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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im April 2008

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Die Sternkarte ist für den 15. April um 23 Uhr Sommerzeit (MESZ) erstellt und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. Otto Pilzer
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Auch am Sternenhimmel zeigt sich mittlerweile sehr deutlich, dass der Frühling Einzug gehalten hat. Wegen der Zeitumstellung Ende März gilt unsere Sternkarte nun wieder für 23 Uhr Sommerzeit (MESZ). Aber bereits zwei Stunden früher ab 21 Uhr ist es ausreichend dunkel, so dass wir im April unserem Sterngucker-Hobby noch relativ lange frönen können. Wir sollten uns das nicht entgehen lassen, denn in den folgenden Monaten wird die "dunkle Zeit" immer kürzer, bis es schließlich im Juni/Juli nur noch zwischen Mitternacht und 2 Uhr früh nach astronomischen Maßstäben dunkel sein wird.

Wenn wir uns die Hauptsternbilder der vergangenen Monate ins Gedächtnis zurückrufen und am Himmel danach suchen, so stellen wir fest, dass zur Monatsmitte um 23 Uhr nur noch der Fuhrmann, die Zwillinge und der Kleine Hund über dem Westhorizont zu erspähen sind. Die anderen bekannten Wintersternbilder, wie z.B. Orion und Stier, sind bereits versunken.

Lassen wir unseren Blick nun von Westen in südliche Richtung wandern. Entlang der Ekliptik (= scheinbare Sonnenbahn) finden wir von den Zwillingen ausgehend die Tierkreis-Sternbilder Krebs, Löwe und Jungfrau, welche gerade kulminiert und damit ihre größte Höhe im Süden erreicht hat. Bei klarer Sicht und wenig Fremdlicht kann man versuchen, auch die wenig bekannten Sternbilder Rabe, Becher und Sextant zwischen Tierkreis und Südhorizont zu erspähen.

Die ultimative Herausforderung dürfte die Wasserschlage sein. Beginnend mit ihrem Kopf (unterhalb des Krebs) fällt es noch relativ leicht, die Sternreihe bis zum Hauptstern Alphard zu verfolgen. Wie sich ihr Körper unterhalb der Sternbilder Sextant, Becher und Rabe knapp über dem Horizont entlang schlängelt, wird sich uns hingegen nur bei äußerst klarer Luft oder im Hochgebirge erschließen. Aber gerade wegen dieser Schwierigkeit mag es reizvoll sein, sich auch mal mit wenig bekannten Sternbildern auseinander zu setzen.

Eldorado für Galaxien-Jäger

Wesentlich einfacher haben wir es da mit den Sternbildern Bärenhüter und Großer Wagen, die man in Zenitnähe selbst unter ungünstigen Bedingungen mühelos sehen kann. Der Große Wagen ist nur ein Teilausschnitt des größer angelegten Sternbildes Große Bärin, das sich bis zum Luchs und Kleinen Löwen erstreckt (gestrichelte Linien in der Sternkarte). Der ganze Frühlingshimmel einschließlich dem Haar der Berenike öffnet ein gigantisches Fenster ins tiefe Weltall - ein Eldorado für Galaxien-Beobachter! An keiner Stelle des Himmels findet man so zahlreich fremde Welteninseln, die visuell trotzdem noch für Amateure und Hobby-Sterngucker erreichbar sind.

Ursächlich hierfür ist der große Winkelabstand dieses Himmelsareals zum Band unserer eigenen Milchstraße, das momentan knapp über dem Nordhorizont "liegt". Wir blicken hier sozusagen entlang der Drehachse unserer Milchstraße in die Weiten des Alls hinaus und müssen dabei nur wenig "Staub und Schmutz" unserer eigenen Galaxis überwinden. Als Resultat erhalten wir einen ungetrübten Blick auf Objekte, deren Licht oft länger als 60 Millionen Jahre zu uns unterwegs ist (Vergleich: Zum Mond benötigt das Licht nur eine gute Sekunde). Wir blicken hier also in eine Vergangenheit zurück, als die Erde noch von Dinosauriern bewohnt war.

Trotz dieser relativ günstigen Umstände weiß der Galaxien-Beobachter, der sich auf die "Jagd" nach solchen Objekten begibt, dass nur wenige Photonen (Lichtteilchen) seine Netzhaut "kitzeln" werden. Deshalb sind hierfür auch recht große Optiken notwendig (Öffnung ab ca. 20 Zentimeter), um die Objekte mit ausreichender Deutlichkeit wahrnehmen zu können. Die Sternwarte Laufen mit dem 40cm-Instrument ist hierfür also gut gerüstet und die AAL freut sich wie immer auf Ihren Besuch.

Unser Sonnensystem

Zur Beobachtung der Planeten sind Fernrohre ebenfalls gut zu gebrauchen. So kann man mit hoher Vergrößerung einen Blick auf Saturn mit seinem Ringsystem werfen. Wir finden ihn ganz nahe bei Regulus, dem Hauptstern des Löwen. Meist reihen sich auch einige seiner Monde um ihn herum. Da sie zum Teil recht kurze Umlaufzeiten aufweisen, kann man mit etwas Ausdauer schon nach ein paar Stunden gegenseitige Positionsveränderungen feststellen.

Auch unser Nachbarplanet Mars ist in der ersten Nachthälfte noch gut zu beobachten. Er setzt im Laufe des Monats seinen Weg durch die Zwillinge von West nach Ost fort. Ist er zu Monatsbeginn noch bis etwa 3:15 Uhr über dem Horizont, endet die Sichtbarkeit Ende April bereits eine Stunde früher. Von seiner Helligkeit der vergangenen Monate hat er schon viel eingebüßt, trotzdem ist er mit etwa 1 mag noch das hellste Himmelobjekt in den Zwillingen.

Etwa zu der Zeit, wenn sich Mars im Westen verabschiedet, erscheint quasi zum Ausgleich der Riesenplanet Jupiter tief im Südosten auf der Himmelsbühne. Er befindet sich momentan im östlichen Teil des Schützen. Mit 2,4 mag ist er so hell, dass sein Aufgang sogar durch horizontnahe Dunstschichten verfolgt werden kann. Zu Monatsanfang ist das um etwa 3:30 Uhr der Fall, am Ende des Monats bereits eineinhalb Stunden früher.

In der Woche um den 20. April herum wird man in der zweiten Nachthälfte immer wieder von Sternschnuppen der Lyriden überrascht. Die höchsten Raten (bis zu 10 Meteore pro Stunde) sind vor dem Morgengrauen zu erwarten, weil zu dieser Zeit der Radiant im Sternbild Leier sehr hoch steht (nahe Zenit). Die Meteore bewegen sich mit hoher Relativgeschwindigkeit (49 km/s) auf uns zu - sind also vergleichsweise flott unterwegs.

Es gibt also viel Abwechslung im April - am Besten noch mal raus, vor dem "Astro-Sommerloch"!

Bernhard Kindermann


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Otto J. Pilzer, 2008-04-01