LOGO

- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Monatsthema Dezember 2005: "Der Stern zu Bethlehem"

[0512_monatsthema_kk.jpg]
Komet Hale-Bopp am Abend des 8. April 1997. Er gehörte zu den eindrucksvollsten Kometen der letzten Jahrzehnte (Aufnahmedaten: 100 Sekunden belichtet auf Diafilm Fuji Provia 1600ASA, Objektiv Leica APO-Telyt 3.4/180mm bei voll geöffneter Blende, Bildautor: Bernhard Kindermann)
[Zum Vergrößern bitte Bild anklicken]

"Als nun Jesus geboren war, zu Bethlehem in Judäa, in den Tagen des Königs Herodes, siehe, da kamen Magier aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: 'Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir sahen nämlich seinen Stern im Aufgang und sind gekommen, ihm zu huldigen.' Als der König Herodes dies hörte, erschrak er und ganz Jerusalem mit ihm. Er versammelte alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und suchte von ihnen zu erfahren, wo der Messias geboren werde. Sie sagten zu ihm: 'Zu Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten: Und du, Bethlehem, Land Juda, keineswegs bist du der geringste unter den Fürstensitzen Judas; denn aus dir wird hervorgehen ein Führer, der leiten wird mein Volk Israel.' Da berief Herodes die Magier heimlich zu sich und erforschte von ihnen genau die Zeit der Erscheinung des Sternes. Dann sandte er sie nach Bethlehem und sprach: 'Geht hin und forschet genau nach dem Kind, und habt ihr es gefunden, so lasst es mich wissen, damit auch ich komme und ihm huldige.' Sie hörten den König an, zogen fort und siehe, der Stern, den sie im Aufgang gesehen, ging vor ihnen her, bis er ankam und stehenblieb über dem Ort, wo das Kind war. Da sie den Stern sahen, hatten sie eine überaus große Freude" (Matthäus, 2,1-10). Von allen vier Evangelisten berichtet nur Matthäus von dem Erscheinen des Sternes zu Bethlehem, dafür aber in aller gebotenen Ausführlichkeit.

Seit dieser Zeit ranken sich alle möglichen Erklärungen um diese Schilderung, nahezu alle großen Astronomen, viele Historiker und Religionswissenschaftler haben versucht, Deutungen und Belege für diesen geheimnisumwitterten Stern zu finden. Eine der häufigsten Deutungen geht dahin, das von Matthäus geschilderte Himmelsereignis als Kometen zu interpretieren. Anhaltspunkte für den ungefähren Zeitpunkt gibt der Evangelist Lukas. "In jenen Tagen geschah es, dass vom Kaiser Augustus ein Befehl ausging, dass der gesamte Erdkreis aufgezeichnet werde. Diese erste Aufzeichnung geschah, als Quirinius Statthalter von Syrien war. Alle gingen hin, sich eintragen zu lassen, ein jeder in seine Stadt" (Lukas, 2,1-2). Aus anderen historischen Quellen wie dem jüdischen Historiker Flavius Josephus aus dem 1. Jahrhundert nach Christus weiß man, dass Herodes kurz nach einer Mondfinsternis vor dem Passahfest starb. Lange Zeit ging man dabei davon aus, dass es sich hierbei um die Finsternis vom 13. März 4 v. Chr. gehandelt hat.

Dazu würden auch chinesische Quellen passen, die von einem Kometen im Jahre 5 v. Chr. im Sternbild Steinbock berichten. So faszinierend die Theorie von einem Kometen auch klingen mag, sie weist einen entscheidenden Mangel auf. Anders als heute verhieß der Anblick eines Kometen in der damaligen Zeit Schlechtes, ja mitunter sogar Katastrophales. Mit der Geburt des göttlichen Heilsbringers lässt sich eine solche Deutung - die auch dem Evangelisten Matthäus sicherlich bekannt war - nicht in Einklang bringen. Auch wusste er um die Bezeichnung "Komet", warum also sollte er ausdrücklich von einem Stern sprechen?

