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- Astronomie im Berchtesgadener Land -

Der Sternenhimmel im Mai 2008

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Die abgebildete Sternkarte ist für den 15. Mai um 23 Uhr MESZ (22 Uhr MEZ) erstellt und zeigt den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher. Otto Pilzer
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Der Sternenhimmel im Mai

Mit den steigenden Temperaturen und den länger werdenden Tagen rückt der Sommer immer näher. Geht die Sonne zu Monatsanfang erst um kurz vor sechs Uhr früh auf und um kurz nach halb neun Uhr abends unter, so scheint die Sonne zu Monatsende bereits von ca. 5.15 Uhr früh bis ca. 21.15 Uhr und damit mehr als 16 Stunden. Berücksichtigt man noch die Dämmerungsphase, so ist es nur noch gute viereinhalb Stunden wirklich dunkel.

Solch kurze Nächte sind normalerweise für Astronomen nicht allzu verheißungsvoll, da sich viele Objekte nicht oder nicht besonders gut beobachten lassen. Diesen Monat jedoch findet das lohnendste Himmelsereignis bereits in den Abenddämmerungsstunden statt. Der Götterbote Merkur lässt sich besonders gut zwischen dem 6. und dem 9. Mai am nordwestlichen Horizont beobachten. Normalerweise kann man Merkur nur sehr schwer mit bloßem Auge am Himmel erkennen. Dicht folgt er der Sonne bei ihrem Auf- und Untergang, deren Licht das des Merkur meistens überstrahlt. Als sonnennächster Planet umkreist Merkur in einer mittleren Entfernung von 57,9 Millionen Kilometern die Sonne in 88 Tagen. Mit einer Helligkeit von -0,2mag ist er zwar nicht mehr so hell wie noch zu Monatsanfang mit -0,9mag, dafür weist Merkur von der Erde aus betrachtet einen besonders großen Winkelabstand zur Sonne auf und geht daher erst kurz vor 23 Uhr unter. Im Laufe des Monats nimmt dann seine Helligkeit rapide weiter ab, auch gelangt Merkur kaum mehr über die horizontnahen Dunstschichten hinaus. Am 6. passiert die schmale Mondsichel den sonnennächsten Planeten. Beobachtet man Merkur schließlich durch ein Fernrohr, so fallen einem wie bei Venus und beim Mond dessen Phasen auf: am 9. ist das Merkurscheibchen halb beleuchtet, die so genannte Dichotomie tritt ein.

Ebenfalls am Westhimmel ist der Kriegsgott Mars in der ersten Nachthälfte zu beobachten. Am 5. verlässt er das Sternbild der Zwillinge und wandert in das Tierkreiszeichen des Krebses. Im Laufe des Monats verfrüht sich dabei sein Untergang von anfangs kurz nach halb drei Uhr früh auf kurz vor halb zwei Uhr, wobei dessen Helligkeit auf 1,5mag abnimmt. Am Abend des 10. ergibt sich eine schöne Konstellation, wenn der zunehmende Halbmond an dem roten Planeten vorbeizieht. Jupiter ist der Planet der zweiten Nachthälfte. Am 9. kommt er im Sternbild des Schützen zum Stillstand und beginnt mit seiner Oppositionsschleife. Im Laufe des Monats verfrüht sich sein Aufgang von kurz vor zwei Uhr morgens zu Monatsanfang auf kurz vor Mitternacht zu Monatsende, wobei seine Helligkeit auf -2,6mag zunimmt. Der Riesenplanet ist damit (natürlich neben dem Mond) das mit Abstand hellste Objekt am Nachthimmel. Der Ringplanet Saturn befindet sich im Sternbild des Löwen, wo er ebenfalls zu seiner Oppositionsperiode ansetzt. Seine Helligkeit nimmt im Laufe des Monats leicht von 0,5mag auf 0,7mag ab, der Untergang verlagert sich von kurz nach vier Uhr früh auf kurz nach zwei Uhr vor. In der Nacht vom 12. auf den 13. wandert der zunehmende Halbmond an dem Ringplaneten vorbei.

Neben den Planeten bietet auch der Sternenhimmel wieder schöne Beobachtungsmöglichkeiten. Die Sternenkarte zeigt uns den Nachthimmel zur Monatsmitte um 23 Uhr. Da alle Sterne, wie auch die Sonne, im Osten auf- und im Westen wieder untergehen, ändert sich der sichtbare Himmelsausschnitt während einer Nacht. Zusätzlich wandert die Erde einmal im Jahr um die Sonne. Berücksichtigt man beide Effekte, so zeigt sich, dass unsere Sternenkarte neben der Monatsmitte um 23 Uhr auch für den Monatsanfang eine Stunde später (24 Uhr) sowie für das Monatsende eine Stunde früher (22 Uhr) gültig ist. Die Karte gibt dabei den gesamten sichtbaren Himmel von Horizont zu Horizont zum angegebenen Beobachtungszeitpunkt wieder. Die eingezeichneten Sterne am Kartenrand befinden sich somit knapp über dem Horizont, wohingegen die Sterne in der Mitte der Karte sich senkrecht über dem Beobachter im Zenit befinden. Am Kartenrand sind die Himmelsrichtungen angegeben. Bei der Beobachtung ist die Karte daher so zu drehen, dass sich die Himmelsrichtung, in die man beobachten will, stets unten befindet. Der Sternenhimmel ist nach wie vor von den Frühlingssternbildern geprägt. Das Sternbild des Löwen mit dem hellen Hauptstern Regulus findet man im Westen, noch etwas weiter im Westen befindet sich der Krebs. Das Sternbild des Bärenhüters, auch Bootes genannt, steht mit dem hellen Arcturus als weiteres Frühlingssternbild nahe des Zenits. Tief im Süden leuchtet die Jungfrau mit der hellen Spica, welches sich ebenfalls am besten im Frühling beobachten lässt. Schwieriger zu entdecken ist das weitere, ausgedehnte Frühlingssternbild des Herkules. Im Nordosten lugt schon das Sommerdreieck hervor. Es wird gebildet aus den Sternen Vega in der Leier, Deneb im Schwan und dem noch ganz am Horizont stehenden Altair im Adler. Im Norden befindet sich das markante Sternbild Kassiopeia, das oftmals auch als "Himmels-W" bezeichnet wird. Weiter im Nordwesten nahe des Horizonts kann man den Fuhrmann mit dem Hauptstern Capella und die Zwillinge mit den Hauptsternen Castor und Pollux erkennen.

Um den 20. lassen sich in den Stunden nach Mitternacht vereinzelte Sternschnuppen, scheinbar aus dem Sternbild des Skorpions kommend, beobachten.

Stefan Poller


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Otto J. Pilzer, 2008-05-01