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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Monatsthema Mai 2008: "Leben auf dem Mars"

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Das Bild zeigt die Phönix-Sonde mit ihrem Greifarm. Im Hintergrund ist die Sonne zu sehen, die für die nötige Energie sorgt. Quelle: NASA
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Leben auf dem Mars

Der gerade noch amtierende amerikanische Präsident hat vor seiner letzten Wahl anklingen lassen, er wolle eine Reise zum Mars unterstützen. Was reizt die Menschheit an solchen Unternehmungen? Ist ein Leben auf dem Mars überhaupt möglich?

Der Mars ist unser äußerer Nachbarplanet. Der Begriff "Nachbar" hat aber in der Astronomie eine andere Dimension als im täglichen Leben. Der geringste Abstand zur Erde beträgt immerhin 55 Millionen Kilometer. Fahren wir mit einem ICE bei 300km/h diese Strecke, dauert die Reise über 20 Jahre. Mit großen Flugzeugen wie einer Boing 747 oder dem neuen Airbus A-380 würde ein Flug bis zum Mars um die 6 Jahre dauern.

Vielleicht ist die Erforschung des roten Planeten deshalb so interessant, weil er einige Gemeinsamkeiten mit der Erde aufweist. Ein Marstag dauert nur 37 Minuten länger als ein Tag auf der Erde. Allerdings ist der Mars mit einem Äquatorradius von 3.397km (Erde: ca. 6.378km) viel kleiner. Er hat nur 11% der Erdmasse. Eine weitere Gemeinsamkeit mit der Erde ist die geneigte Rotationsachse. Somit sind Mars und Erde die einzigen Planeten in unserem Sonnensystem die Jahreszeiten aufweisen. Schon die frühen Astronomen entdeckten eine durch die Jahreszeiten bedingte Veränderung an den Polkappen vom Mars. Im Herbst und Winter nahm die Eismenge deutlich zu, während sie im Frühjahr und Sommer wieder abschmolz. Über der Schicht von Wassereis befindet sich vermutlich noch eine Schicht von Trockeneis (Kohlendioxid). So entstand auch die Hoffnung, dass der Mars eventuell von Lebewesen besiedelt sein könnte. Denn schon vor langer Zeit waren sich die Forscher bewusst, dass Leben ohne Wasser nicht möglich ist. Auch die gemessenen Temperaturen zwischen plus 20°C und minus 63°C wären für Lebewesen annehmbar. Die ersten Sonden, die vom Mars genauere Daten und Bilder lieferten, brachten aber schnell Ernüchterung. Nirgends konnten Lebewesen gefunden werden. Schon im Jahre 1965 wurden von der Sonde "Mariner 4" die ersten Aufnahmen zur Erde geschickt. Derzeit kreisen 4 Sonden um den Mars, um ihn noch genauer zu erforschen. Mit einem Riesenteleskop lässt sich dabei derzeit immerhin etwas Bewegliches auf der Oberfläche erkennen: Zwar keine biologischen Lebewesen, dafür aber hochentwickelte elektronisch gesteuerte Meisterwerke. Seit 2004 bevölkern zwei Roboter den Mars und schicken beeindruckende Forschungsergebnisse. Spirit und Opportunity müssen zwar des öfteren mit Sandstürmen kämpfen, schlagen sich aber bisher ganz wacker. Die europäische Hoffnung mit dem Namen Beagle II ist leider seit seiner Landung auf dem Planeten verschollen.

Es stellt sich aber immer noch die Frage, ob es außer den beiden von der Erde stammenden Robotern, Lebewesen auf dem Mars gibt. Mit den derzeitigen Forschungsergebnissen muß diese Frage mit Nein beantwortet werden. Die Einschränkung "derzeitig" bedeutet aber auch, dass die Frage noch nicht endgültig beantwortet werden kann.

Warum sollte man dann von der Erde aus den Mars besiedeln? Aus welchem Grund existieren überhaupt solche Pläne? Oder waren es nur Wahlversprechen? Tatsächlich gibt es konkrete Pläne, den Mars mit bemannten Raumfähren von der Erde aus zu besuchen. Auf der einen Seite spielt sicherlich die Erforschung des Nachbarplaneten eine große Rolle, zum anderen soll der Mars als Zwischenstation für weitere Reisen ins All dienen. Der nächste große Schritt zur Erforschung des roten Planeten soll am 25. Mai geschehen. Die NASA will die Sonde Phönix mit 5,7 Kilometer pro Sekunde in dessen Atmosphäre eintreten und unter Beobachtung von drei kreisenden Marssonden den Boden erreichen lassen. Durch die atmosphärische Reibung, einem Fallschirm und Bremsraketen wird die Geschwindigkeit bis zur Landung auf 2,4 Meter pro Sekunde reduziert. Die Forscher haben einen Landeplatz in der Nähe des Nordpols ausgesucht. Gerade die Landung ist der gefährlichste Moment für die Sonde. Sowohl die NASA als auch die ESA haben beim Landevorgang schon Sonden verloren.

Phönix landet viel weiter nördlich als alle bisherigen Sonden, mit dem Ziel, gefrorenes Wasser unter der Oberfläche nachzuweisen. Dazu ist die Sonde mit einem Greifarm ausgestattet, mit dem sie Bodenproben entnehmen kann. Bisher ist die Phönix Mission problemlos verlaufen. Wir können also auf neue Erkenntnisse hoffen.

Auch wenn es auf dem Mars Wasservorräte gibt, wird eine Besiedelung nur mit sehr hohem Aufwand möglich sein. Durch die geringe Größe des Planeten ist auch die Atmosphäre sehr dünn. Der Oberflächendruck beträgt weniger als ein Hundertstel des Erdatmosphärendrucks. Den größten Anteil an der Marsatmosphäre hat das uns bekannte Treibhausgas CO2 mit 95%. Sauerstoff hat nur einen Anteil von 0,13%. Weitere Bestandteile sind noch Stickstoff und Argon.

Mit großer Wahrscheinlichkeit werden wir eine Besiedelung unseres Nachbarplaneten mit Hotels, Geschäften und Wohnhäusern nicht mehr erleben. Die Antwort auf die Fragen nach vorhandenen Lebewesen vielleicht schon noch. Einige Forscher behaupten immer noch, im Marsmeteoriten ALH 84001 Spuren primitiven Lebens entdeckt zu haben. Allerdings werden die Anhänger immer weniger.

Somit sollten wir besser auf unseren Heimatplaneten und unsere Atmosphäre Acht geben, denn ein einfacher Umzug auf einen anderen Planeten ist nicht möglich.

Florian Kronawitter


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Otto J. Pilzer, 2008-05-01