- Astronomie im Berchtesgadener Land - Der Sternenhimmel im Dezember 2004[Zum Vergrößern bitte Bild anklicken] Wieder neigt sich ein Jahr dem Ende zu. Es brachte uns Sterngucker einige interessante Höhepunkte. Anfang des Jahres standen zwei relativ helle Kometen am Himmel, die beide mit dem Feldstecher beobachtet werden konnten. Im Mai und im Oktober verdunkelte der Erdschatten unseren Trabanten, so dass es zu zwei totalen Mondfinsternissen kam. Das absolute astronomische Highlight fand jedoch am 8. Juni statt, als die Venus vor der Sonnenscheibe vorüber wanderte. So ein Venustransit ereignet sich nur drei- bis viermal in 243 Jahren und so bot das optimale Hochdruckwetter die wohl einzige Gelegenheit, so ein Ereignis mit eigenen Augen zu verfolgen. Am 21. Dezember ist Winteranfang und es erwartet uns der kürzeste Tag des Jahres. Gleichzeitig markiert er die winterliche Sonnenwende, wodurch die Tage anschließend langsam wieder länger werden, wir also auf mehr Sonnenschein hoffen dürfen. Trotzdem haben wir den Kältepol zu diesem Zeitpunkt noch nicht erreicht. Die Ozeane wirken als Wärmepuffer und halten die Temperaturen bisher auf einem höheren Niveau als es dem Sonnenstand eigentlich entspricht. Die im Sommer "getankte" Wärme wird nur langsam wieder abgegeben und führt dazu, dass der Temperaturverlauf der eigentlichen Stellung der Erdachse etwas hinterherhinkt. Die meisten Planeten geben sich in diesem Monat nur ein kurzes Stelldichein. Der sonnennächste Planet Merkur kommt Ende Dezember in seine größte westliche Elongation, d.h. sein Abstand zur Sonne wird maximal. Mit einer Helligkeit von -0,3mag wird er dann in der Morgendämmerung ab etwa 6:30 Uhr am Südosthorizont sichtbar, wenngleich es sich um keine besonders gute Sichtbarkeitsperiode handelt. Am leichtesten findet man ihn, wenn man sich an der nur wenige Grad entfernten und mit -4mag alles überstrahlenden Venus orientiert. Auch Mars geht erst in den Morgenstunden kurz vor der astronomischen Dämmerung auf. Zur Monatsmitte kann ab etwa 5:30 Uhr versucht werden, ihn über dem Südosthorizont aufzufinden. Mit 1,6mag ist er für einen Planeten nicht gerade hell und wegen seines kleinen scheinbaren Durchmessers von 4 Bogensekunden kann man ihm selbst mit einem großen Teleskop keine Einzelheiten entlocken. Der nächstäussere Jupiter verbessert seine Sichtbarkeit zusehends. Anfang des Monats geht er gegen 02:45 Uhr auf, Ende des Monats bereits eineinhalb Stunden früher. Erst in den Morgenstunden, wenn er ausreichend Höhe gewonnen hat, werden die Beobachtungsbedingungen optimal. Er befindet sich im Sternbild Jungfrau und ist dort mit einer Helligkeit von -2mag das hellste Gestirn. Saturn, der äusserste der fünf "hellen Planeten", geht nach der Abenddämmerung im Nordosten auf. Er kann dann die ganze Nacht über zwischen den Sternbildern Zwillinge und Krebs verfolgt werden. Ab etwa 23 Uhr erreicht er eine Höhe, die auch mit dem Fernrohr optimale Beobachtungen bei hoher Vergrößerung zuläßt. Sie können dann seinen Ring bewundern und bei ruhiger Luft auch die nach dem italienischen Astronomen Giovanni Cassini, der am Pariser Observatorium tätig war, benannte Teilung zwischen dem A-Ring und B-Ring erkennen. Saturn ist auch in unserer Sternkarte eingezeichnet. Die Sternkarte gilt wie immer zur Monatsmitte für 21 Uhr MEZ. "Temperaturempfindliche Zeitgenossen" können jetzt in den Wintermonaten natürlich schon wesentlich früher mit der Beobachtung beginnen, weil es schon ab 18 Uhr dunkel ist. Lediglich im Osten und Westen werden Sie dann Unterschiede zur Karte feststellen - je größer die Zeitdifferenz, desto deutlicher die Unterschiede. Knapp über dem Nordwest-Horizont können