- Astronomie im Berchtesgadener Land - Der Sternenhimmel im Juni 2006[Zum Vergrößern bitte Bild anklicken] Nach dem langen, kalten und sehr schneereichen Winter beginnt zumindest im astronomischen Sinn endlich der Sommer. Am 21. steht die Sonne im Sommerpunkt, es ist die Zeit der Sommersonnenwende. Das Jahr neigt sich mit dem längsten Tag und der kürzesten Nacht seinem Höhepunkt zu. Bereits schon um zehn Minuten nach fünf Uhr morgens geht die Sonne in unseren Breiten auf, während sie erst gegen halb zehn Uhr nachts untergeht. Berücksichtigt man noch Dämmerung (Beginn ca. halb vier Uhr morgens und Ende ca. halb zwölf Uhr nachts), so besteht die Nacht nur noch aus knapp vier Stunden. Für Beobachtungen am Nachthimmel bleibt also nicht mehr allzu viel Zeit übrig. Noch weiter im Norden wie etwa in Skandinavien, sinkt die Sonne sogar überhaupt nicht mehr unter den Horizont, es herrscht die Zeit der Mitternachtssonne. Unsere Sternenkarte zeigt - wie stets im Sommer - den Nachthimmel um 23 Uhr zur Monatsmitte. Zu dieser Zeit ist es noch nicht ganz dunkel, die letzten Strahlen der Sonne bewirken noch eine bemerkbare Aufhellung am westlichen Horizont. Dort finden wir immer noch die typischen Frühlingssternbilder, allen voran das Sternbild des Löwen mit seinem Hauptstern Regulus. Um uns am Nachthimmel mit Hilfe der Sternenkarte zu recht zu finden, ist diese am besten senkrecht über dem Kopf zu halten. Die obere Seite ist dabei nach Norden zu richten, dementsprechend bildet die Karte unten die südlichen Gefilde des nächtlichen Himmels ab. Im Gegensatz zu einer Landkarte erscheinen daher der Westhimmel rechts und der Osthimmel links wenn die Karte vor einem liegt; hält man die Karte über den Kopf, stimmt wieder alles, da wir von innen auf die Himmelskugel schauen. Mit Ausnahme des Mondes und den Planeten ist diese Karte auch zu Monatsanfang, dann allerdings eine Stunde später und zu Monatsende eine Stunde früher gültig. Wenden wir nun unseren Blick wieder der Sternenkarte zu. Neben dem Löwen in Richtung Zenit befindet sich das Haar der Berenike und noch etwas weiter der Bärenhüter oder Bootes mit dem hellen Arcturus. Schräg darunter in südwestlicher Richtung liegt das Sternbild der Jungfrau mit der hellen Spica, welche zusammen mit dem eingangs erwähnten Regulus das Frühlingsdreieck bilden. Auch zu dieser Zeit stellen diese drei hellen Sterne eine gute Orientierungshilfe am westlichen Sternenhimmel dar. Am östlichen Firmament befinden sich ebenfalls drei helle Fixpunkte: Altair im Adler, Vega in der Leier und Deneb im Schwan. Zusammen bilden sie das so genannte Sommerdreieck, welches damit komplett aufgegangen ist. Von den Wintersternbildern ist als einziges noch die bei uns zirkumpolare Kassiopeia vollständig hoch im Norden beobachtbar, alle übrigen befinden sich dagegen zum größten Teil unter der Horizontlinie. Bei dem Sternbild der Leier (lateinisch Lyra) handelt es sich dabei zwar um ein kleines Sternbild, welches aber einige interessante Objekte enthält. Die Bezeichnung lehnt sich wie so häufig an die griechische Mythologie an. Danach soll die Leier von dem Götterboten Hermes erfunden worden und später in den Besitz von Orpheus gelangt sein. Der Hauptstern Vega (bzw. Wega) leitet sich dagegen aus dem Arabischen her und bedeutet so viel wie "herabstürzender Adler". Mit einer Helligkeit von 0,0mag ist er einer der hellsten Sterne des nächtlichen Himmels. Für gut ausgerüstete Astronomen enthält das Sternbild den "Ringnebel in der Leier" M57. Er befindet sich auf der gedachten Verbindungslinie zwischen den beiden "unteren" Sternen des Sternbildes der Leier und ist ca. 2000 Lichtjahre von uns entfernt. Mit einer Helligkeit von lediglich der 9. Größenklasse benötigt man daher zumindest ein Fernrohr ab 15 cm Durchmesser, um ihn als schwachen Rauchkringel erkennen zu können. Selbstverständlich kann M57 auch bei uns auf der Sternwarte in Laufen (http://astronomy.meta.org/) gut beobachtet werden. Neben dem Fixsternhimmel sind diesen Monat auch einige Planeten gut zu beobachten, allen voran Jupiter. Er steht rückläufig in der Waage und ist bereits in der Abenddämmerung als auffällige Objekt über dem Südosthorizont mit einer Helligkeit von -2,4mag gut erkennbar. Am ersten Juni erreicht er seine höchste Stellung im Süden, er kulminiert. In den Abendstunden des 8. Juni wandert schließlich der fast volle Mond am größten Planeten unseres Sonnensystems vorbei. Der andere Gasplanet, Saturn, ist zumindest am Monatsanfang noch in den ersten Nachtstunden im Sternbild des Krebs zu beobachten, ehe er sich gegen Monatsende hin vom Nachthimmel zurückzieht. Auch die inneren Planeten Merkur und Venus können gut beobachtet werden. Merkur bietet gerade bis etwa zum 20. Juni eine gute Abendsichtbarkeit. So geht er am ersten Juni kurz vor 23.00 Uhr unter und weist dabei eine Helligkeit von immerhin -0,8mag auf. Im weiteren Monatsverlauf sinkt dann allerdings seine Helligkeit, auch der Untergang erfolgt früher. Venus dagegen ist der Stern des Morgenhimmels und kann zu Monatsanfang um kurz vor vier Uhr früh als -3,9mag heller Lichtpunkt im Sternbild des Widder beobachtet werden, ehe sie kurz nach Monatsmitte in das Sternbild des Stieres wechselt. Schließlich lassen sich während des ganzen Monats über Sternschnuppenströme beobachten, so etwa die Libriden am 8. und 9. Juni, deren Radiant in der Waage liegt, und die Juni-Lyriden vom 11. bis 21. Juni, scheinbar aus der Leier kommend. Stefan Poller
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