- Astronomie im Berchtesgadener Land - Der Sternenhimmel im Juni 2008Die Sternkarte ist für den 15. Juni um 23 Uhr MESZ (22 Uhr MEZ) und bildet den Sternenhimmel entsprechend am Monatsanfang rund eine Stunde später sowie am Monatsende ca. eine Stunde früher ab. Zu den Objekten "h und chi" im Perseus, M 13 im Herkules und der mit bloßem Auge nicht sichtbaren Galaxie M 53 im Haar der Berenike vgl. den Text. Otto Pilzer [Zum Vergrößern bitte Bild anklicken] Nun ist es wieder so weit: am 21. Juni erreicht die Sonne den höchsten Stand auf ihrer scheinbaren Bahn am Himmel. Die Sonne steht fast 66 Grad hoch am Mittagshimmel und der astronomische Sommer beginnt. Die lauen Sommerabende mit spätem Dämmerungsbeginn haben für Liebhaberastronomen den Nachteil, dass für die nächtliche Beobachtung nur noch knapp 4 Stunden zur Verfügung stehen. Die angenehmen klimatischen Bedingungen entschädigen allerdings für die kurze Nachtzeit. Die Frühlingssternbilder Jungfrau, Löwe und Haar der Berenike im Westen, Bootes und Waage im Süden beherrschen immer noch den abendlichen Sternhimmel. Im Südosten stehen die Sternbilder Skorpion, Schlangenträger und Herkules, im Osten Adler, Schwan und Leier bereit, für die nächsten Monate den Sommersternhimmel zu dominieren. Schön anzusehen und leicht auszumachen ist das Sternbild der nördlichen Krone links vom Bootes. Von den Zirkumpolarsternbildern, also jenen Sternbildern, welche in unseren Breiten das ganze Jahr über zu sehen sind, sind der Große und Kleine Wagen sowie der Drache wegen ihrer großen Höhe über dem Horizont besonders gut zu betrachten. Der zweite Deichselstern Zeta Ursae Maioris, auch Mizar genannt, ist als Doppelstern und Augenprüfer bekannt, weil sein zwölf Bogenminuten entfernter, kleinerer Begleiter Alkor, genannt auch das Reiterlein, mit freiem Auge getrennt wahrgenommen werden kann. Mizar selbst ist in Wirklichkeit ein Vierfach-Sternsystem, Alkor ein Dreifach-System, welche nur mit einem leistungsfähigen Fernrohr und mit Hilfe der Spektralanalyse nachweisbar sind. Das Sternbild Haar der Berenike wird eher selten beschrieben. Für das freie Auge ist es wenig auffällig, weil es keine hellen, dafür aber eine große Zahl schwacher Sterne aufweist. Mehrere Galaxien und einige Sternhaufen, von denen der Messier-Kugelsternhaufen M 53 der hellste ist, kann man hier finden. Vielleicht gelingt es Ihnen in einer absolut klaren Nacht mit einem lichtstarken Fernglas, besser noch mit einem Fernrohr, M 53 als schwachen Nebelfleck zu entdecken. Die anderen Objekte sind Amateuren mit lichtstarken Fernrohren vorbehalten. Bei guter Sicht nach Norden kann man 16 Grad über dem Horizont mit freiem Auge, besser mit einem Fernglas, den Doppelsternhaufen h und chi (NGC 869 und 884) im Perseus ausmachen. Ebenfalls gerade noch mit freiem Auge als schwacher Fleck zu sehen ist der Kugelsternhaufen M 13 im Herkules, auf der Verbindungslinie zwischen den Sternen Zeta und Eta Herculis. Die Sommermilchstrasse macht sich von Südosten bis zur Kassiopeia deutlich bemerkbar. Etwa in Richtung zum Sternbild Schützen blicken wir zum galaktischen Zentrum der Milchstrasse. Wie wir ja wissen, läuft die Bahn unserer Sonne weit außerhalb dieses Zentrums, so dass uns das Band der Milchstrasse um den Schützen herum besonders hell und dicht erscheint, weil wir zum Zentrum der Milchstrasse hinschauen. Im ersten Drittel des Monats sind die Bedingungen für die Sternbeobachtung gut (Neumond am 3. Juni bis zum ersten Viertel am 10. Juni), dann erhellt das Mondlicht den übrigen Himmel so, dass schwache Objekte im Streulicht versinken. Von den Planeten sind Merkur und Venus den ganzen Monat unsichtbar. Mars ist kurz nach Sonnenuntergang im Westen zu sehen. Jupiter nähert sich seiner Opposition, die er im Juli erreicht, und ist dadurch ein Beobachtungsobjekt der ganzen Nacht. Allerdings steigt er nicht all zu hoch über den Horizont empor, so dass der lange Weg der Lichtstrahlen durch die Erdatmosphäre das Jupiter-Abbild im Fernrohr beeinträchtigen kann. Saturn, dessen Opposition zur Sonne bereits Monate zurück liegt, ist im Westen für weniger als zwei Stunden zu beobachten, bevor er in den Horizont eintaucht. Am 8. Juni gesellt sich zu Mars und Saturn die Sichel des zunehmenden Mondes. Zusammen mit Regulus, dem Hauptstern im Löwen, bieten diese vier hellen Objekte ein schönes Bild am Abendhimmel. Ebenso schön anzusehen ist der nahe Vorbeigang des Mondes am gerade am östlichen Abendhimmel des 20. Juni aufgehenden Planeten Jupiter. Uranus ist im Laufe des Monats am Morgenhimmel im Sternbild Wassermann auszumachen (5,9 mag Helligkeit, mit Fernglas zu beobachten). Gegen Ende des Monats geht der Planet bereits um 1:30 Uhr MESZ auf und setzt zur Oppositionsschleife an. Mit einiger Aussicht auf Erfolg lässt sich der Planet Neptun (7,9 mag, nur mit Fernrohr) auf seiner rückläufigen Bahn im Sternbild Steinbock vor Einsetzen der Morgendämmerung im Osten auffinden. Von den allesamt als schwach zu bezeichnenden bzw. schwer zu beobachtenden periodischen Sternschnuppenströmen sind zu erwähnen die Tau-Herkuliden (Radiant: Herkules, 2. Juni), die Libriden (Radiant: Waage, 7./8. Juni), Juni-Lyriden (Radiant: Leier, 11.-21. Juni, vom Mondlicht überstrahlt!), Draconiden (Radiant: Drachen, 27. Juni), Scorpius-Sagittariden (Radiant: Schütze, Maximum 13. Juni, den ganzen Monat, nur wenige pro Stunde). Wer gerne in der Gruppe beobachtet oder zu Hause an schlechten Sichtbedingungen leidet, dem empfehle ich den Besuch einer Sternwarte, z.B. die Sternwarte des Rottmayr-Gymnasiums Laufen. Jeden ersten Samstag im Monat ist die Öffentlichkeit dorthin von der Astronomischen Arbeitsgruppe Laufen e.V. eingeladen. Die Uhrzeit sowie die Themen der Vorträge kann man auch im Internet unter der Adresse http://astronomy.meta.org/ nachschauen. Walter Conrad
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