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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Monatsthema Oktober 2004: "Roter Mond über Europa"

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Falschfarbenaufnahme zusammengesetzt aus 15 Bildern der Galileo-Sonde 1992, auf der die Farben die Zusammensetzung der Bodenoberfläche widerspiegeln. Eine genaue Beschreibung der Bedeutung der Farben finden Sie in englischer Sprache im Web: http://photojournal.jpl.nasa.gov/catalog/PIA00132.
Die Krater Aristarch und Plato befinden sich bei 10:30 Uhr bzw. 12:00 Uhr nahe dem Mondrand, Tycho bei 06:30 nahe dem fehlenden Abschnitt und Copernicus bei 11:00 nahe der Bildmitte; die letzteren beiden weisen "Strahlen" auf.
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Am 28. Oktober wird sich die zweite totale Mondfinsternis diesen Jahres ereignen, von der wieder nur ein Teil beobachtet werden kann. Im vergangenen Mai hatte die Finsternis noch vor Aufgang des Vollmondes begonnen und wurde dabei zusätzlich durch die Abenddämmerung beeinträchtigt. Im aktuellen Fall wird der voll beleuchtete Erdtrabant erst in der zweiten Nachthälfte in den Schatten der Erde eintreten. Während des Austritts wird sich die einsetzende Morgendämmerung bemerkbar machen.

Das Ereignis beginnt etwa um 2 Uhr (MESZ) mit dem Eintritt des Mondes in den Halbschatten der Erde. Dies wird aber auf Grund der geringen Helligkeitsänderung mit dem bloßem Auge kaum erkennbar sein. Zu sehen ist erst der auffällige Eintritt des Mondes in den Kernschatten ab ca. 3 Uhr. Schon wenige Minuten nach diesem Zeitpunkt wird langsam sichtbar, wie die runde Vollmondscheibe am linken Rand zunehmend angeknabbert wird. Ganz in der Nähe befindet sich der auffallend helle Krater Aristarch.

Fast alle bekannten Krater sind wegen des fehlenden Schattenwurfes bei Vollmond kaum erkennbar. Lediglich markant helle Krater, wie Aristarch und der dunkle Plato, sind neben den dunklen großflächigen Mondmeeren erkennbar. Gut zu sehen sind dann auch die Strahlen, welche von den Kratern Tycho und Copernicus ausgehen. Dabei handelt es sich um Auswurfmaterial, das durch den Einschlag großer Meteore herausgeschleudert wurde. Es wird angenommen, daß Tycho und sein Strahlensystem vor "nur" 100 Mio Jahren und der auffällige Copernicus vor etwa 800 Mio Jahren entstanden.

Die partielle Phase der Finsternis wird nun 69 min andauern, bis der Mond dann ganz in den Erdschatten eingetaucht ist. Zunehmend ist bemerkbar, daß Luna in einem rötlichen Licht leuchtet. Nach Beginn der Totalität gegen 4.25 Uhr, wenn keine vom unverfinsterten Mondboden reflektierten Sonnenstrahlen mehr die Augen blenden, wird der ganze Vollmond in kupferfarbenes Licht getaucht. Auch schwächere Sterne werden nun am Nachthimmel sichtbar.

Bei dieser Finsternis kommt der Südpol unseres Trabanten gegen 5 Uhr dem Kernschattenzentrum sehr nahe und wird am dunkelsten sein. Da der Mond recht zentral durch den Schattenkegel der Erde wandert, ist die totale Phase des Ereignisses mit einer Dauer von ungefähr 81 min relativ lange.

Der Mond ist dabei nie vollständig dunkel. Das kurzwellige blaue Sonnenlicht wird nämlich in der Erdatmosphäre stärker gestreut als das langwellige rote Licht, wodurch der Mond mehr oder weniger braun-rot gefärbt erscheint. Aus dieser Färbung kann man teilweise auch Rückschlüsse auf die physikalischen Verhältnisse in den hohen Atmosphärenschichten ziehen.

Vermutlich wird diese Finsternis recht hell ausfallen, da in den vergangenen Monaten keine nennenswerten Vulkanausbrüche die Stratosphäre verunreinigt haben und damit weniger Licht aus der irdischen Atmosphäre in den Schattenkegel der Erde gestreut wird.

Die Helligkeit des Mondes während der totalen Verfinsterung kann also recht unterschiedlich sein. Der französische Astronom A. Danjon (1890-1967) stellte eine fünfstufige Skala auf, nach der die Erscheinung und Helligkeit einer Mondfinsternis eingeteilt werden kann: Ist beispielsweise der total verfinsterte Mond während der Finsternismitte kaum noch erkennbar, so wird er der Danjonstufe 0 zugewiesen. Leuchtet der Mond dagegen in orangerotem Licht sehr hell, dann ist ihm die Stufe 4 zugewiesen.

Nahezu zeitgleich mit dem Beginn der Morgendämmerung endet auch die totale Phase gegen 5.45 Uhr. Der teilverfinsterte Erdtrabant kann dann noch einige Zeit über der langsam heller werdenden Landschaft beobachtet werden. Der gänzliche Austritt aus dem Kernschatten wird kurz vor 7 Uhr vollendet sein, wenn es bereits recht hell ist.

Wie kann eine Mondfinsternis fotografiert werden?

Eine der einfachsten Möglichkeiten ist die Strichspur-Technik. Dazu schraubt man eine Spiegelreflexkamera mit einem Weitwinkelobjektiv auf ein stabiles Fotostativ. Eine Dauerbelichtung (B-Einstellung) der Kamera und ein Drahtauslöser sind Voraussetzung. Bei einem Film mit 100 ISO sollte man eine Blende naher der kleinstmöglichen, also i.d.R. 22, wählen. Bei dieser Finsternis steht der Mond recht hoch am Himmel und sinkt in Richtung Westen tiefer. Man muß den Mond zu Finsternisbeginn in der linken oberen Ecke des Suchers plazieren, damit er für die nächsten rund vier Stunden Belichtung bis Dämmerungsbeginn in die entgegengesetzte Ecke wandert. Eventuell bindet man einen Baum als Vordergrund mit ein. Als Ergebnis wird aufgrund der Erddrehung eine lange Strichspur auf dem Foto erkennbar sein. Allerdings wird die Strichspur nicht gleichmässig, sondern je nach Helligkeit des Mondes in der Finsternisphase verschieden breit ausfallen. Während der Totalität ist die Strichspur zudem rötlich gefärbt.

Eine weitere Möglichkeit ist die Mehrfachbelichtung, allerdings muß die Spiegelreflexkamera dazu in der Lage sein. Hierbei belichtet man beispielsweise alle 10 min mit ca. 1/60 sec bei Blende 5,6. Befindet sich der Mond mehr als zur Hälfte im Kernschatten, erhöht man die Belichtung auf ca. 1/2 sec; zur Finsternismitte sollte man dann schon 5 sec belichten. Bei Austritt aus dem Kernschatten werden die Belichtungszeiten entsprechend wieder verkürzt. Mit etwas Glück erhält man ein stimmungsvolles Bild.

N/N


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Otto J. Pilzer, 2004-10-01