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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Dezember 2007

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Die Sternkarte ist erstellt für den 15. Dezember um 21 Uhr und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. Otto Pilzer
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Am Morgen des 22. Dezember ist astronomischer Winteranfang und wir haben mit 8 Stunden und 22 Minuten den kürzesten Tag des Jahres. Für die Beobachtung des Nachthimmels bleibt uns damit so viel Zeit wie nie. Wie viel davon wir wirklich nutzen können, mitentscheidet jedoch wie immer das Wetter und um diese Jahreszeit gerade auch die Temperatur.

Wer den kalten Winternächten trotzen will, kann am Abend des 14. Dezember nach den Sternschnuppen des Geminiden-Stroms Ausschau halten. Die höchste Meteor-Rate tritt theoretisch um ca. 18 Uhr auf, jedoch befindet sich der Radiant zu dieser Zeit nur wenige Grad über dem Nordost-Horizont, so dass wir noch keine Sternschnuppen sehen werden. Erst ab etwa 21 Uhr, wenn auch der Mond untergegangen ist, steht der Radiant hoch genug, so dass wir mit einer nennenswerte Rate rechnen zu können. Bis 23 Uhr kann sie auf etwa 20 bis 50 Sternschnuppen pro Stunde ansteigen, was jedoch stark vom Beobachtungsplatz abhängt - der sollte natürlich möglichst dunkel sein, damit man auch lichtschwache Exemplare zu sehen bekommt. Gerade eben ist der Begriff Radiant gefallen: Die Astronomen bezeichnen hiermit die Stelle am Himmel, von der die Meteore zu kommen scheinen. Würde man deren Leuchtspuren verlängern, so träfen sie sich in eben diesem Punkt, der für die Geminiden nahe dem Stern Castor in den Zwillingen (= lat. Gemini) liegt. Der Sternschnuppenschwarm wird immer nach dem Sternbild benannt, in dem sein Radiant liegt.

Sehr gut nutzen lässt sich so eine Sternschnuppennacht natürlich auch zur Beobachtung des übrigen Sternenhimmels. Am Besten macht man es sich - in warme Kleidung "verpackt" - auf einer Liege bequem. In östlicher Richtung kennen wir ja schon das Sternbild der Zwillinge. In ihm finden wir momentan auch den hellen Mars, doch davon später mehr. Rechts der Zwillinge, d.h. eigentlich südlich des Sternbilds, sehen wir den Himmelsjäger Orion noch "auf der Seite liegen". Zwischen beiden Sternbildern erstreckt sich bei besonders klarer Sicht das Band der Milchstraße über den Zenit bis zum Westhorizont. Während sich auf der östlichen Hemisphäre schon die Wintersternbilder eingenistet haben, finden wir im äußersten Westen noch die letzten Reste des Sommerhimmels, z.B. Schwan und Leier. Auch die Herbststernbilder Pegasus und Andromeda haben um 21 Uhr den Meridian bereits überschritten.

Außer dem roten Mars ist nur noch der Ringplanet Saturn am Abendhimmel vertreten, wenngleich er um die Monatsmitte erst gegen 22:30 Uhr aufgeht. Deshalb ist er in unserer Sternkarte, die für 21 Uhr gilt, noch nicht eingezeichnet. Wir finden ihn im Sternbild Löwe, das zu dieser Zeit erst ein klein wenig über den Horizont "blickt". Wie schon im letzten Monat, so gesellt sich auch im Dezember in den Morgenstunden die -4mag helle Venus hinzu. Ab etwa 4:15 Uhr geht sie im Tierkreissternbild Waage auf und ist sowohl dort als auch am gesamten Firmament neben Sonne und Mond das hellste Gestirn überhaupt.

Roter Planet gibt sich die Ehre

Am 24. Dezember um 21 Uhr, also genau zu der Zeit, wenn in unseren Wohnzimmern Bescherung gefeiert wird, gelangt unser Nachbarplanet Mars in Opposition zur Sonne. Nun ist das sicher kein Grund, der Bescherung fern zu bleiben, findet so eine Marsopposition doch alle 25 Monate statt. Dass sie jedoch genau am Heiligen Abend eintritt, das passiert durchschnittlich nur alle 750 Jahre.