wir noch das Sommersternbild Schwan ausmachen. Die Leier wird wahrscheinlich schon im Horizontdunst verschwunden sein. Wenn wir unseren Blick weiter Richtung Süden wandern lassen, treffen wir auf Pegasus, das sogenannte Herbstviereck. Um 21 Uhr hat es den Südmeridian schon deutlich überschritten, woran wir erkennen können, dass der Winter nicht mehr weit ist. Vom nordöstlichen Stern des Vierecks zieht sich eine Sternenkette nach Osten, die sogenannte Andromeda mit dem berühmten Andromedanebel M31. Der südliche Nachbar dieser Konstellation ist das recht unscheinbare Sternbild Dreieck. Trotzdem enthält es ein sehr interessantes Objekt, den Dreiecksnebel M33; wir werden ihn später noch genauer kennenlernen. Südlich des Dreiecks können Sie mit etwas Mühe das Tierkreissternbild Widder aufspüren. Östlich schließt sich der Stier mit seinem roten blutunterlaufenen Auge, dem Hauptstern Aldebaran, an. In Richtung Horizont ist bereits das wohl bekannteste Wintersternbild, der Himmelsjäger Orion, aufgegangen. Nördlich davon finden wir die winterliche Milchstraße, die sich von Osten ausgehend über die Zwillinge, den Fuhrmann, Perseus, Kassiopeia und Kepheus bis zum Schwan nach Nordwesten erstreckt, wo wir unsere kleine Reise begonnen haben.
Die Dritte im flotten DreierWir wollen uns nun noch ins Reich der Galaxien begeben, dabei aber - zumindest nach kosmischen Maßstäben - in der unmittelbaren Umgebung bleiben, nämlich bei unserer Lokalen Gruppe. Die beiden massereichsten Mitglieder kennen Sie schon; es sind unsere eigene Milchstraße und die bekannte Andromeda-Galaxie M31, die ich im letzten Jahr vorgestellt habe.
Das drittgrößte vom Nordhimmel aus sichtbare Mitglied im Bunde ist der Dreiecksnebel M33, oft auch Triangulum-Galaxie genannt. Mit 2,5 Mio Lichtjahren steht sie uns etwa genauso "nah" wie ihre große Schwester M31. Sie ist jedoch nicht mal halb so groß, wodurch auch ihr scheinbarer Durchmesser am Himmel entsprechend geringer ausfällt. Wegen der kleineren Masse ist auch ihre Helligkeit um gut 2mag geringer, so dass unter normalem Himmel mit freiem Auge nichts mehr zu machen ist. Trotz ihrer Gesamthelligkeit von 6mag gilt M33 als schwieriges Objekt, weil sich ihr Licht über eine relativ große Fläche verteilt. Die resultierende Flächenhelligkeit (= Lichtenergie pro Fläche) ist deshalb recht gering und so kommt es, dass ihre lichtschwachen Außenbereiche oft im aufgehellten Himmelshintergrund "ertrinken". Sie sollten sich deshalb für M33 eine besonders klare Nacht reservieren und auch ein dunkler Standort ist zwingend erforderlich. Wenn M33 dann noch möglichst hoch am Himmel steht, sollte Ihrem Glück nichts mehr im Wege stehen. Bei guten Bedingungen reicht dazu schon ein normaler 7x50 Feldstecher. Schlechte Bedingungen können auch durch ein doppelt so großes Fernglas nicht wettgemacht werden. Sie werden einen schwachen diffusen Lichtfleck erkennen, der etwa ein Zehntel des Bildfeldes ausfüllt - im Feldstecher also recht klein erscheint. Abhängig von den Bedingungen werden Sie mehr oder weniger von den Außenbereichen der Galaxie erkennen können. Sollten Sie M33 mithilfe der Sternkarte nicht finden können, suchen Sie zuerst den Andromedanebel M31 auf. Die Spiegelung der Position von M31 an der Andromeda-Sternenkette weist dann den Weg zu M33. Natürlich können Sie es auch mit einem Fernrohr versuchen. Machen Sie aber nicht den Fehler, hoch zu vergrößern - die Austrittspuppille sollte nicht wesentlich unter 7mm liegen. Erst mit Öffnungen von 10 Zoll Durchmesser werden die Spiralarme schön sichtbar. Viel Freude beim Stöbern in der Lokalen Gruppe. Bernhard Kindermann
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