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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Monatsthema Juli 2006: "Halley und Newton und Halleys Komet"

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Bildnis von Edmond Halley aus der "Royal Society" als Sekretär derselben nachdem er 1703 auf den begehrten "Savilian"-Lehrstuhl für Geometrie an der Universität in Oxford berufen worden war.
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Schon in früher Jugend konnte Edmond Halley (1656-1742) eindrucksvolle Kometenerscheinungen beobachten, ja man kann es so ausdrücken: Er lebte in einer kometengespickten Zeit.

Seine ersten Eindrücke waren die Kometen von 1665 und 1668, welche auch sein Interesse an der Astronomie weckten. Es gelang ihm bereits 20-jährig, in königlichem Auftrag nach St. Helena geschickt zu werden und dort die Position von 350 Sterne des Südsternhimmels zu vermessen.

Nach seiner Rückkehr von St. Helena 1678 und der Veröffentlichung des Sternkatalogs des Südhimmels kam er zu großem Ansehen. Er wurde in die «Royal Society», die erlauchte Vereinigung von Wissenschaftlern, aufgenommen und auf Geheiß von König Karl II. erteilte ihm die Universität in Oxford den Grad eines Magisters der philosophischen Fakultät. Im Auftrag der Royal Society reiste er nach Frankreich und Italien um den Austausch astronomischer Erkenntnisse zu verbessern. Auf der Reise beobachtete er in Calais den großen Kometen von 1680 und versuchte danach in Paris mit Cassini durch weitere Beobachtungen dessen Bahn zu bestimmen. Während weite Kreise der Bevölkerung noch immer in Kometen ein böses Omen für die Zukunft zu erblicken glaubten, verfolgte Halley ihren Lauf mit dem Blick des Wissenschaftlers. Als sich der Komet immer mehr der Sonne näherte, in ihrem Strahlenbereich verschwand und danach auf der anderen Seite wieder erschien, entbrannte bei den englischen Astronomen eine Kontroverse darüber, ob dieses merkwürdige Verhalten ein und demselben Kometen zuzuschreiben sei. John Flamsteed (1646 bis 1719), der «Astronomer Royal», vertrat diese Meinung; Isaac Newton war damals noch eher gegenteiliger Ansicht, und Halley verhielt sich in diesem Meinungsstreit zunächst einmal abwartend. Für ihn war die Kontroverse der Anlass, in älteren Publikationen nach ähnlichen Vorfällen bei Kometen zu suchen. Er fand neben den bekannten Aufzeichnungen von Tycho Brahe, Kepler und Hevelius auch einige alte, recht zuverlässige Quellen bis zurück zum Jahr 1337. Halley betrat damit ebenso Neuland, wie seine gewagte Reise nach dem fernen St. Helena ein Vorstoß ins Unbekannte gewesen war.

1682 kehrte er zurück nach London und beschäftigte sich mit den Planetenbahnen. Aus den Keplerschen Gesetzen folgerten er (und andere), dass die Gravitation, die auf die Planeten wirkt im umgekehrten Verhältnis zum Quadrat ihrer Sonnen-Entfernung steht, es gelang aber keinem diese Erkenntnis zu begründen. Er beobachtete auch 1682 einen großen Kometen, versuchte die Bahn zu bestimmen und verglich diese Erscheinung mit früheren Kometen.

1684 besuchte er Isaac Newton in Cambridge, um mit ihm Fragen der Gravitation zu diskutieren. Dieser berichtete ihm, dass er den Beweis dafür gefunden habe, ihn aber in größerem Zusammenhang veröffentlichen wolle. Doch Newton war ein Eigenbrötler und hatte dazu nicht den rechten Antrieb. Daraufhin drängte Halley ihn, dieses Werk zu vollenden. Er vermittelte auch zwischen Newton und Hooke, der die Urheberschaft einiger Details beanspruchte. Er setzte sich persönlich für die Veröffentlichung ein, verfasste dazu das Vorwort und bezahlte schließlich 1687 auch den Druck der "Philosophiae Naturalis Principia Mathematica", da die Royal Society die Mittel dafür nicht aufbringen konnte. Dieses Werk gab der Himmelsmechanik eine wissenschaftliche Grundlage und ist in seiner damaligen Bedeutung der Relativitätstheorie Einsteins gleichzusetzen.

Von 1695 an wertete Halley dann in mühseliger Kleinarbeit sein umfangreiches Material aus und verwendete dazu die von Newton erarbeiteten Grundlagen der universellen Gravitation. Halley fand zunächst die schon von Hevelius ausgesprochene Vermutung bestätigt, dass Kometen auf gekrümmten Bahnen laufen. Als Bahnform nahm man bisher eine Parabel an, eine langgestreckte und nach hinten offene Kurve. Doch es waren gerade die Kometenerscheinungen der Vergangenheit, die in Halley die Vermutung reifen ließen, die Kometen bewegten sich in geschlossenen Bahnen, in Ellipsen, um die Sonne.

In der 1705 in den «Philosophical Transactions of the Royal Society» lateinisch erschienenen und 1715 auch in Englisch gedruckten Abhandlung «Synopsis of the Astronomy of Comets» (Zusammenfassung der Kometenastronomie) veröffentlichte und bewies Edmond Halley anhand von insgesamt 24 Kometenbahnberechnungen seine Theorie und unterstrich zugleich die großartige Verwendbarkeit der Newtonschen Gesetze.

Doch Halley wagte auch eine Prognose: Rund 76 Jahre sollte «sein» Komet benötigen, bis er auf seiner langgezogenen Ellipsenbahn wieder in den erdnahen Raum zurückkehren würde, und so sagte Halley den nächsten Auftritt des Kometen für das Jahr 1758 voraus. Er selbst erlebte die Rückkehr des «Halleyschen Kometen» nicht mehr, denn er starb schon 1742, doch seine Vorhersage traf ein und der Komet wurde nach ihm benannt - als einziger, der nicht nach seinem Entdecker benannt ist.

Gerardo Inhester


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Otto J. Pilzer, 2006-07-01