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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Monatsthema März 2008: "Astronomie und Kalender"

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Sondermarke zum 400. Jahrestag des Gregorianischen Kalenders 1982
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Wir sind uns meist gar nicht bewusst, dass die Astronomie über den Kalender in unser tägliches Leben eingreift. Unsere wichtigsten Einteilungen der Zeit: Tag, Monat und Jahr sind zweifelsfrei astronomischen Ursprungs. Diese Einteilungen waren (und sind) für das tägliche Leben aller Menschen wichtig. Der regelmäßige Umlauf von Sonne und Mond boten sich hier geradezu an.

Am wichtigsten war die Bestimmung der Länge des Jahres und seine Unterteilung. Da das Leben der Menschen durch die Landwirtschaft bestimmt wurde, kam es besonders darauf an den richtigen Zeitpunkt für Aussaat und Ernte zu kennen. Auch für das religiöse Leben, die wiederkehrenden Feste, war es wichtig. Daher war es schon früh eine Aufgabe der Priesterschaft, sich mit diesem Problem zu beschäftigen. Maßgeblich dafür ist das tropische Jahr, der Zeitraum zwischen zwei Durchgängen der Sonne durch den Frühlingspunkt, das 365 Tage und knapp sechs Stunden lang ist (genau 365,24219 Tage).

Der Aufgang markanter Sterne am Abend- oder Morgenhimmel bot hier einen hervorragenden Anhaltspunkt, den Jahresbeginn zu bestimmen. Allgemein bekannt ist hier etwa die Rolle des Hundssterns Sirius als Verkünder des Beginns der Überschwemmung in Ägypten. Ausgehend von diesem Tag, der nach unserer Rechnung in den Juli fällt, wurde das Jahr in 12 Monate zu 30 Tagen eingeteilt, die in die drei Jahreszeiten Überschwemmung, Winter (Aussaat) und Sommer (Ernte) zusammengefasst waren. Am Ende kamen noch fünf Ergänzungstage, die Epagomenen, die als Geburtstage der Götter galten. Dadurch verschob sich der wahre Jahresbeginn (und der Sirius-Aufgang) alle vier Jahre um einen Tag (nach hinten). Nach 1460 Jahren stimmte der Kalender wieder. Nachdem so eine Übereinstimmung im Jahre 139 v. Chr. stattfand und man vermutet, dass sie auch bei der Einführung des Kalenders bestand, ist wahrscheinlich, dass dieser Kalender schon 2782 v. Chr. eingeführt wurde. Um die Verschiebung des Siriusaufgangs zu beenden, erließ Pharao Ptolemaios III im Jahr 238 v. Chr. ein Dekret, wonach alle vier Jahre ein Schalttag eingefügt wurde. Der Siriusaufgang verschob sich danach nicht mehr alle vier Jahre um einen Tag, sondern nur noch alle 128 Jahre.

Der Kalender der Römer, der auf dem griechischen aufbaut ist besonders verworren, aber auch sehr interessant, weil unser Kalender daraus entstand. Das Jahr begann dort mit der Tag-und- Nachtgleiche im März (Martius, 31 Tage, dem Kriegsgott Mars geweiht). Es folgte der April (Aprilis, von "aprire" = öffnen, 30 Tage, ursprünglich der griechischen Göttin Aphrodite geweiht, bezieht sich der Name auf den Vegetationsbeginn). Darauf der Mai (Maius, nach Iupiter Maius, dem Frühlings- und Wachstumsgott, 31 Tage), danach Juni (Junius, der Göttin Juno, der Göttin der Ehe und Familie, Ehefrau von Jupiter geweiht, 30 Tage). Danach ging es mit Zahlen weiter mit Quintilis (der Fünfte, 31 Tage), Sextilis (der Sechste, 30 Tage; Anmerkung: Erst nach der Umbenennung erhielt er den 31. Tag!), September (der Siebte, 30 Tage), October (der Achte, 31 Tage), November (der Neunte, 30 Tage und December (der Zehnte, 30 Tage). Damit war man bei 304 Tagen worauf weitere 61 Tage anschließend im Winter angehängt wurden und das neue Jahr wieder mit der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche begann. Doch das war der gleiche Fehler, wie zunächst bei den Ägyptern: der Frühling verspätete sich immer mehr.