Bei einer Opposition steht das Gestirn von der Erde aus gesehen gegenüber der Sonne. Da sich die Sonne entlang der Ekliptik (= scheinbare Sonnenbahn) bewegt und auch Mars nicht weit von der Ekliptik entfernt ist, stehen Sonne, Erde und Mars fast in einer Linie. Das Gestirn geht somit auf, wenn die Sonne untergeht und umgekehrt - es ist damit die ganze Nacht hindurch sichtbar. Zum Glück ist die Relativbewegung zwischen Erde und Mars nicht allzu groß, so dass wir auch bis zu einem Monat vor und nach dem exakten Oppositionszeitpunkt noch einen ähnlich guten Blick genießen dürfen - die Bescherung muss also nicht verschoben werden!

Leser, die Weihnachten nordöstlich einer Linie Oldenburg-Wien verbringen, können am frühen Morgen des 24. Dezember ein weiteres seltenes Schauspiel mitverfolgen, eine Mars-Bedeckung durch unseren Mond. Ab etwa 4:40 Uhr (abhängig vom Standort) schiebt sich der Vollmond vor unseren Nachbarplaneten - sein Verschwinden dauert weniger als eine halbe Minute. Befindet man sich direkt auf dieser Linie, so spricht man von einer streifenden Bedeckung. Mars wandert für kurze Zeit tangential am Mondrand entlang; je nach Beschaffenheit des Mondrandes (Berg oder Tal) verschwindet er mal und ist dann plötzlich wieder da.

Bei uns im Süden kommt es dagegen "nur" zu einer nahen Begegnung. Der Mond wandert von West nach Ost (relativ zu Mars) über unseren Nachbarn hinweg. Man kann dieses Ereignis zwar auch mit dem freien Auge verfolgen, wenn der gegenseitige Abstand der Gestirne jedoch zu gering wird, ist wegen des Helligkeitsunterschieds eine Trennung schwierig. Dann leistet ein Feldstecher wertvolle Hilfe.

Diejenigen unter uns, die ein Teleskop ihr Eigen nennen oder die Möglichkeit zum Besuch einer Sternwarte haben, sollten dies im Dezember oder Januar unbedingt nutzen. Bei hoher Vergrößerung ("ruhige" Luft vorausgesetzt) lassen sich Einzelheiten auf der Marsoberfläche erkennen. Zu den auffälligsten Oberflächenmerkmalen gehören mit Sicherheit die Polkappen. Diesmal ist uns die Nordhemisphäre zugewandt und im Laufe dieser Opposition wird sich die nördliche Polkappe langsam auflösen. Das sublimierte Gemisch aus Kohlendioxid und Wasserdampf führt zur Wolkenbildung und lagert sich nach und nach am sonnenabgewandten Südpol ab. Wie unsere Erde zeigt also auch der Mars Jahreszeiten. Bedingt durch die längere Umlaufzeit um die Sonne dauert ein Marsjahr dagegen beinahe zwei Erdenjahre.

Mit etwas Glück kann man noch weitere Oberflächenmerkmale erkennen. So gibt es eine ganze Reihe von dunkleren Gebieten, die mit den rötlichen Sand- und Gesteinsflächen kontrastieren. Trotzdem ist die Sichtung dieser Details schon deutlich schwieriger als bei der Jahrtausend-Opposition vor gut vier Jahren, weil uns der Rote Planet nicht so nahe kommt. Andererseits steht er diesmal viel höher am Himmel, so dass auf "ruhigere Luft" gehofft werden kann. Viel Erfolg beim Erspähen der Mars-Details. Da dies der letzte Sternenhimmel im alten Jahr ist, wünsche ich Ihnen im Namen der "Sternen-Crew" der Astronomischen Arbeitsgruppe Laufen e.V. schon jetzt ein Frohes Fest und ein gutes Neues Jahr.

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2007-12-01