- Astronomie im Berchtesgadener Land - Monatsthema März 2007: "Dunkler Vollmond am Firmament"Aufnahme der Mondfinsternis vom 9. November 2003, 2:13 Uhr MEZ von Rudolf Reiser. Verwendet wurde eine Digicam Canon Powershot G5 in Okularprojektion. Aufnahmeoptik war ein 150/1200mm Fraunhofer-Refraktor (daher der Blausaum) mit einem 40mm Okular, 5sec belichtet. [Zum Vergrößern bitte Bild anklicken] Heute abend ist es endlich wieder einmal so weit. Zur besten abendlichen Beobachtungszeit wandert der Mond nach fast drei Jahren wieder ganz durch den Kernschatten der Erde - es kommt zu einer totalen Mondfinsternis. Wenn die Wetterlage mitspielt, ist das Ereignis in seiner ganzen Länge von Mitteleuropa sichtbar.
Entstehung einer MondfinsternisZu einer Verfinsterung des Mondes kommt es, wenn dieser vom Erdschatten getroffen wird. Dazu müssen Sonne und Mond in Opposition stehen, d. h. von der Erde aus betrachtet sich beide am Firmament gegenüberstehen - es muss also Vollmond sein. Dann geht der Mond bei Sonnenuntergang auf, durchwandert gegen Mitternacht den Meridian - seinen höchsten Punkt am Himmel und taucht hinter den Horizont, wenn die Sonne morgens am Osthorizont wieder aufgeht. An diesem Wochenende erfolgt diese Oppositionsstellung in der Nacht von Samstag auf Sonntag um 0 Uhr und 44 Sekunden. Auch muss der Mond in oder nahe einem seiner beiden Bahnknoten stehen, damit er nicht ober- oder unterhalb des Erdschattens vorbeiwandert. Denn die Bahn unseres Trabanten verläuft nicht genau in der Bahnebene der Erde, sondern ist etwa 5 Grad zu ihr geneigt. Nur wenn er die Ekliptik kreuzt, tritt er in den Schattenkegel der Erde ein. Das bedeutet, dass nicht bei jeder Oppositionsstellung eine Verfinsterung möglich ist. Die beiden Bahnknoten sind scheinbare Schnittpunkte der Mondbahn mit der Ekliptik, sie werden auch Drachenpunkte genannt. Das rührt daher, weil einst die Chinesen glaubten, wenn sich der Mond verfinstert, würde ihn ein Drache verschlingen und später wieder ausspucken. Es können drei Arten von Mondfinsternissen unterschieden werden. Zum einen die Halbschattenfinsternis, die partielle sowie die totale Mondfinsternis. Ist der Vollmond zu weit von der Erdbahnebene, der sogenannten Ekliptik entfernt, taucht der überhaupt nicht in den Kernschatten der Erde ein, sondern wandert nur durch den Halbschatten. Eine Halbschattenfinsternis ist daher nur äußerst schwierig bis gar nicht beobachtbar. Dieses unauffällige Ereignis wird von den Erdbewohnern meist gar nicht wahrgenommen. Eine partielle, also teilweise Verfinsterung erfolgt, wenn die voll beleuchtete Mondscheibe nur zu einem Teil vom Kernschatten der Erde bedeckt wird. Bei einer totalen Finsternis tritt der Mond vollständig in den Schattenkegel ein.
