Andreas Kronawitter Der Sternenhimmel im Februar 2006
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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Februar 2006

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Die Sternenkarte zeigt den Anblick des Nachthimmels am 15. Februar um 21.00 Uhr. Da sich die Sterne aufgrund der Erdrotation im Laufe der Nacht scheinbar von Ost nach West bewegen und sich die Erde zugleich im Laufe eines Jahres um die Sonne bewegt, zeigt der Sternenhimmel jeden Tag zur selben Stunde ein etwas anderes Gesicht. Pro Tag verfrüht sich so der Aufgang eines Sternes um ca. 4 Minuten, in 15 Tagen also um eine Stunde. Für die Verwendung der Sternenkarte bedeutet dies, dass die gleiche Konstellation (natürlich mit Ausnahme von Mond und Planeten) am Monatsanfang um 22.00 Uhr und am Monatsende um 20.00 Uhr zu sehen ist.

Der Sternenhimmel zeigt nach wie vor das typische Winterantlitz. Wie auch schon im Vormonat dominiert das Wintersechseck, bestehend aus Rigel im Sternbild Orion, Aldebaran im Stier, Kapella im Fuhrmann, Pollux in den Zwillingen, Prokyon im Kleinen und Sirius im Großen Hund, das Firmament. Doch auch am Himmel zeigen sich bereits die ersten Vorboten des nahenden Frühlings. Die Sternbilder haben sich deutlich nach Westen verschoben und im Südosten taucht bereits der Löwe mit seinem Hauptstern Regulus als typisches Frühlingssternbild auf. Neben dem Löwen hoch im Norden zieht der Große Wagen - als Teilsternbild des Großen Bären - zirkumpolar seine Kreise. Um den Kleinen Wagen schlängelt sich der Drache, in dessen nordwestlicher Flanke Kepheus und schließlich als markantes "Himmels-W" die Kassiopeia zu finden sind. Nahe am nordwestlichen Horizont schließt sich das Sternbild der Andromeda mit dem berühmten Andromedanebel an, oberhalb davon glänzt Perseus. Über dem Fuhrmann gelangt man schließlich zu den Zwillingen mit den ungleichen "Sternenbrüdern" Castor und Pollux. Nach der griechischen Mythologie war Pollux unsterblich, wohingegen Castor in einem Kampf das Zeitliche segnete. Die Zwillinge erreichen diesen Monat ihre höchste Stellung im Süden und durchschreiten den Meridian um etwa 21:30 Uhr (Kulmination). Orion hat den Meridian bereits durchschritten und befindet sich tief im Süden, noch ein Stückchen unterhalb davon ist das Sternbild des Großen Hundes zu sehen. Mit der Wasserschlange als langgezogenes Sternbild im Südosten schließen wir unseren kurzen Streifzug durch den nächtlichen Fixsternhimmel.

Die Hauptattraktion bilden diesen Monat jedoch die Planeten. Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn, alle sind diesen Monat am Firmament versammelt. Lediglich die äußeren Planeten Uranus, Neptun und Pluto verweigern sich dem nächtlichen Reigen.

Besonders ins Blickfeld rückt dabei Merkur, der zu einer beachtlichen Abendsichtbarkeit gelangt. Am 15. kann der -1,1m helle Planet kurz nach 18 Uhr in der Abenddämmerung beobachtet werden, ehe er um 18.58 Uhr unter den Horizont sinkt. Bis zum Monatsende zieht sich die Untergangszeit zwar bis 19.38 Uhr hinaus, doch nimmt auch die Helligkeit auf 0,5m ab. Wie Venus und unser Mond weist auch Merkur ein wandelbares Gesicht aufgrund unterschiedlicher Beleuchtung auf. Am Abend des 23. tritt die so genannte Dichotomie ein, Merkur ist halb beleuchtet. Bis zum Monatsende "dünnt" Merkur sogar bis zu einer Sichel aus, nur noch 27% seiner Oberfläche sind beleuchtet. Merkur als sonnennächster Planet spielte auch in der griechischen und römischen Mythologie eine besondere Rolle. Hieß er bei den Griechen noch Hermes, wandelten ihn die Römer in Merkur um. Seine Bedeutung als Götterbote behielt er aber wohl aufgrund seiner auch schon damals erkannten Sonnennähe und seiner schnellen Bewegung am Himmel bei. Zugleich war er Schutzgott der Reisenden und der Kaufleute - sowie der Diebe. Ein Schelm, wer Arges denkt! Wissenschaftlich zum ersten Mal mit dem Fernrohr beobachtet wurde er von dem neapolitanischen Pfarrer und Astronomen Giovannii Zupus im Jahre 1639. Bis heute ist aber trotz der Sonde Mariner 10, die ihn in den Jahren 1974 und 1975 besuchte, weniger als die Hälfte der Merkuroberfläche erforscht. Seine Oberfläche muss jedoch von erheblichen thermischen Spannungen gekennzeichnet sein. Während auf der sonnenzugewandten Seite bei +427° Celsius Blei wie Butter schmilzt, erleidet auf der sonnenabgewandten Seite bei bis -183° Celsius alles den Kältetod. Merkur weist damit die größte Temperaturdifferenz aller Körper unseres Sonnensystems auf. Mit der Raumsonde Messenger, die Merkur 2011 erreichen soll, erhofft man sich weitere Erkenntnisse über diesen rätselhaften Planeten.

Venus entfaltet mit -4,6m ihren größten Glanz am frühen Morgen des 17. Februar. Mit dem Fernrohr sind auch bei der Venus die einzelnen Phasen erkennbar. Mars ist dagegen der Planet der ersten Nachthälfte. Er wandert durch das Sternbild des Widders und erreicht nach einem Rendezvous mit dem Halbmond am 5. schließlich am 7. den Stier. Während die Helligkeit des Mars im Laufe des Monats abnimmt, nimmt die des Jupiters auf -2,2m zu. Jupiter wird dabei immer mehr zum Beobachtungsobjekt der ersten Stunden nach Mitternacht, wo er am 20. auf den Halbmond trifft. Saturn ist dagegen die ganze Nacht über sichtbar. Mit einer Helligkeit von 0,0m wandert der Ringplanet als einer der hellsten Himmelsobjekte rückläufig durch den Krebs, wo er am 11. auf den fast vollen Mond trifft.

Stefan Poller


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Otto J. Pilzer, 2006-02-01