Andere Theorien gehen hin zu einer Supernova, die zu dieser Zeit erstmals sichtbar gewesen sein soll. Jedoch lässt sich hierfür weder in den damaligen chinesischen Aufzeichnungen etwas finden, noch haben die heutigen astronomischen Himmelsuntersuchungen Anhaltspunkte für diese Theorie zu liefern vermögen.

Eine weitere Deutung geht auf Johannes Kepler zurück. Dieser errechnete eine seltene Planetenkonstellation aus den Planeten Jupiter und Saturn im Jahr 7 v. Chr. Gleich dreimal begegneten sich diese Planeten im Sternbild Fische, welches in der damaligen Vorstellung das Land Israel versinnbildlichte. Jupiter als Planet des sowohl nach römischer wie nach orientalischer Vorstellung höchsten Gottes und Saturn als Königssymbol ließen für die damaligen Astronomen, die immer zugleich auch Sterndeuter (Astrologen) waren, nur eine Deutung zu: im Staate Israel wurde die Ankunft eines neuen Königs verheißen. Andererseits kamen sich Jupiter und Saturn nie so nahe, dass Matthäus nur von einem Stern hätte sprechen können. Ein weiteres kommt hinzu: man weiß, dass die Juden unter Herodes nicht zu den römischen Bürgern gehörten, aber nur die waren von diesem Zensus betroffen. Außerdem handelte es sich bei der Mondfinsternis vom 13. März 4 v. Chr. nur um eine Partielle, die einen Bedeckungsgrad von lediglich 40 Prozent aufwies. Wer jemals schon eine Mondfinsternis beobachtet hat, wird bei einem solchen Bedeckungsgrad nicht von einer auffälligen oder gar außergewöhnlichen Himmelserscheinung sprechen wollen. Neuere Erkenntnisse weisen außerdem darauf hin, dass Herodes nicht schon 4 v. Chr. gestorben ist. So ließ er etwa 2 v. Chr. seinen Sohn und vorgesehenen Nachfolger Antipater aufgrund von Attentatsplänen hinrichten. Den Schlüssel könnte das Lukas-Evangelium beinhalten. Dort wird ausdrücklich Qurinius erwähnt. Dieser war zwar erst ab 6 n. Chr. offizieller Statthalter in Syrien, jedoch spricht viel dafür, dass er in den Jahren 3 und 2 v. Chr. provisorischer Statthalter war. Im Jahr 2 v. Chr. feierte Rom seinen 750. Gründungstag, Augustus sein 25. Regentschaftsjahr. Aus diesem Anlass heraus sollte eine umfassende Zählung stattfinden. Auch frühe christliche Historiker geben übereinstimmend das Jahr 3 bzw. 2 v. Chr. als Geburtsjahr von Jesus Christus an. Die Jahre 3 und 2 v. Chr. standen aber ganz im Zeichen des Planeten Jupiter. Am 12. August 3 v. Chr. näherte sich Jupiter dem Planeten Venus soweit an, dass sie durch das bloße Auge nicht mehr voneinander zu unterscheiden waren. Wenig später am 13. September 3 v. Chr., am 17. Februar und am 8. Mai 2 v. Chr. standen Jupiter und Regulus, der Hauptstern im Sternbild des Löwen extrem eng beieinander. Auch das Sternbild des Löwen symbolisierte damals den Staat Judäa. Am 25. Dezember 2 v. Chr. schließlich setzte Jupiter im Sternbild Jungfrau zu seiner Oppositionsschleife an. Er stand, um mit Matthäus zu sprechen, von Jerusalem aus betrachtet still über Bethlehem.

Ob nun Komet, Supernova, eine äußerst seltene Planetenkonstellation oder ein gänzlich anderes Himmelsschauspiel, es hat sich damals etwas Besonderes zugetragen. Etwas, was auch noch nach über 2000 Jahren die Menschen bewegt, tröstet und mit Zuversicht erfüllt.

Die Astronomische Arbeitsgruppe Laufen wünscht Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr 2006!

Stefan Poller


Zum Sternenhimmel Dezember 2005

Zu den anderen Monatsthemen


[AAL] Zurück zur Home Page der AAL
Otto J. Pilzer, 2005-12-01