- Astronomie im Berchtesgadener Land - Monatsthema Januar 2008: "Was bedeutet uns die Sternenwelt heute noch?"StD i.R. Gerardo Inhester beim 40cm-Spiegelteleskop der Sternwarte am Rottmayr-Gymasium Laufen. Webseite: http://astronomy.meta.org/ [Zum Vergrößern bitte Bild anklicken] Wer hat sie nicht schon erlebt, die Tage mit klarer, trockener Luft, die eine sternklare Nacht erwarten lassen, so richtig geeignet, sein Instrument auf die Terrasse zu stellen, um den Abend mit dem Beobachten des Sternhimmels zu verbringen. Und dann stellt sich unerwarteter Besuch ein! Aus der Traum vom Abend mit den Sternen... oder doch nicht? Was kann man tun? Die Freunde vergrätzen, dass sie bald wieder gehen (rein hypothetisch, nicht empfehlenswert, wenn man Freunde haben möchte)? Eine Notlüge vorbringen, dass man am Abend schon lange angekündigte Gäste erwarte...? Auch nicht gut. Ein Ausweg bietet sich an, seine Gäste am Anblick der Sterne teilhaben zu lassen! Lass sie durchs Okular schauen, sie haben vermutlich noch nie den Jupiter mit seinen vier hellen Monden oder den Saturn mit seinem Ringsystem im Fernrohr gesehen. Oder den kraterreichen Südpol des Mondes. Meist kann man dabei feststellen, wie interessiert und unverstellt begeistert die meisten Mitmenschen, besonders Kinder und Jugendliche, auf den unmittelbaren Kontakt mit Mond, Planeten und Sternenwelt reagieren. Mich erinnert das meistens an meine eigenen Anfänge mit der Astronomie. Dabei ist es zunächst egal, ob der Feldstecher oder das Fernrohr in der Qualität mit den Geräten mithalten kann, die einem als Amateur heute in grosser Zahl angeboten werden. Hauptsache ist die Freude am Entdecken des Kosmos. Wichtig ist andererseits auch, dass mit zunehmender Erfahrung die Freude am Beobachten nicht nachlässt. Selbst beobachten macht noch immer die meiste Freude. Und man kann der Fantasie freien Raum lassen. Sich vorzustellen, dass das Licht des Sterns, den man gerade im Blickfeld habt, bereits Tausende von Jahren unterwegs ist, bevor es endlich unser Auge erreicht, erfüllt einen mit Ehrfurcht. Im Grunde versagt unser Vorstellungsvermögen bei solchen Entfernungen. Wie soll man sich eine Entfernung von zehn Milliarden Lichtjahren vorstellen? Schon die Entfernung der uns nächstgelegenen Galaxie, der Andromeda-Galaxie, mit 2,5 Millionen Lichtjahren, können wir uns nicht wirklich vorstellen. Im Fernglas und im niedrig vergrössernden Fernrohr erscheint uns diese Galaxie als milchiges Fleckchen. Dabei beträgt der eigentliche Durchmesser ca. 220.000 Lichtjahre, ihr Halo hat sogar einen Durchmesser von einer Million Lichtjahren. Schon dieser kleine Exkurs in die Astrowelt zeigt uns, dass dieser Kosmos uns gefangen halten kann im Erstaunen über diese riesige Sternenwelt. Man könnte nun denken, dass die moderne Weltraumfahrt, die immer grösser und schärfer werdenden Teleskope auf der Erde und in der Erdumlaufbahn, die Flut von Fotos von den Raumsonden, insbesondere jene von den Planeten unseres Sonnensystems, unser Astronomiehobby absurd erscheinen lassen. Warum sollte ich noch den Saturn mit meinem einfachen Fernrohr bei mässigen Sichtbedingungen beobachten, wenn ich mir im Internet sämtliche Fotos der Cassini-Sonde mal eben herunterladen und betrachten kann. Die Antwort, die ich geben kann, erscheint lapidar: weil es Spass macht, weil es ein Uranliegen des Menschen ist, neugierig zu sein und entdecken zu wollen, weil die Ahnung von der Grösse des Kosmos tief im Menschen verborgen ist. Ein guter Vergleich ist vielleicht folgender: Wer von uns würde statt selber zu reisen lieber nur in Diavorträge über Reisen gehen? Die Menschen haben sich seit der Zeit der ersten Schriftüberlieferung aus der Antike, sicher auch schon weit vorher, für die Sternenwelt interessiert. Die Bezeichnung von Sternbildern und einzelnen Sternen ist uralt. Zahlreich sind die Überlieferungen aus jenen alten Zeiten, die sich mit Sternkunde, meist aus religiösen, kultischen Gründen befassen. Aber auch bereits aus, wie wir heute sagen, wissenschaftlichen Gründen: regelmässig auftretende Ereignisse wie Mondphasen, Planetenschleifen, Sonnen- und Mondfinsternisse und vieles mehr. Das hat sich immer weiter fortgesetzt, bis in modernen Zeiten in der Astronomie eine gewisse Stagnation eingetreten ist. Die Begrenzung der Auflösung der damals ausschliesslich erdgebundenen Teleskope durch die Erdatmosphäre, die zunehmende Lichtverschmutzung führten dazu, dass eine gewisse Sättigung eingetreten war. Die moderne Astronomie trat gewissermassen auf der Stelle. Dann kam die Weltraumfahrt und die enormen Impulse für die verschiedensten Technologien und Wissenschaftsbereiche wie Elektronik, Astrophysik, Werkstofftechnik, um nur einige Bereiche zu nennen. Von dieser Zeit an blühte auch die Astronomie wieder auf. Satelliten schossen Fotos von Planeten, fotografierten ferne Galaxien in Wellenlängenbereichen, die von der Erde aus wegen der Erdatmosphäre unzugänglich sind. Die Radioastronomie nahm einen unerwarten Aufstieg. Und schon war aus der Stagnation ein rasant wachsendes Interesse an der Astrowissenschaft geboren worden. Warum erzähle ich das alles? Weil man daraus sehen kann, dass die Neugierde und der Forscherdrang des Menschen niemals aufhört und der Mensch in immer fernere Bereiche des Kosmos vordringen will. Wichtig ist also, diese Neugierde, die jedem Kind in die Wiege gelegt worden ist, zu bewahren, zu fördern und unterstützen. Eine frühe Begegnung mit der Sternenwelt kann einen bedeutenden Anstoss geben für eine wissenschaftliche oder auch kulturelle Tätigkeit im späteren Berufsleben. Wer je auf einer Alm in den Bergen oder in einem Wüstenstreifen den hellen Bogen der Milchstrasse inmitten der hell glänzenden Sterne betrachten konnte, wird dieses Bild sein Leben lang bewahren. Sollten Sie einmal den Wunsch verspüren, beispielsweise die Andromeda-Galaxie, den Orionnebel oder den Ringnebel in der Leier durch ein grosses Amateurteleskop zu betrachten, so können Sie das an einem der öffentlichen Abende auf der Sternwarte des Rottmayr-Gynmasiums Laufen bei der Astronomischen Arbeitsgruppe Laufen e.V. tun. Web-Adresse: http://astronomy.meta.org/ Walter Conrad
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