.10 Uhr MESZ auf und um 21.33 Uhr MESZ unter. Dämmerungsanfang und -ende ist um 3.20 Uhr MESZ bzw. 23.23 Uhr MESZ. Für Beobachtungen am vollständig dunklen Sternenhimmel verbleiben damit nur noch etwa vier Stunden.

Die Sommersonnenwende wie auch die Entstehung von Jahreszeiten resultiert dabei aus der Neigung der Erdachse. Während die Nordhalbkugel im Sommer ca. 23 Grad zur Sonne hin geneigt ist, ist es im Winter die Südhalbkugel. Erstaunlicherweise steht die Erde - wenn bei uns Sommer ist - am weitesten von der Sonne entfernt, wohingegen im Winter der sonnennächste Punkt erreicht wird. Die Entfernung zur Sonne spielt daher für die Jahreszeitenbildung und die damit verbundenen Temperaturschwankungen nur eine untergeordnete Rolle. Entscheidend ist vielmehr die Schiefstellung der Erdachse, wodurch im Sommer mehr Sonnenstrahlen auf die gleiche Fläche treffen und es dadurch zu einer stärkeren Erwärmung kommt. Nebenbei bemerkt ist dies auch der Grund für das Fehlen von Jahreszeiten am Aquätor. Dort ist auch der Tag und die Nacht immer gleich lang, wie bei uns zu Herbst- und Frühlingsanfang.

Trotz der Kürze der Nacht lohnt sich ein Blick zum Himmel. Das interessanteste Ereignis findet aber nicht einmal zur Nachtzeit, sondern am Tage statt: der Venustransit (vgl. hierzu das Monatsthema). Doch auch zur Nacht- bzw. Dämmerungszeit strahlt die Venus als Morgenstern mit -4,2m als hellstes Himmelsobjekt (natürlich mit Ausnahme des Mondes). Am 20. geht sie etwa um 4.30 Uhr MESZ auf, verblasst aber bereits wieder etwa eine Viertel Stunde später in der Morgendämmerung. Zu Monatsende hin geht die Venus immer früher auf, wobei auch die Helligkeit bis auf -4,4m ansteigt. Der Riesenplanet Jupiter, wieder rechtläufig im Löwen, geht im Laufe des Monats immer früher unter, von 2.15 Uhr MESZ am 1. auf ca. 0.30 Uhr MESZ am 30. Seine Helligkeit bleibt dagegen relativ konstant bei -1,9m. In der Nacht vom 23. auf den 24. zieht der zunehmende Mond rund 3 Grad nördlich an Jupiter vorbei. Saturn, rechtläufig in den Zwillingen, ist zwar 0,1m hell, jedoch nur noch im ersten Monatsdrittel beobachtbar. Bereits am 10. geht er schon um 23.00 Uhr MESZ unter, wobei es erst ab 22.15 Uhr dunkel genug für Beobachtungen ist. Zu diesem Zeitpunkt steht er dann aber bereits tief im Nordwesten.

Die Zeit der hellen und kurzen Nächte hat auch Auswirkungen auf die Beobachtung des Fixsternhimmels. Die Sternenkarte zeigt den Nachthimmel am 15. Juni um 23 Uhr. Die Umstellung zum Sommerhimmel hat sich dabei noch nicht vollständig vollzogen. So steht der Bärenhüter oder Bootes mit dem hell leuchtenden Arcturus nahe des Zenits im Südwesten. Weiter im Südosten befindet sich das Sternbild des Herkules. Obwohl dieses Sternbild keine Sterne erster und zweiter Größe enthält und damit relativ schwierig aufzufinden ist, gehört es dennoch zu den ältesten bekannten Sternbildern. Viele Völker sahen darin eine in die Knie gesunkene Heldenfigur. Die bekannteste davon bildet sicherlich Herakles oder eben Herkules in der griechischen Mythologie. Mit übermenschlichen Kräften ausgestattet gelang es ihm schließlich, die berühmten zwölf Taten zur Erlangung der Unsterblichkeit zu meistern. So besiegte er unter anderem die Lernäische Wasserschlange (Sternbild Wasserschlange) und erlegte den Nemeischen Löwen (Sternbild Löwe). Die Phönizier erkannten darin ihren großen Meeresgott Melkarth, die Chinesen sahen einst in diesem Sternbild den Thron ihres Kaisers. Die Babylonier wiederum fassten Herkules und Drachen zu einem Abbild ihres Sonnengottes Izhdubar zusammen. Im Herkules befindet sich darüber hinaus auch noch der hellste Kugelsternhaufen des gesamten Nordhimmels, M13. Südlich vom Herkules steht der Schlangenträger mit der Schlange, die inzwischen vollständig aufgegangen ist. In der östlichen Himmelshälfte kündigt sich auch am Nachthimmel der Beginn der heißen Jahreszeit an: Mit der Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler ist das Sommerdreieck inzwischen vollständig aufgegangen. Auf der Verbindungslinie Wega - Arcturus findet man auch das Sternbild der nördlichen Krone. Mit Spica in der Jungfrau und Regulus im Löwen bildet Arcturus schließlich auch das noch hoch im Süden stehende Frühlingsdreieck.

Gerade weil jetzt die Nächte so kurz sind, empfiehlt es sich für die Beobachtungen am Sternenhimmel ein abgelegenes Plätzchen aufzusuchen, von dem aus man die volle Pracht eines Sommernachthimmels beobachten kann. Anstatt daher nächstes Mal in einer Berghütte von lästigen Schnarchern belästigt zu werden, lieber rausgehen und in Ruhe das funkelnde Firmament beobachten.

Stefan Poller


Zum Monatsthema Juni 2004

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Otto J. Pilzer, 2004-06-01