Aktueller Finsternisablauf
Heute abend ist es endlich wieder einmal so weit. Zur besten abendlichen Beobachtungszeit wandert der Mond nach fast drei Jahren wieder ganz durch den Kernschatten der Erde - es kommt zu einer totalen Mondfinsternis. Wenn die Wetterlage mitspielt, ist das Ereignis in seiner ganzen Länge von Mitteleuropa sichtbar. In der heutigen Nacht befindet sich der Mond am Firmament scheinbar im Sternbild Löwe. Hier schiebt er sich von Westen her kommend langsam in den Erdschatten hinein. Als erstes taucht er in das diffuse Licht des Halbschattens ein. Dieser erste Kontakt ist unauffällig und findet gegen 21.15 Uhr MEZ statt. Zu diesem Zeitpunkt ist vom bevorstehenden astronomischen Ereignis noch kaum etwas bemerkbar. Nur allmählich überzieht sich die südöstliche Mondscheibe mit einem leichten Grauschleier. Gegen 22.30 Uhr MEZ ereignet sich der sogenannte zweite Kontakt. Der Eintritt in den Kernschatten der Erde beginnt. Jetzt schiebt sich der Mond zunehmend immer weiter in den weit ins All ragenden Erdschatten hinein. Wenn der Mond gegen 23.45 Uhr MEZ vollständig in den Kernschatten taucht, beginnt mit dem sog. dritten Kontakt die totale Phase der Verfinsterung. Ist der Mond am tiefsten in den Schatten eingetaucht, wird die maximale Phase bzw. die Mitte der Finstenis erreicht. Dies wird am Sonntag gegen 0.20 Uhr MEZ geschehen. Schon gegen 1 Uhr MEZ endet die Totalität (4. Kontakt) und der Mond beginnt gemächlich aus dem Kernschatten auszuwandern. Schließlich wird er gegen 02.15 den Kernschatten ganz verlassen haben (fünfter Kontakt). Im wesentlichen ist nun der visuell sichtbare Teil der Mondfinsternis beendet. Bleibt noch zu erwähnen, dass der Erdtrabant gegen 03.25 Uhr MEZ aus dem Halbschatten der Erde austritt und die Mondfinsternis nun astronomisch korrekt beendet ist. Dieser sechste Kontakt ist genauso unbeobachtbar wie der Eintritt in den Halbschatten.
Anmerkung: Bei diesem Ereignis gibt es keine signifikanten Zeitunterschiede für die verschiedenen Standorte auf der Erde (wenn man mal von den Zonenzeiten absieht).
FarbenspielDa unser Heimatplanet von einer relativ dichten Lufthülle umgeben ist, wirkt der Kernschatten auf der Mondoberfläche nicht scharf begrenzt, sondern diffus. Die Atmosphäre bewirkt ebenso, dass die im Schatten liegenden Mondgebiete nicht völlig dunkel erscheinen. In der totalen Phase der Finsternis zeigt der Mond meist einen rötlichen bis kupferfarbenen Farbton. Das liegt daran, dass durch die atmosphärische Refraktion, d. h. Brechung der Sonnenstrahlen durch die Luftmoleküle, vermehrt langwelliges rotes Licht noch teilweise in den Kernschattenbereich abgelenkt bzw. gestreut wird. Auch der Verunreinigungssgrad der Erdatmosphäre beeinflusst die Farbe und Helligkeit der Mondoberfläche. So können größere Vulkanausbrüche genauso wie die von der Menschheit leider herbeigeführte Umweltverschmutzung mit Ruß-/Staubpartikeln der Lufthülle die Finsternis dunkler uns kupferner erscheinen lassen. Der gesamte Verlauf dieses astronomischen Ereignisses ist von ganz Europa bis in das westliche Asien und hinab in Afrika zu beobachten. Auf dem nord- und südamerikanischen Kontinent sieht man nur das Ende der Finsternis. In Mittel und Ostasien ist lediglich der Finsternisanfang zu sehen. In diesem Monat werden die Bewohner Asiens jedoch noch von einer weiteren Finsternis verwöhnt. In den frühen Morgenstunden des 19. März ereignet sich dort erneut eine Finsternis. Dann wird unser helles Tagesgestirn partiell verfinstert über den Horizont steigen. Leider bleibt dieses astronomische Highlight für Mitteleuropa unbeobachtbar, sodass man sich auf Reisen begeben muss, um es beobachen zu können.
Quellen: N/N
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