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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Juli 2007

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Außergewöhnliche astronomische Ereignisse sind im zweiten Halbjahr recht dünn gesät. Die am 28. August sich ereignende totale Mondfinsternis ist leider nur vom amerikanischen Kontinent aus zu sehen. Trotzdem mag dies für diejenigen unter uns von Interesse sein, die dort zu dieser Zeit vielleicht gerade ihren Urlaub verbringen. So kann sich der Autor z.B. an den Sommer 1996 erinnern, als sich im Kodachrome Basin (Utah, USA) aus "heiterem Himmel" - denn der Autor wusste nichts davon - eine totale Mondfinsternis ereignete und die generell schon gelb/rötlich gefärbte Felslandschaft in ein tiefrotes beinahe mystisches Licht tauchte.

In Europa sind im nächsten Halbjahr dagegen ungewöhnlich viele Bedeckungen des Siebengestirns (Plejaden) durch den Mond zu sehen. So kommt es in drei Nächten zur Durchquerung der Plejaden und ein weiteres Mal zu einem nahen Vorübergang. In den Morgenstunden des 7. Oktober werden wir schließlich von einer besonders hübschen Begegnung der schmalen Mondsichel mit Venus, Saturn und dem Hauptstern Regulus im Löwen erfreut.

Doch jetzt zu den Ereignissen im Juli. Gleich zu Monatsanfang können wir eine sehr enge Konjunktion der Venus mit dem Ringplaneten Saturn beobachten. Am Abend des 1. Juli kommen sich beide auf weniger als 1 Winkelgrad nahe; aber auch an den folgenden Tagen wird der gegenseitige Abstand nur langsam größer. Spätestens um die Monatsmitte sind beide Planeten jedoch so weit nach Westen vorgerückt, dass sie in der hellen Abenddämmerung nicht mehr aufgefunden werden können.

Auch für den sonnennächsten Planeten Merkur ergibt sich nur eine kurze Sichtbarkeitsperiode. Als Frühaufsteher hat man vom 25. bis 30. Juli eine gute Chance, ihn ab 4:15 Uhr ganz tief über dem Osthorizont zu erspähen. Ein Fernglas leistet hierbei wertvolle Dienste.

Schließlich kann auch der Mars nur in den frühen Morgenstunden aufgesucht werden. Er befindet sich in der Nähe der Plejaden; sein momentan noch sehr kleiner Durchmesser von 7 Bogensekunden zeigt jedoch auch in Fernrohr noch keinerlei Strukturen. Für gute Blicke auf seine Oberfläche müssen wir uns noch ein paar Monate gedulden.

Optimal zu beobachten ist dagegen weiterhin der Gasriese Jupiter. Sein Untergang verfrüht sich im Laufe des Monats zwar auf etwa 1:30 Uhr, jedoch bleiben die Bedingungen für ausgiebige Teleskop-Beobachtungen seiner Wolkenbänder und Monde zu Beginn der Nacht bis Ende Juli noch gut. Für die Sichtung seiner vier hellsten Monde, der sogenannten Galileieschen Gestirne, reicht sogar ein gutes Fernglas mit etwa 10-facher Vergrößerung aus. Der ausdauernde Himmelsbeobachter kann schon nach ein paar Stunden eine leichte Positionsveränderung der inneren Monde feststellen.

Die Sommermilchstraße

Im Hochsommer ist der Sterngucker mit zwei konträren Erscheinungen konfrontiert, die Einfluss auf seine Beobachtungsplanung haben. Zum einen sind die milden Nächte geradezu prädestiniert für ausgiebige Touren durch den Sternenhimmel. Mit Liege und Schlafsack kann man es sich, ohne zu frieren, eine ganze Nacht lang im Freien bequem machen, bis einem schließlich vor Müdigkeit das Fernglas "aus der Hand fällt" und die Nachtruhe "einkehrt". Andererseits wird es gerade im Hochsommer nur für kurze Zeit richtig dunkel, es herrscht die Zeit der "hellen Nächte". So kann man die Zeit vor 23 Uhr zwar für die Beobachtung heller Objekte (z.B. Planeten) nutzen, den Deep Sky (= tiefer Himmel = lichtschwache Objekte) erreicht man zu dieser Zeit jedoch noch nicht. Erst ab 23:30 Uhr zeigt die Milchstraße in einer klaren Nacht ihre volle Pracht, wenn sie sich von Norden quer über das ganze Firmament nach Süden zieht.

Während wir die nördlichen Milchstraßen-Sternbilder Perseus, Kassiopeia und Kepheus auch vom Winterhimmel her kennen (weil sie zirkumpolar sind, d.h. in unseren Breiten nicht untergehen), bleiben die klassischen Sommersternbilder Schwan, Leier und Adler v.a. der jetzigen Jahreszeit vorbehalten. Die hellsten Sterne dieser drei Konstellationen, Deneb, Wega und Atair bilden das sogenannte Sommerdreieck.

Wenn es klar genug ist, können wir das Band der Milchstraße weiter Richtung Süden verfolgen, wobei dem aufmerksamen Beobachter vielleicht auffällt, dass es im Bereich des Adlers in einen lichtstärkeren östlichen und einen schwächeren westlichen Zweig zerfällt. Eigentlich ist es jedoch falsch, hier von "Zerfall" zu sprechen, denn in Wirklichkeit würde ihre Helligkeit in diesem Bereich immer stärker ansteigen. Das eigentlich vorhandene Licht wird jedoch von im Vordergrund stehenden Dunkelwolken verschluckt, ähnlich einem dichten Nebel im Straßenverkehr, der entgegenkommende Fahrzeuge unsichtbar macht.

Noch weiter südlich, knapp über dem Horizont, vereinigen sich die beiden Teilbänder wieder zum zentralen Bulge unserer Heimatgalaxie, den wir in Europa wegen der extremen Horizontlage und der Luft- und Lichtverschmutzung leider nur noch schemenhaft erkennen. Nur ein Aufenthalt im Hochgebirge befreit uns kurzzeitig von diesen negativen Auswirkungen der Zivilisation und lässt ein Stück davon erahnen. Im Osten und Westen wird der Bulge von den beiden Tierkreis-Sternbildern Schütze und Skorpion eingefasst, die nur zu dieser Jahreszeit "über den Horizont blicken". Vor allem der Skorpion mit dem hellen roten Antares und den vier Scherensternen ist mit Hilfe der Sternkarte leicht zu identifizieren. Zusätzlich sorgt auch der momentan nahestehende helle Jupiter für eine willkommene Aufsuchhilfe. Lassen Sie sich doch einmal von der südlichen Sommer-Milchstraße verzaubern - nur jetzt bietet sich die Chance dazu.

Bernhard Kindermann


Zum Monatsthema Juli 2007

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Otto J. Pilzer, 2007-07-01