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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Monatsthema August 2006: "Pluto - Planet oder nur ein Gesteinsbrocken"

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Pluto und seine drei Monde Charon, Hydra und Nix
(Quelle: NASA/ESA/HST)
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Pluto ist unser kleinster Planet im Sonnensystem und zur Zeit auch der äußerste. Da stellt sich gleich eine Frage: "Wie kann man hier von zur Zeit sprechen?" Es werden immer wieder neue Objekte entdeckt, die von einer Kommission, der "Internationalen Astronomischen Union" (IAU) offiziell eingestuft werden. Das Problem hierbei ist: Planeten müssen rund und groß sein. Aber wo beginnt groß? Pluto wurde erst 1930 entdeckt. Er ist so klein, dass er selbst mit einem großen Teleskop nur als winziger Lichtpunkt dargestellt wird. Im Jahre 1978 wurde in seiner Nähe noch ein Mond gefunden, der den Namen Charon erhielt.

Charon hat laut JPL (Jet Propulsion Laboratory) einen Radius von ca. 586 km. Er umkreist Pluto in einem Abstand von etwa 19130 km in 6 Tagen und 9 Std. Dabei rotiert nicht nur er synchron, sondern auch Pluto, sodass sich die beiden ständig die gleiche Seite zuwenden. Dies ist unserem Sonnensystem einzigartig.

In der römischen Mythologie ist Pluto der Gott der Unterwelt. Vermutlich bekam Pluto den Namen, weil er soweit von der Sonne entfernt ist und in ständiger Dunkelheit liegt.

Pluto ist der einzige Planet in unserem Sonnensystem, der bis jetzt keinen Besuch von einer Raumsonde erhielt. Das Problem bei der Erforschung des Planeten ist seine sehr stark elliptische Bahn. Im Jahre 1989 hatte er den sonnennächsten Punkt erreicht und entfernt sich so weit von der Sonne, dass die Atmosphäre einfriert. Die NASA plante Anfang 1990 eine Mission mit dem Namen "Pluto Kuiper Express" zum Pluto. Doch die Konzepte scheiterten an technischen sowie an finanziellen Problemen. Im Jahre 2001 wurde ein neues Konzept mit dem Namen "New Horizons" entworfen. Am 19. Januar 2006 ist die Sonde erfolgreich gestartet, wird aber erst 2015 Pluto erreichen. Läuft alles glatt, sollte die Sonde am 14. Juli 2015 an Pluto vorbeifliegen. Die Beobachtungen des Pluto-Charon-Systems beginnen 150 Tage zuvor. Die geplanten Aufnahmen haben eine Auflösung von 25 m pro Pixel. Neben den Fotos soll noch die Temperaturverteilung gemessen und die Atmosphäre erforscht werden. Das Hubble-Space-Teleskop hat schon einige weitere Einzelheiten von Pluto gezeigt. Durch die enorme Entfernung können aber auch nur die größten Merkmale der Oberfläche betrachtet werden. So wurden 2 weitere, winzige Monde gesichtet. Sie erhielten die Namen "Nix" und "Hydra". Ihre Durchmesser betragen 45 und 160 km. Pluto selbst hat einen Durchmesser von ca. 2300 km, was etwa 20 % des Erddurchmessers (12.760 km) entspricht. Schon unser Mond, mit seinen ca. 3.500 km Durchmesser, ist erheblich größer als Pluto.

Der Abstand zur Sonne variiert durch die elliptische Bahn zwischen 4.425.000.000 km (29,58 Astronomische Einheiten - AE) und 7.375.000.000 km (49,19 AE). Für eine Umrundung der Sonne benötigt der kleinste Planet 90.553 Tage, was etwas weniger als 248 Jahre sind. Dabei kreuzt er sogar die Neptunbahn, so stark elliptisch ist die Bahn. Jedoch besteht keine Gefahr eines Zusammenstoßes, da Plutos Bahn um fast 16° gegen die Neptunbahn geneigt ist. Seine Masse beträgt 1,25 x 10^22 kg, dies entspricht 0,0021 Erdmassen. Er setzt sich aus einer Mischung aus Gestein und verschiedenen Eisarten zusammen. Ein Tag auf dem Pluto dauert über 153 Stunden, umgerechnet 6 Tage und 9 Stunden. Die Temperaturen schwanken zwischen minus 233 und minus 243 Grad Celsius, somit ist ein Überleben für die meisten Organismen nicht möglich.

Er bewegt sich mit einer Bahngeschwindigkeit von ca. 4,74 km pro Sekunde, was etwa 17.000 km/h entspricht. Zum Vergleich: die Erde bewegt sich mit 29,79 km pro Sekunde.

Die Beobachtung des äußersten Planeten ist nicht ganz einfach. Man benötigt ein Fernrohr mit mind. 30 cm Öffnung. Seine Helligkeit wird mit 13,6 mag beschrieben. Durch seine große Entfernung von der Erde blieben die Beobachtungen über viele Jahrzehnte hinweg wenig ergiebig. Nach seiner Entdeckung wurde ihm ein Durchmesser von 16.000 km zugesprochen. Doch bereits 1950 wurde mit einem 5 m Teleskop auf dem Mt. Palomar sein Durchmesser auf 5.800 km reduziert. Mit Hilfe des entdeckten Plutomondes konnten seine Maße nochmals korrigiert werden. Durch gegenseitige Bedeckungen und Verfinsterungen von Pluto und Charon errechnete man die bis jetzt gültigen 2.300 km.

Noch immer gibt es viele Spekulationen, woher Pluto stammt und ob die äußersten Planeten evtl. sogar aus einem anderen Sonnensystem abgewandert sind, bzw. das Ergebnis einer Kollision mit einem anderen Körper sind. Wie auch der 83 Jahre vorher entdeckte Planet Neptun weist er bisher noch nicht erklärte Bahnabweichungen auf, die evtl. von einem weiteren Planeten verursacht werden. Somit ist man auf der Suche nach dem Planeten X.

Hinter dem Mini-Planeten gibt es einen Gürtel aus zehntausenden Stein- und Eisbrocken. Dabei handelt es sich hier um einen kosmischen Müllabladeplatz, wo die Reste der Geburt unseres Sonnensystems gelagert werden. Erst im Jahre 1992 gelang es, den Kupiergürtel genauer ins Visier zu nehmen. Seitdem wurden schon über 800 Gebilde mit Durchmessern zwischen 50 und 1000 Kilometern gefunden.

Die größten Objekte wurden von einem amerikanischen Astronomen Namens Brown entdeckt. Mit einem robotergesteuerten Teleskop spürte er Brocken auf, die dann die Namen Quaoar, Orcus, Santa und Sedna bekamen. Sedna wurde erst im Jahre 2003 entdeckt und ist vermutlich gar kein Objekt aus dem Kupiergürtel. Woher sie stammt, ist noch ein Rätsel.

Wo ist nun die Grenze der Planeten? Derzeit kann darauf noch keine Antwort gegeben werden, aber es wird sehr intensiv danach geforscht, was sich außerhalb der uns bekannten Planeten befindet. Vielleicht wird Pluto sogar einmal seinen Planetenstatus verlieren, aber zur Zeit ist er der äußerste und kleinste Planet in unserem Sonnensystem.

Florian Kronawitter


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Otto J. Pilzer, 2006-08-01