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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Monatsthema Mai 2006: "Der unbekannte Edmond Halley - Reisen, Erdmagnetfeld und Südsternhimmel"

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Portrait von Edmond Halley nach seiner Rückkehr im Jahr 1700. Ölgemälde von Sir Godfrey Kneller, Greenwich Observatory, National Maritime Museum Collections.
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Der Name Halley verbindet sich für uns mit dem Halleyschen Kometen, doch wie bei vielen Wissenschaftlern ist das nicht der einzige und vielleicht auch nicht der wichtigste Beitrag, die er der Wissenschaft leistete.

Edmond Halley wurde am 29. Oktober 1656 in Haggerston (London) als Sohn des wohlhabenden Seifen- und Salzhändlers Edmond Halley geboren. Seine zwei Geschwister starben schon als Kinder und auch seine Mutter starb kurz vor seinem sechzehnten Geburtstag. Über seine Jugend ist nur bekannt, dass er die renommierte St. Pauls-Schule besuchte und ein ausgezeichneter Schüler war.

Aus seinem späteren Verhalten kann man aber Rückschlüsse auf die Einflüsse ziehen, die seine Jugend geprägt haben. Als Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns mangelte es ihm nicht an Selbstbewusstsein und gewandtem Auftreten in der Gesellschaft. Der Einfluss seines Vaters, des Kaufmanns, dürfte seine ausgleichende Art des Verhandelns aber auch die Beharrlichkeit in der Verfolgung seiner Ziele erklären. Ein persönliches Merkmal, das ihm viel Anerkennung einbrachte war seine Objektivität, Unparteilichkeit und Bescheidenheit. Schon in St. Paul's führte das dazu, dass er zum Schülersprecher gewählt wurde, für einen Musterschüler ungewöhnlich.

Seinen eigenen Aussagen nach interessierte er sich schon seit frühester Jugend brennend für Astronomie, die ihm großes Vergnügen bereitete. Dazu dürfte das Erscheinen der Kometen von 1664 und 1665 beigetragen haben.

Die Geschäfte seines Vaters gingen blendend, denn sein Geschäftszweig war zukunftsträchtig: Für die Versorgung der englischen Flotte mit haltbaren Nahrungsmitteln waren immer größere Mengen Salz nötig und durch die Pest war das Hygienebewusstsein und damit der Seifenverbrauch stark angestiegen. So konnte er es leicht verkraften, dass er durch den Großen Brand von London 1666 praktisch seinen gesamten Immobilienbesitz verlor.

Die Anschaffung verschiedener astronomische Gerätschaften stellte kein finanzielles Problem dar und der Umgang mit den Geschäftsfreunden seines Vaters sowie Halleys naturwissenschaftliche Orientierung weckten sein Interesse für die Probleme der Schifffahrt. Als er 1672 an das ehrwürdige Queen's College in Oxford kam, verfügte er über fundierte Kenntnisse der Navigation und Positionsastronomie und führte er unter anderem ein 24 Fuß (ca. 7,3 m!) langes Teleskop mit sich.

Dort hatte er das Glück zwei hervorragende Wissenschaftler als Lehrer zu haben, den Mathematiker John Wallis und den Astronomen Edward Bernard. Er setzte auch seine eigenen Beobachtungen fort und konnte 1675 an Flamsteed, den Royal Astronomer schreiben, dass die Tabellen für Jupiter und Saturn und auch einige Beobachtungen Tycho Brahes fehlerhaft seien.

Im Jahr 1676 entwickelte er eine Methode die Aphelien und Exzentrizitäten der Planetenbahnen zu bestimmen, an der er jedoch mehrfach Änderungen vornehmen musste, um etablierten Wissenschaftlern, aber auch dem Bischof von Salisbury, nicht auf die Füße zu treten. Die Arbeit wurde in den "Philosophical Transactions", der Zeitschrift der Royal Society in London veröffentlicht und erregte großes Aufsehen. Wohl auch wegen Querelen bis zur Veröffentlichung sah er im unerforschten Südhimmel eine bessere Möglichkeit seine Fähigkeiten einzusetzen. Der Bedarf wuchs wegen der zunehmenden Schifffahrt. So wandte er sich an den König um den Auftrag zu erhalten und auf St. Helena, damals schon in englischem Besitz, einen Sternkatalog des Südhimmels zu erstellen. Als die Ostindische Gesellschaft, zu deren Besitz die Insel gehörte, die Kosten übernahm, stand der Unternehmung nichts mehr im Wege. Halley verließ die Universität ohne Abschluss und konnte sich schon im November 1676 auf der "Trinity" nach St. Helena einschiffen. Die Überfahrt dauerte drei Monate und trotz widriger Umstände - das Wetter dort war entgegen den vorliegenden Berichten häufig schlecht - gelang es ihm während seines über einjährigen Aufenthalts die Positionen von 360 Sternen zu berechnen. Er konnte auch den Merkurtransit am 7.11.1677 beobachten und hatte dabei die Idee mit Hilfe eines Venustransits die Entfernung Erde - Sonne zu bestimmen, was er später auch in die Wege leitete.

Nach seiner Rückkehr veröffentlichte er seinen Sternkatalog des südlichen Himmels. Für Halley bedeutete das einen enormen persönlichen Erfolg: Er erhielt den Beinamen «Südlicher Tycho» und wurde trotz seiner Jugend von der erlauchten «Royal Society», der königlichen wissenschaftlichen Gesellschaft, als Mitglied aufgenommen.

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Von der "Paramore" gibt es nur Beschreibungen, dieses britische Schiff kommt ihr am nächsten.
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In seiner Funktion als Sekretär, zu der er 1684 ernannt wurde, hielt er vor der Society Vorträge zu die verschiedensten Themen und beschäftigte sich auch sonst mit anderen Problemen: er entwickelte eine verbesserte Taucherglocke, die er sogar selbst ausprobierte. Er war zwei Jahre an der königlichen Münze in Chester tätig und legte 1692 eine verbesserte Theorie des Erdmagnetismus, die er auf seinen drei Reisen mit der "Paramore" im Atlantik 1698 bis 1700 mit der ersten Deklinationskarte krönte.

Gerardo Inhester


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Otto J. Pilzer, 2006-05-01