LOGO

- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Dezember 2006

[0612_sternenhimmel_kk.jpg]
[Zum Vergrößern bitte Bild anklicken]

Auch im letzten Monat dieses Jahres verspricht uns der Sternenhimmel noch mal Kurzweil, sofern wir uns von den etwas tieferen Temperaturen nicht abschrecken lassen. Eindrucksvoll könnte der Sternschnuppenstrom der Geminiden werden, der in den Nächten um den 14. Dez. sein Aktivitätsmaximum erreicht. Da der Mond bereits im letzten Viertel ist und somit erst nach Mitternacht aufgeht, kann man das Geschehen in der ersten Nachthälfte ungestört beobachten. Ab 22 Uhr steht der Radiant (das ist die Stelle am Himmel, aus der die Meteore zu kommen scheinen) schon so hoch, dass mit bis zu 30 Sternschnuppen pro Stunde gerechnet werden kann. Besonders schön empfinde ich dabei die relativ geringe Geschwindigkeit, mit der diese Meteore ihre Spuren am Himmel ziehen. Die bekannteren Perseiden im August sausen z.B. fast doppelt so schnell über das Firmament.

Der 22. Dez. markiert nach astronomischen Gesichtspunkten schließlich den Winteranfang - über 15,5 Stunden müssen wir momentan auf die Sonne verzichten. Gleichzeitig verspricht die Wintersonnenwende jedoch wieder langsam höhere Sonnenstände, wenngleich sich diese erst mit etwa zwei Monaten Verzögerung in steigenden Temperaturen bemerkbar machen.

Unser innerer Nachbarplanet, die Venus, wird erst in den letzten Dezembertagen wieder sichtbar. Sie befindet sich dann zwischen den Sternbildern Schütze und Steinbock und kann während der Abenddämmerung tief im Südwesten aufgefunden werden.

Auch Mars und Jupiter zeigen sich im Südosten am Morgenhimmel nur kurz über dem Horizont. Um den 12. Dez. kommen sich beide Gestirne im Sternbild Skorpion sehr nahe (Abstand unter 1 Grad) - man spricht hierbei von einer Konjunktion. Die Sichtung wird jedoch kein einfaches Unterfangen, da die Planeten erst um 6:30 Uhr während der schon sehr weit fortgeschrittenen Dämmerung aufgehen. Eine gute Horizontsicht ist somit Vorraussetzung und auch ein Feldstecher dürfte notwendig werden. Sollte uns Petrus an diesem Morgen nicht wohl gesonnen sein, ergeben sich auch an den folgenden Tagen ähnlich gute Chancen, Mars und Jupiter in Konjunktion zu sehen.

Nur der Ringplanet Saturn zeigt sich länger am Himmel. Er wandert seiner Opposition entgegen und kann mit Beginn der zweiten Nachthälfte bestens beobachtet werden.

Brillianten und Kerzen am Weihnachtshimmel

Die Sternkarte gilt wieder zur Monatsmitte für 21 Uhr. Zu dieser Zeit sind sowohl die Sternbilder des Herbst- als auch des Winterhimmels zu sehen. Ganz tief im Westen zeigen sich sogar noch Überbleibsel des Sommers, speziell die Konstellationen Schwan und Leier. Von dort aus zieht sich das helle Band der Milchstraße quer über das ganze Firmament bis zum Osthorizont. In sie eingebettet finden wir im Zenit den Perseus und die Cassiopeia, das sogenannte Himmels-W. Zwischen beiden Sternbildern kann man einen besonders hübschen Doppelsternhaufen (NGC 869 und 884) bewundern. Wenn man mit dem Fernglas in der Milchstraße "umherwandert" und dabei urplötzlich auf dieses Diamanten-Collier trifft, bleibt einem förmlich die Luft weg. Nicht aufgelöst in einzelne Brillianten, sondern nur als verwaschener Fleck, sind sie bei guten Bedingungen sogar mit bloßem Auge zu erkennen. Hierbei hilft uns die Methode des indirekten Sehens, bei der man absichtlich etwas neben das Gestirn blickt. Aufgrund physiologischer Eigenschaften des Auges empfinden wir es dann etwas heller und somit besser sichtbar. Speziell bei Objekten an der Wahrnehmungsgrenze wirkt dieser einfache Trick besonders gut - probieren Sie es aus!

Wenn wir unseren Weg in der Milchstraße fortsetzen, treffen wir als Nächstes auf den Fuhrmann. Auch er enthält einige im Feldstecher gut sichtbare Sternhaufen, die jedoch keine wirkliche Konkurrenz zum eben erwähnten Doppelsternhaufen darstellen. Schließlich stoßen wir auf die Zwillinge, die ihre Bekanntheit der Zugehörigkeit zum Tierkreis verdanken. Die Konstellation am Himmel zu finden, vermögen leider schon wesentlich weniger Mitmenschen. Gerade deshalb sollten wir dies jedoch versuchen, weisen sie doch auch den Weg zum letzten Highlight unserer heutigen Wanderung, dem Weihnachtsbaum-Sternhaufen NGC 2264 im Einhorn.

Man benötigt dazu einen Feldstecher, dem unbewaffneten Auge bleibt der Weihnachtbaum nämlich verborgen. Zunächst ist der 2mag helle Stern Gamma in den Zwillingen aufzusuchen. Mit Hilfe der Sternkarte sollte das zu schaffen sein. Hat man den Stern im Fernglas, so muss nur noch um etwa 7 Grad nach Süden geschwenkt werden - abhängig vom verwendeten Instrument sind das 1 bis 2 Bildfelddurchmesser. Nun können Sie vielleicht den auf dem Kopf stehenden Weihnachtsbaum erkennen. Der hellste zugehörige Stern ist der Fußpunkt des Stammes und befindet sich am nördlichen Ende der Sterngruppe. Nach Süden ziehen sich zwei Sternketten, die spitz zulaufen und die Umrisse eines mit Kerzen besetzten Tannenbaumes an den Himmel projizieren. Mit einer Ausdehnung von 0,4 Grad erscheint der Baum im Feldstecher recht klein. Trotzdem viel Erfolg beim Kerzenzählen!

Bernhard Kindermann


Zum Monatsthema Dezember 2006

Zu den anderen Sternenhimmel-Artikeln


[AAL] Zurück zur Home Page der AAL
Otto J. Pilzer, 2006-12-01