Dies versuchte man ab dem Jahr 713 v. Chr. mit einem lunisolaren Kalender zu korrigieren und kürzte die 30tägigen Monate u einen Tag und hängte einen Monat Januar (Januarius, dem zweigesichtigen Gott Janus geweiht) mit 29 Tagen und einen Monat Februar (Februarius, nach dem Reinigungsfest "Februa") mit 28 Tagen an. Damit war man bei 355 Tagen. Die fehlenden Tage wurden durch einen Schaltmonat Intercalaris, der alle zwei Jahre, abwechselnd mit 22 und 23 Tagen auf den 23. Februar folgte. Damit hatte man allerdings des Guten zu viel getan, denn der Block von vier Jahren war nun insgesamt um vier Tage zu lang. Der Kalender wurde immer komplizierter und schlechter. 153 v. Chr. wurde der Jahresbeginn dann auf den 1. Januar, dem Amtsbeginn der Konsuln, festgelegt. Julius Caesar veranlasste schließlich nachdem er durch seinen Ägyptenfeldzug den ägyptischen Kalender (und anderes) kennen gelernt hatte, eine Kalenderreform nach diesem, rein solaren Kalender mit 365 Tagen und einem Schalttag alle vier Jahre. Sie trat am 1. Januar 45 v. Chr. in Kraft (Julianischer Kalender). Der Monat Quintilis wurde ihm zu Ehren in Julius umbenannt. Die zuständigen Pontifices wandten die Regel aber nicht richtig an und machen jedes dritte Jahr zum Schaltjahr. Kaiser Augustus ließ im Jahr 6 v. Chr. diesen Fehler berichtigen worauf der Monat Sextilis in Augustus umbenannt wurde und um einen Tag (aus dem Februar) verlängert wurde, um nicht geringer zu sein als der Julius. Dieser Kalender galt bis Ende des 16. Jahrhunderts.

Bis dahin hatte sich, da das tropische Jahr um etwa 11 Minuten kürzer ist, der Frühlingsanfang im Julianischen Kalender wieder um elf Tage verfrüht. Dazu muss man wissen, dass der Termin des Osterfestes sich nach dem Vollmond nach Frühjahrsbeginn richtet und seine Bestimmung daher für die Kirche besonders wichtig war. So ist zu verstehen, dass die Kirche sich mit dem Thema beschäftigte. Pabst Gregor XIII. erließ am 25. Februar 1582 eine päpstliche Bulle mit neuen Schaltregeln. Danach sind die Jahre, die durch 100 teilbar sind, keine Schaltjahre, es sei denn sie seien auch durch 400 teilbar. Damit ergab sich eine durchschnittliche Jahreslänge von 365,2425 Tagen, was der Länge des tropischen Jahres schon sehr nahe kommt. Der verbleibende Fehler summiert sich erst nach über 3225 Jahren zu einem Tag auf. Um den bis dahin angelaufenen Fehler zu korrigieren bestimmte Gregor XIII., dass zehn Tage übersprungen werden sollten. So folgte in vielen katholischen Ländern auf den 4. Oktober 1582 gleich der 15. Oktober. Andere Länder übernahmen diese Regelung erst später. Da die Schaltkorrektur aber immer in Abständen erfolgt, schwankt die Frühjahrs-Tagundnachtgleiche zwischen dem 19. und 21. März. Kirchlich beginnt der Frühling allerdings immer am 21. März und der Ostersonntag ist am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling. Damit ist der früheste Ostertermin der 22. März und wir liegen diesmal mit dem 23. März ganz nahe dran.

Gerardo Inhester


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Otto J. Pilzer, 2008-03-01