LOGO

- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im September 2004

[0409_sternenhimmel_kk.jpg]
[Zum Vergrößern bitte Bild anklicken]

Am 22. September überschreitet die Sonne auf ihrem Weg entlang der Ekliptik in südlicher Richtung den Himmelsäquator. Dies markiert aus himmelsmechanischer Sicht den Herbstanfang. Die Herbstmonate, und damit auch der September, gehören für den Sternfreund oft zu den ergiebigsten des Jahres. Zum einen wird es wieder früher dunkel, zum anderen kann man nachts noch mit relativ angenehmen Temperaturen rechnen. Außerdem beschert uns der Frühherbst oft überdurchschnittlich viele klare Nächte.

Unsere Sternkarte zeigt wieder den Anblick des Sternenhimmels zur Monatsmitte gegen 23 Uhr. Da abgesehen von den zirkumpolaren Sternen alle Sterne im Osten aufgehen und im Westen wieder untergehen, ändert sich der sichtbare Himmel im Laufe einer Nacht. Zusätzlich wandert die Erde einmal im Jahr um die Sonne, wodurch sich mit jedem Tag der Himmelsausschnitt ein klein wenig ändert. Beide Effekte zusammen bewirken, daß unsere Sternkarte neben der Monatsmitte um 23 Uhr auch für den Monatsanfang eine Stunde später (24 Uhr) und für das Monatsende eine Stunde früher (22 Uhr) gilt. Da es im September schon um etwa 21 Uhr dunkel ist, dürfen Sie natürlich auch früher mit der Beobachtung beginnen. Sie können die Sternkarte trotzdem benützen, müssen sich aber auf Abweichungen vor allem im Osten und Westen einstellen. In östlicher Richtung ist dann vielleicht ein Sternbild, das sich nahe am Kartenrand befindet, noch gar nicht aufgegangen. Im Westen können Sie dagegen vielleicht knapp über dem Horizont noch ein Sternbild entdecken, das auf unserer Karte nicht mehr eingezeichnet ist, weil es um 23 Uhr schon untergegangen wäre.

Wie findet man sich auf der Sternkarte zurecht? Für die neu hinzugekommenen Leser will ich es nochmal erklären. Die Karte zeigt den gesamten sichtbaren Himmel von Horizont zu Horizont zu dem Zeitpunkt, für den sie erstellt wurde. Die eingezeichneten Sterne am Kartenrand finden Sie somit knapp über dem Horizont. Die Sterne in der Mitte befinden sich senkrecht über Ihnen im Zenit. Am Kartenrand sind die vier Himmelsrichtungen angegeben. Bei der Beobachtung müssen Sie die Karte so drehen, dass die Himmelsrichtung, in der Sie beobachten, unten liegt. Wollen Sie beispielsweise das Sternbild Steinbock im Süden aufsuchen, tun Sie sich am leichtesten, wenn sich das S unten befindet.

Keiner der fünf hellen mit bloßem Auge sichtbaren Planeten ist momentan am Abendhimmel vertreten. Erst in der zweiten Nachthälfte macht Saturn den Anfang und geht zwischen 02:20 Uhr (Monatsanfang) und 00:30 Uhr (Monatsende) auf. Er befindet sich dann fünf Grad südlich des Sterns Pollux in den Zwillingen und ist mit 0,2mag um eine Größenklasse heller als dieser. Etwas später zwischen 02:30 Uhr und 03:15 Uhr folgt die Venus, unser innerer Nachbarplanet. Der Morgenstern wandert Anfang des Monats ganz nahe am Saturn vorbei (Abstand nur 2 Grad) und bewegt sich in Folge durch das Sternbild Krebs. Die große Helligkeit der Venus macht die Identifizierung zum Kinderspiel.

