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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im November 2004

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Am 31. Oktober sind die Uhren wieder zurückgestellt worden. Dadurch verspäten sich Sonnenauf- und -untergang jeweils um eine Stunde. Die Sternkarte ist daher Anfang November für 22 Uhr gültig, Mitte des Monats um 21 Uhr und Ende November gegen 20 Uhr.

Im Westen beherrscht der Schwan, der mit seinen ausgebreiteten Schwingen abwärts strebt, die Himmelsfläche. Es gibt wenige Sternbilder, bei denen man sich die dargestellte Figur so plastisch vorstellen kann. Der lange Hals steht im deutlichen Gegensatz zum kurzen Hinterteil. Der oberste Stern, Deneb, ist mit 1,25 mag (Größenklassen) der hellste. Sein Name bedeutet auf arabisch passend "Schwanz", während der unterste, Albireo, arabisch "Schnabel" bedeutet. Letzterer zählt zu den farblich schönsten Doppelsternen, ein wahres Prachtstück am Himmel. Schon ein Fernglas genügt, um den rötlich schimmernden Riesen (3,08 mag) von seinen 34,4" entfernten blau-weißen Begleiter (5,11 mag) zu trennen. Man errechnete eine Umlaufzeit von 7 300 Jahren.

In der griechischen Mythologie gehört der Schwan zur "Herkules-Familie": Herkules verfolgt die Vögel, den Schwan und den Adler, die zusammen mit dem dritten, dem Geier (heute die Leier), die Stymphalischen Vögel darstellen - eine der zwölf Aufgaben des Herkules. Am Westhimmel sind Adler und Leier links und rechts unterhalb des Schwans zu finden, Herkules unter der Leier am Horizont. Die jeweils hellsten Sterne Deneb im Schwan, Vega in der Leier und Atair im Adler bilden bekanntlich das Sommerdreieck, das sich jetzt verabschiedet. Ganz hoch im Westen steht die Kassiopeia, das "Himmels-W", im Augenblick als M auf dem Kopf.

Im Südwesten steht das Viereck des Pegasus hoch am Himmel, das sich nach Süden hin im Sternbild Andromeda fortsetzt. Fast genau im Zenit kann man dort die Andromeda-Galaxie finden. Direkt unter Andromeda liegt das kleine, gut erkennbare Dreieck und unter dem Pegasus wiederum das ausgedehnte, aber unscheinbare Tierkreissternbild der Fische. Davor liegen der Wassermann und der Steinbock, in denen sich derzeit die Planeten Uranus und Neptun befinden. Ersteren kann man mit einem Feldstecher und etwas Glück als matten Punkt finden, von der Mitte des Wassermanns nach unten ausgehend. Er hat derzeit eine Helligkeit von 6,15 mag. Neptun ist nur ein Objekt für das Fernrohr.

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Hoch im Osten finden wir den Perseus, dem wir uns diesmal widmen. Seine beiden hellsten Sterne Mirphak (1,80 mag) und Algol (2,13 mag variabel) stehen in einer fast waagrechten Linie. Von diesen beiden ist Algol besonders interessant: er ist Namensgeber für eine ganze Klasse von Bedeckungsveränderlichen. Das heißt zunächst, dass er seine Helligkeit periodisch verändert. Es ist ein Doppelsternsystem in einer Entfernung von 81,5 Lichtjahren, dessen Ebene mit der Kante genau auf unser Sonnensystem zeigt. Die Beiden umkreisen sich in nur 15 Millionen km Entfernung so nah, dass man sie auch mit den besten Fernrohren nicht trennen kann. Sie brauchen dafür 2,8673 Tage und bedecken sich dabei gegenseitig fast vollständig. Dadurch kommt es zu einer regelmäßigen Veränderung der Gesamthelligkeit: Bedeckt der schwächere den helleren Stern, sinkt die Helligkeit von Algol für ungefähr zwei Stunden auf 3,40 mag. Dabei hat die hellere Komponente A, ein Zwergstern mit 2,89 Sonnendurchmessern und 3,6 Sonnenmassen, aber einer Oberflächentemperatur von 12 000°, eine scheinbare Helligkeit von 2,1 mag. Algol A gehört der blauen Spektralklasse B8 an. Die schwächere Komponente B hat zwar 3,53 Sonnendurchmesser, aber nur 0,79 Sonnenmassen und eine Oberflächentemperatur von 4 000°, es ist ein Unterriese der orangefarbenen Spektralklasse G8 und hat eine scheinbare Helligkeit von nur 12,7 mag. Diese Veränderung kann mit bloßem Auge verfolgt werden; für das Beobachten des Minimums sind am 7.11. um 20:27 Uhr, am 25.11. um 1:21 Uhr, am 27.11. um 22:10 Uhr und am 30.11. um 18:58 Uhr die richtigen Zeitpunkte.

Unterhalb des Perseus liegen die Sternbilder Fuhrmann mit dem gelben Riesenstern Capella und der Stier mit Aldebaran, einem orangefarbenen Riesenstern, der in einer Entfernung von 64 Lichtjahren vor dem offenen Sternhaufen der Hyaden liegt, die doppelt so weit entfernt sind. Blickt man von dort aus nach oben, so kann man die Plejaden, "das Siebengestirn", nicht verfehlen. Nach unten hin kommt man zum Orion, der vom Horizont aufsteigt, um den Winterhimmel zu beherrschen und links daneben auf der Ekliptik die Zwillinge mit Castor (1,95 mag) und Pollux (1,14 mag). Direkt darunter trifft man fast in einer Linie auf den Planeten Saturn, der sich der Opposition nähert. Im Augenblick hat er eine Helligkeit von 0,22 mag und ergänzt die Zwillinge zu Drillingen.

Am östlichen Morgenhimmel schließlich kann man Jupiter (-1,31 mag) und Venus (-3,44 mag) im Sternbild der Jungfrau bewundern. Um 5 Uhr 30 geht dann auch Mars auf und die drei bilden eine aufsteigende Kette.

Gerardo Inhester


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Otto J. Pilzer, 2004-11-01