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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im August 2006

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Im August werden die Nächte wieder deutlich länger. Bei vielen Zeitgenossen mag dies vielleicht keine Freude auslösen, der Sternfreund hingegen wartet nach dem "astronomischen Sommerloch" schon sehnlichst darauf. Die Sonnenscheindauer nimmt im Vergleich zum Juli um fast eineinhalb Stunden ab. Noch deutlicher spürt man die Auswirkung auf die astronomisch nutzbaren Nachtstunden. Von astronomischer Dunkelheit spricht man, wenn sich die Sonne mindestens 16° unter dem Horizont befindet. Da die Sonne im August in einem deutlich steileren Winkel zum Horizont auf- bzw. untergeht, wird diese 16°-Grenze wesentlich früher erreicht als noch im Juli, so dass zusätzlich zur verminderten Sonnenscheindauer weitere eineinhalb Stunden gewonnen werden.

Sinnvoll nutzen kann man diese Zeit zum Beispiel für die Beobachtung des alljährlich wiederkehrenden Highlights im August, den Sternschnuppenstrom der Perseiden. Vom 12. auf den 13. August etwa eine Stunde nach Mitternacht kreuzt die Erde die Staubteilchenbahn des Mutterkometen 109P/Swift-Tuttle, weshalb dies der Zeitpunkt des theoretischen Aktivitätsmaximums ist. Wegen des niedrig stehenden Radianten (das ist die Stelle am Himmel, von wo die Meteore zu kommen scheinen) ist vor Mitternacht mit recht wenig Meteor-Sichtungen zu rechnen. Erst im Laufe der zweiten Nachthälfte werden mehr Sternschnuppen sichtbar, wenngleich auch diese Phase vom fast vollen Mond stark beeinträchtigt wird. Im Vergleich zu den 100 Sternschnuppen, die unter günstigen Bedingungen sichtbar sind, wird man sich diesmal leider mit etwa 30 Ereignissen pro Stunde begnügen müssen.

Die klassischen Sommersternbilder Leier, Schwan und Adler stehen hoch im Süden unweit des Zenits. Wir finden sie inmitten der Milchstraße, die sich von Norden über das gesamte Firmament nach Südwesten zieht. Nur im Sommer kann man für kurze Zeit einen Blick in Richtung Zentrum unserer eigenen Galaxis erhaschen - freilich nur auf die nördlichen Bereiche der zentralen Verdichtung, dem sogenannten Bulge. Zur Beobachtung des Sternbildes Skorpion ist es im August eigentlich schon zu spät, wir finden es um 23 Uhr zusammen mit dem roten Riesenstern Antares im Südwesten unmittelbar über dem Horizont. Derjenige, der sich schon eine Stunde früher nach draußen begibt - auch dann ist es schon ausreichend dunkel - findet Skorpion noch in größerer Höhe vor.

Exakt im Süden kulminiert zu dieser Zeit das Sternbild des Schützen, ebenfalls knapp über dem Horizont. Unmittelbar östlich davon befindet sich das Galaktische Zentrum, dessen helle Stern- und Gaswolken wegen der meist schlechten Horizontsicht bei uns nur einen Abglanz ihrer wirklichen Schönheit bieten. Denjenigen, die Urlaub im Süden machen, bieten sich übrigens wesentlich bessere Beobachtungsmöglichkeiten für die südliche Milchstraße. Auf einem Breitengrad von z.B. Sizilien steigen die Sternbilder um 10° höher über den Horizont, so dass Sie alles viel besser erkennen können und sogar die leuchtschwachen Sterne der Südlichen Krone auszumachen sind.

Venus und Saturn in Konjunktion

Von den fünf hellen Planeten sind in diesem Monat nicht alle sichtbar. Jupiter, der Größte unter ihnen, kann gerade noch am Abendhimmel beobachtet werden. In Salzburg geht er am 15. August um 23:06 Uhr unter (idealer Horizont vorausgesetzt!). Da unsere Sternkarte für die Monatsmitte um 23 Uhr MESZ erstellt wurde, ist Jupiter in ihr fast genau am Horizont eingezeichnet.

Unser innerer Nachbarplanet Venus ist nach wie vor Morgenstern und kann während der Dämmerung in ost-südöstlicher Richtung aufgesucht werden. Ihre große Helligkeit von -4mag ermöglicht den ganzen August über die Identifizierung, wenngleich dies zum Ende des Monats zunehmend schwieriger wird, weil ihr Winkelabstand zur Sonne sinkt.

Während der ersten Monatshälfte gesellt sich auch noch Merkur hinzu; dem Frühaufsteher bietet sich eine der spärlich gesäten Sichtbarkeitsperioden für diesen sonnennächsten Planeten. Trotz seiner vergleichsweise geringen Helligkeit von ungefähr 0mag ist er nicht schwierig aufzufinden, da Venus diesmal als Wegweiser dient. In der ersten Augusthälfte bewegt er sich aus südöstlicher Richtung auf die Venus zu und entfernt sich anschließend in östlicher Richtung wieder von ihr.

In der Nacht vom 26. auf den 27. August wandert die Venus in nur 4 Bogenminuten Abstand an Saturn vorbei; es kommt zu einer sogenannten Konjunktion der beiden Planeten. Beobachten kann man dieses Ereignis freilich erst während der hellen Morgendämmerung, wenn beide Planeten aufgegangen sind. Trotzdem bleibt es ein schwieriges Unterfangen, da sie sehr nahe bei der Sonne stehen und Saturn auch noch um über 4 Größenklassen lichtschwächer erscheint als Venus. Bei besonders klarer Luft verbunden mit wenig Streulicht in der Atmosphäre ist dies jedoch eine Aufgabe, die zu knacken sein könnte. Die Bergfreunde unter den Sternguckern, die am 27. August zeitig in der Früh auf einem Gipfel stehen, haben bei dieser Herausforderung die besseren Karten - gutes Wetter vorausgesetzt.

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2006-08-01