Als dritter und letzter Planet erklimmt der "Götterbote" Merkur die Horizontlinie. Im September tut sich das zweite Beobachtungsfenster dieses sonnennächsten Gestirns in diesem Jahr auf. Im Gegensatz zur Sichtbarkeitsperiode im März kommt diesmal jedoch der Frühaufsteher zum Zuge, wenn es das Wetter zwischen dem 6. und 13. Sept. mit einer guten Transparenz am Osthorizont gut mit ihm meint. Mit dem Merkuraufgang kurz nach 5 Uhr setzt gleichzeitig die Dämmerung ein, so dass uns nur etwa 40 Minuten zum Auffinden bleiben, ehe die zunehmende Helligkeit weitere Versuche vereitelt. Am leichtesten sollte Merkur am 10. Sept. zu entdecken sein, da er sich dann unmittelbar bei Regulus, dem Hauptstern im Löwen, befindet. Der "Götterbote" kann mit dem freien Auge beobachtet werden, ein kleiner Feldstecher erleichtert die Suche aber erheblich - zumindest kurz nach Aufgang. Auf unserer Sternkarte ist Merkur natürlich nicht eingezeichnet, da er sich zu diesem Zeitpunkt noch unterhalb des Horizonts befindet.

Das Sternbild Adler

Bei der Beschreibung des Sternenhimmels will ich mich in diesem Monat auf das Sternbild Adler konzentrieren. Es gehört zu den klassischen Sommersternbildern und hat auf unserer Sternkarte bereits den Meridian überschritten, zeigt sich daher in leicht südwestlicher Richtung in mittlerer Höhe. Der "Greifvogel" zieht mit seinen ausgebreiteten Flügeln im hellen Band der Milchstraße gen Norden. Der Hauptstern Altair symbolisiert den Kopf. Er ist das hellste Gestirn in diesem Sternbild und leuchtet mit einer Helligkeit von 0,8mag in einer bläulich-weißen Farbe, was auf eine hohe Oberflächentemperatur hinweist.

Das Sternbild enthält eigenartigerweise keine helleren leicht beobachtbaren Messier-Objekte, obwohl es mitten im Band der Milchstraße liegt - fast ein Kuriosum. Trotzdem gibt es natürlich was zu sehen. Suchen wir stattdessen doch einfach mal nach "dunklen Objekten". Wir brauchen dazu aber eine Nacht mit sehr guter Durchsicht, so dass wir das Band der Milchstraße am besten bis zum Horizont sehen können. Der Wanderer, der auf einer Berghütte übernachtet, hat dabei die größten Chancen. Schon mit dem bloßen Auge ist dann zu erkennen, dass sich die Milchstraße nördlich des Adlers der Länge nach aufspaltet. Der westliche Abschnitt ist lichtschwächer und verliert sich nahe des Horizonts. Der östliche Streifen behält dagegen seine Helligkeit bei, ja er geht nahe des Horizonts sogar in ein besonders helles Sternfeld, die sogenannte Schildwolke, über. Doch davon ein andermal.

Die Milchstraße ist jedoch nicht wirklich gespalten. Im Gegenteil, der dunkle Trennungsstreifen enthält eigentlich die meisten Sterne. Ihr Licht dringt nur nicht bis zu uns durch, weil es dichte Staubwolken im Vordergrund abblocken; so ähnlich, wie wir im Nebel vielleicht die nächste Straßenlampe noch sehen, alle weiter entfernten jedoch nicht mehr. Da sich diese Staubwolken vor allem im Zentrum der Galaxienscheiben konzentrieren, erscheint uns dies als Zweiteilung. Der "treue" Leser hat´s vielleicht bemerkt; mit diesen Dunkelwolken haben wir eine neue Objektklasse in unser Repertoire aufgenommen. Viel Spaß beim Sternegucken!

Bernhard Kindermann


Zum Monatsthema September 2004

Zu den anderen Sternenhimmel-Artikeln


[AAL] Zurück zur Home Page der AAL
Otto J. Pilzer, 2004-09-01